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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III buch, LIV haubtstück,
fer B. stand die actio mandati 30 jare offen, um
den W. zu belangen, damit er ihm die halbscheid
des gutes abtreten müsse: oder der W. hatte er-
weißlich zu machen: daß der B. ihm seine hälfte
wirklich überlassen habe, welches auch bei einem
bevollmächtigten, wie der W. war, erfodert wird.
Und wenn auch die übergabe einem verdeck-
ten gewalthaber geschihet; so ist dennoch diser sei-
nem gewaltgeber verhaftet: das erhandelte zu über-
geben. Hergegen, wenn der verkäufer gewußt
hätte: daß der W. wegen der hälfte ein bevoll-
mächtigter des B. gewesen wäre; so hätte alsdann
der B. das eigentum erlanget. Woraus demnach
sich ergibet: daß wegen mangels der übergabe der
B. und nun dessen tochter Bl. das eigentum der
für ihn erkaufeten hälfte des Ph. gutes noch
zur zeit nicht erlanget haben; iedoch der W. zur
übergebung derselben verbunden sey. Und obschon
das heimliche, und verborgene in den rechten nicht
allemal grosse gunst verdinet, Joh. Frid. Rhetius
de occultis cap 1, 2, T. VIIII oper. Stryk s. 198
fg., Joh. Frid. Winkler de occulto § 32 fg.,
1707, 4t; iedoch schadet bei einem handel, wenn
solcher heimlich abgeschlossen, und gehalten wird,
die verheimlichung, nach der regel, nichts, Stryk
de cautelis contract. cap. 4 § 14 s. 24 T. XIII opp.
1752 fol.; sondern gehöret unter die regeln der
klugheit, und zu den gattungen des doli boni, Ev.
Otto
de dolo bono, cap. 2 § 13 s. 545 diss.
1723, 4t. Jmmittels muß der W. die hälfte des
eigentumes am Ph. gute der Bl. gerichtlich auflas-
sen, und es diser übergeben, oder, welches einerlei
ist, mit diser bei dem gerichte um die bestätigung zu
bitten hat, oder wie man allda redet: sich enterben
(§ 4154). Wegen der übergabe bitet sich der Bl.
die actio mandati wider den W. dar, um disen zur

über-

III buch, LIV haubtſtuͤck,
fer B. ſtand die actio mandati 30 jare offen, um
den W. zu belangen, damit er ihm die halbſcheid
des gutes abtreten muͤſſe: oder der W. hatte er-
weißlich zu machen: daß der B. ihm ſeine haͤlfte
wirklich uͤberlaſſen habe, welches auch bei einem
bevollmaͤchtigten, wie der W. war, erfodert wird.
Und wenn auch die uͤbergabe einem verdeck-
ten gewalthaber geſchihet; ſo iſt dennoch diſer ſei-
nem gewaltgeber verhaftet: das erhandelte zu uͤber-
geben. Hergegen, wenn der verkaͤufer gewußt
haͤtte: daß der W. wegen der haͤlfte ein bevoll-
maͤchtigter des B. geweſen waͤre; ſo haͤtte alsdann
der B. das eigentum erlanget. Woraus demnach
ſich ergibet: daß wegen mangels der uͤbergabe der
B. und nun deſſen tochter Bl. das eigentum der
fuͤr ihn erkaufeten haͤlfte des Ph. gutes noch
zur zeit nicht erlanget haben; iedoch der W. zur
uͤbergebung derſelben verbunden ſey. Und obſchon
das heimliche, und verborgene in den rechten nicht
allemal groſſe gunſt verdinet, Joh. Frid. Rhetius
de occultis cap 1, 2, T. VIIII oper. Stryk ſ. 198
fg., Joh. Frid. Winkler de occulto § 32 fg.,
1707, 4t; iedoch ſchadet bei einem handel, wenn
ſolcher heimlich abgeſchloſſen, und gehalten wird,
die verheimlichung, nach der regel, nichts, Stryk
de cautelis contract. cap. 4 § 14 ſ. 24 T. XIII opp.
1752 fol.; ſondern gehoͤret unter die regeln der
klugheit, und zu den gattungen des doli boni, Ev.
Otto
de dolo bono, cap. 2 § 13 ſ. 545 diſſ.
1723, 4t. Jmmittels muß der W. die haͤlfte des
eigentumes am Ph. gute der Bl. gerichtlich auflaſ-
ſen, und es diſer uͤbergeben, oder, welches einerlei
iſt, mit diſer bei dem gerichte um die beſtaͤtigung zu
bitten hat, oder wie man allda redet: ſich enterben
(§ 4154). Wegen der uͤbergabe bitet ſich der Bl.
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[1270/1294] III buch, LIV haubtſtuͤck, fer B. ſtand die actio mandati 30 jare offen, um den W. zu belangen, damit er ihm die halbſcheid des gutes abtreten muͤſſe: oder der W. hatte er- weißlich zu machen: daß der B. ihm ſeine haͤlfte wirklich uͤberlaſſen habe, welches auch bei einem bevollmaͤchtigten, wie der W. war, erfodert wird. Und wenn auch die uͤbergabe einem verdeck- ten gewalthaber geſchihet; ſo iſt dennoch diſer ſei- nem gewaltgeber verhaftet: das erhandelte zu uͤber- geben. Hergegen, wenn der verkaͤufer gewußt haͤtte: daß der W. wegen der haͤlfte ein bevoll- maͤchtigter des B. geweſen waͤre; ſo haͤtte alsdann der B. das eigentum erlanget. Woraus demnach ſich ergibet: daß wegen mangels der uͤbergabe der B. und nun deſſen tochter Bl. das eigentum der fuͤr ihn erkaufeten haͤlfte des Ph. gutes noch zur zeit nicht erlanget haben; iedoch der W. zur uͤbergebung derſelben verbunden ſey. Und obſchon das heimliche, und verborgene in den rechten nicht allemal groſſe gunſt verdinet, Joh. Frid. Rhetius de occultis cap 1, 2, T. VIIII oper. Stryk ſ. 198 fg., Joh. Frid. Winkler de occulto § 32 fg., 1707, 4t; iedoch ſchadet bei einem handel, wenn ſolcher heimlich abgeſchloſſen, und gehalten wird, die verheimlichung, nach der regel, nichts, Stryk de cautelis contract. cap. 4 § 14 ſ. 24 T. XIII opp. 1752 fol.; ſondern gehoͤret unter die regeln der klugheit, und zu den gattungen des doli boni, Ev. Otto de dolo bono, cap. 2 § 13 ſ. 545 diſſ. 1723, 4t. Jmmittels muß der W. die haͤlfte des eigentumes am Ph. gute der Bl. gerichtlich auflaſ- ſen, und es diſer uͤbergeben, oder, welches einerlei iſt, mit diſer bei dem gerichte um die beſtaͤtigung zu bitten hat, oder wie man allda redet: ſich enterben (§ 4154). Wegen der uͤbergabe bitet ſich der Bl. die actio mandati wider den W. dar, um diſen zur uͤber-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1294>, abgerufen am 22.11.2024.