Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

von dem vorkaufe etc.
gleich haben. Dises haben aeussert sich auf einer-
lei art, oder verschidene weise; im ersten falle eräu-
get sich ein condominium regulare; wenn sie aber
die sache auf unterschidene weise haben, wie bei dem
lehnherrn, und dem vasallen sich erbricht; so ent-
springet daraus ein condominium irregulare, näm-
lich directum, und utile. Hirvon ist die widerver-
einbarung, und zusammenbringung eines ehedem
zusammengehöreten gutes (§ 4293 fg. des 2ten th.
und § 1811 des 3ten th.) zu unterscheiden. Wenn
das gut, und das miteigentum gänzlich geteilet ist;
gleichwohl etwas von dem andern teilhaber ver-
kaufet wird; so kan der abtrib nicht mehr statt fin-
den; wohl aber das vereinbarungsrecht. Mich.
Graß
de dominii reditu legali, Tüb. 1724.

vom abtribe der anliger.
§ 4280

Der anliger heisset: woran mein stück ge-was der anli-
ger bedeutet?

legen ist, auch wohl gerade fort. Man beur-
teilet dises wohl nach dem pfluge, wo ich oben,
und unten umwende mit dem pfluge, da heis-
set es anstösser, oder anwender. Solchemnach
haben die anwender das nachbar-recht eben-
falls. Wo sotaner abtrib hergebracht ist, hat
er seinen guten grund (§ 4283 des 2ten teils).
von Lynker in decis. 791, Gottl. Müller de
retractu ex vicinitate,
Erf. 1723, von Ludolf
P, I obs. 66, von Pufendorf T. III obseru. 41.
Ein pretium affectionis ist kein hinlänglicher grund
zum abtribe. Der richter darf auch dem eifer,
oder neide eines abtreibers nicht gehelen.

§ 4285

von dem vorkaufe ꝛc.
gleich haben. Diſes haben aeuſſert ſich auf einer-
lei art, oder verſchidene weiſe; im erſten falle eraͤu-
get ſich ein condominium regulare; wenn ſie aber
die ſache auf unterſchidene weiſe haben, wie bei dem
lehnherrn, und dem vaſallen ſich erbricht; ſo ent-
ſpringet daraus ein condominium irregulare, naͤm-
lich directum, und utile. Hirvon iſt die widerver-
einbarung, und zuſammenbringung eines ehedem
zuſammengehoͤreten gutes (§ 4293 fg. des 2ten th.
und § 1811 des 3ten th.) zu unterſcheiden. Wenn
das gut, und das miteigentum gaͤnzlich geteilet iſt;
gleichwohl etwas von dem andern teilhaber ver-
kaufet wird; ſo kan der abtrib nicht mehr ſtatt fin-
den; wohl aber das vereinbarungsrecht. Mich.
Graß
de dominii reditu legali, Tuͤb. 1724.

vom abtribe der anliger.
§ 4280

Der anliger heiſſet: woran mein ſtuͤck ge-was der anli-
ger bedeutet?

legen iſt, auch wohl gerade fort. Man beur-
teilet diſes wohl nach dem pfluge, wo ich oben,
und unten umwende mit dem pfluge, da heiſ-
ſet es anſtoͤſſer, oder anwender. Solchemnach
haben die anwender das nachbar-recht eben-
falls. Wo ſotaner abtrib hergebracht iſt, hat
er ſeinen guten grund (§ 4283 des 2ten teils).
von Lynker in deciſ. 791, Gottl. Muͤller de
retractu ex vicinitate,
Erf. 1723, von Ludolf
P, I obſ. 66, von Pufendorf T. III obſeru. 41.
Ein pretium affectionis iſt kein hinlaͤnglicher grund
zum abtribe. Der richter darf auch dem eifer,
oder neide eines abtreibers nicht gehelen.

§ 4285
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1303" n="1279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von dem vorkaufe &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
gleich haben. Di&#x017F;es <hi rendition="#fr">haben</hi> aeu&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ich auf einer-<lb/>
lei art, oder ver&#x017F;chidene wei&#x017F;e; im er&#x017F;ten falle era&#x0364;u-<lb/>
get &#x017F;ich ein condominium regulare; wenn &#x017F;ie aber<lb/>
die &#x017F;ache auf unter&#x017F;chidene wei&#x017F;e haben, wie bei dem<lb/>
lehnherrn, und dem va&#x017F;allen &#x017F;ich erbricht; &#x017F;o ent-<lb/>
&#x017F;pringet daraus ein condominium irregulare, na&#x0364;m-<lb/>
lich directum, und utile. Hirvon i&#x017F;t die widerver-<lb/>
einbarung, und zu&#x017F;ammenbringung eines ehedem<lb/>
zu&#x017F;ammengeho&#x0364;reten gutes (§ 4293 fg. des 2ten th.<lb/>
und § 1811 des 3ten th.) zu unter&#x017F;cheiden. Wenn<lb/>
das gut, und das miteigentum ga&#x0364;nzlich geteilet i&#x017F;t;<lb/>
gleichwohl etwas von dem andern teilhaber ver-<lb/>
kaufet wird; &#x017F;o kan der abtrib nicht mehr &#x017F;tatt fin-<lb/>
den; wohl aber das vereinbarungsrecht. <hi rendition="#fr">Mich.<lb/>
Graß</hi> <hi rendition="#aq">de dominii reditu legali,</hi> Tu&#x0364;b. 1724.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">vom abtribe der anliger.</hi><lb/>
§ 4280</head><lb/>
        <p>Der anliger hei&#x017F;&#x017F;et: woran mein &#x017F;tu&#x0364;ck ge-<note place="right">was der anli-<lb/>
ger bedeutet?</note><lb/>
legen i&#x017F;t, auch wohl gerade fort. Man beur-<lb/>
teilet di&#x017F;es wohl nach dem pfluge, wo ich oben,<lb/>
und unten umwende mit dem pfluge, da hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et es an&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, oder anwender. Solchemnach<lb/>
haben die anwender das nachbar-recht eben-<lb/>
falls. Wo &#x017F;otaner abtrib hergebracht i&#x017F;t, hat<lb/>
er &#x017F;einen guten grund (§ 4283 des 2ten teils).<lb/><hi rendition="#fr">von Lynker</hi> in <hi rendition="#aq">deci&#x017F;.</hi> 791, <hi rendition="#fr">Gottl. Mu&#x0364;ller</hi> <hi rendition="#aq">de<lb/>
retractu ex vicinitate,</hi> Erf. 1723, <hi rendition="#fr">von Ludolf</hi><lb/><hi rendition="#aq">P, I ob&#x017F;.</hi> 66, <hi rendition="#fr">von Pufendorf</hi> <hi rendition="#aq">T. III ob&#x017F;eru.</hi> 41.<lb/>
Ein <hi rendition="#aq">pretium affectionis</hi> i&#x017F;t kein hinla&#x0364;nglicher grund<lb/>
zum abtribe. Der richter darf auch dem eifer,<lb/>
oder neide eines abtreibers nicht gehelen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§ 4285</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1279/1303] von dem vorkaufe ꝛc. gleich haben. Diſes haben aeuſſert ſich auf einer- lei art, oder verſchidene weiſe; im erſten falle eraͤu- get ſich ein condominium regulare; wenn ſie aber die ſache auf unterſchidene weiſe haben, wie bei dem lehnherrn, und dem vaſallen ſich erbricht; ſo ent- ſpringet daraus ein condominium irregulare, naͤm- lich directum, und utile. Hirvon iſt die widerver- einbarung, und zuſammenbringung eines ehedem zuſammengehoͤreten gutes (§ 4293 fg. des 2ten th. und § 1811 des 3ten th.) zu unterſcheiden. Wenn das gut, und das miteigentum gaͤnzlich geteilet iſt; gleichwohl etwas von dem andern teilhaber ver- kaufet wird; ſo kan der abtrib nicht mehr ſtatt fin- den; wohl aber das vereinbarungsrecht. Mich. Graß de dominii reditu legali, Tuͤb. 1724. vom abtribe der anliger. § 4280 Der anliger heiſſet: woran mein ſtuͤck ge- legen iſt, auch wohl gerade fort. Man beur- teilet diſes wohl nach dem pfluge, wo ich oben, und unten umwende mit dem pfluge, da heiſ- ſet es anſtoͤſſer, oder anwender. Solchemnach haben die anwender das nachbar-recht eben- falls. Wo ſotaner abtrib hergebracht iſt, hat er ſeinen guten grund (§ 4283 des 2ten teils). von Lynker in deciſ. 791, Gottl. Muͤller de retractu ex vicinitate, Erf. 1723, von Ludolf P, I obſ. 66, von Pufendorf T. III obſeru. 41. Ein pretium affectionis iſt kein hinlaͤnglicher grund zum abtribe. Der richter darf auch dem eifer, oder neide eines abtreibers nicht gehelen. was der anli- ger bedeutet? § 4285

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1303
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1303>, abgerufen am 22.11.2024.