Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

III buch, LXIV haubtstück,
ches ermäßiget; und dann es in rücksicht auf die
schuzrede der verkürzung, welche eines teiles vom
verkäufer, andern teiles vom contradictor vorge-
schüzet worden ist, allerdings angehet: daß ein ver-
kürzeter verkäufer zur erfüllung des kaufhandels
klaget, die einrede der verlezung über die hälfte vor-
schüzen könne. Disem nach muß der curator litis
erweisen: daß der verkäufer, als gemeiner schulde-
ner, nicht einmal halb sovil am kaufgelte empfan-
gen habe, als das verkaufete holz, nach marktgän-
gigen preisse, wehrt war; worauf der verkäufer
das kaufgelt, nebst 5 vom 100 an interesse dem
käufer von zeit des urtels wider erstattet, Lauter-
bach
im colleg. theor. pract. p lib. 18 tit. 5 § 49,
Heinr. von Cocceji de elect. rei conuenti ex enor-
mi laesione, sect. II.
dafern der contradictor nicht
die übergrosse verlezungen erweiset; in welchem falle
eine vermutete gefärde auf den käufer fället; mit-
hin er den erlittenen schaden sich selbst beizumessen
hat, Stryk im vsu mod. p lib. 18 tit. 5 § 8; wi-
wohl, wo ein dolus sich äussert, es keiner verkür-
zung über die hälfte bedarf; sondern eine geringe-
re verlezung den kaufhandel umstösset, von Leyser
T. III. med. s. 574, Joh. Andr. Hannesen de im-
modica laesione eiusque probatione inprimis per
testes caute instituenda
§ 4 § 18 fg. s. 3 fg. s. 22. Der
dolus deutet an: 1) eine iede verkürzung, und wird
eingeteilet in die gesärde aus fürsaze, und aus der
sache, 2) der dolus insgemein zeiget an: ein jedes
fürhaben, den andern zu berücken, 3) der dolus im
besonderen verstande wird von den berückungen
in den contracten gebrauchet; mithin wird er 4)
dem dolo bei den verbrechen entgegen gestellet, so-
dann begreifet 5) der dolus im ganz besonderen
verstande die list, und überredung, da iemand durch
überredung, und verstellung zu einem irrtume ver-

leitet,

III buch, LXIV haubtſtuͤck,
ches ermaͤßiget; und dann es in ruͤckſicht auf die
ſchuzrede der verkuͤrzung, welche eines teiles vom
verkaͤufer, andern teiles vom contradictor vorge-
ſchuͤzet worden iſt, allerdings angehet: daß ein ver-
kuͤrzeter verkaͤufer zur erfuͤllung des kaufhandels
klaget, die einrede der verlezung uͤber die haͤlfte vor-
ſchuͤzen koͤnne. Diſem nach muß der curator litis
erweiſen: daß der verkaͤufer, als gemeiner ſchulde-
ner, nicht einmal halb ſovil am kaufgelte empfan-
gen habe, als das verkaufete holz, nach marktgaͤn-
gigen preiſſe, wehrt war; worauf der verkaͤufer
das kaufgelt, nebſt 5 vom 100 an intereſſe dem
kaͤufer von zeit des urtels wider erſtattet, Lauter-
bach
im colleg. theor. pract. π lib. 18 tit. 5 § 49,
Heinr. von Cocceji de elect. rei conuenti ex enor-
mi laeſione, ſect. II.
dafern der contradictor nicht
die uͤbergroſſe verlezungen erweiſet; in welchem falle
eine vermutete gefaͤrde auf den kaͤufer faͤllet; mit-
hin er den erlittenen ſchaden ſich ſelbſt beizumeſſen
hat, Stryk im vſu mod. π lib. 18 tit. 5 § 8; wi-
wohl, wo ein dolus ſich aͤuſſert, es keiner verkuͤr-
zung uͤber die haͤlfte bedarf; ſondern eine geringe-
re verlezung den kaufhandel umſtoͤſſet, von Leyſer
T. III. med. ſ. 574, Joh. Andr. Hanneſen de im-
modica laeſione eiusque probatione inprimis per
teſtes caute inſtituenda
§ 4 § 18 fg. ſ. 3 fg. ſ. 22. Der
dolus deutet an: 1) eine iede verkuͤrzung, und wird
eingeteilet in die geſaͤrde aus fuͤrſaze, und aus der
ſache, 2) der dolus insgemein zeiget an: ein jedes
fuͤrhaben, den andern zu beruͤcken, 3) der dolus im
beſonderen verſtande wird von den beruͤckungen
in den contracten gebrauchet; mithin wird er 4)
dem dolo bei den verbrechen entgegen geſtellet, ſo-
dann begreifet 5) der dolus im ganz beſonderen
verſtande die liſt, und uͤberredung, da iemand durch
uͤberredung, und verſtellung zu einem irrtume ver-

leitet,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1290" n="1266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> buch, <hi rendition="#aq">LXIV</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
ches erma&#x0364;ßiget; und dann es in ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf die<lb/>
&#x017F;chuzrede der verku&#x0364;rzung, welche eines teiles vom<lb/>
verka&#x0364;ufer, andern teiles vom contradictor vorge-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;zet worden i&#x017F;t, allerdings angehet: daß ein ver-<lb/>
ku&#x0364;rzeter verka&#x0364;ufer zur erfu&#x0364;llung des kaufhandels<lb/>
klaget, die einrede der verlezung u&#x0364;ber die ha&#x0364;lfte vor-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;zen ko&#x0364;nne. Di&#x017F;em nach muß der curator litis<lb/>
erwei&#x017F;en: daß der verka&#x0364;ufer, als gemeiner &#x017F;chulde-<lb/>
ner, nicht einmal halb &#x017F;ovil am kaufgelte empfan-<lb/>
gen habe, als das verkaufete holz, nach marktga&#x0364;n-<lb/>
gigen prei&#x017F;&#x017F;e, wehrt war; worauf der verka&#x0364;ufer<lb/>
das kaufgelt, neb&#x017F;t 5 vom 100 an intere&#x017F;&#x017F;e dem<lb/>
ka&#x0364;ufer von zeit des urtels wider er&#x017F;tattet, <hi rendition="#fr">Lauter-<lb/>
bach</hi> im <hi rendition="#aq">colleg. theor. pract. &#x03C0; lib. 18 tit.</hi> 5 § 49,<lb/><hi rendition="#fr">Heinr. von Cocceji</hi> <hi rendition="#aq">de elect. rei conuenti ex enor-<lb/>
mi lae&#x017F;ione, &#x017F;ect. II.</hi> dafern der contradictor nicht<lb/>
die u&#x0364;bergro&#x017F;&#x017F;e verlezungen erwei&#x017F;et; in welchem falle<lb/>
eine vermutete gefa&#x0364;rde auf den ka&#x0364;ufer fa&#x0364;llet; mit-<lb/>
hin er den erlittenen &#x017F;chaden &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t beizume&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hat, <hi rendition="#fr">Stryk</hi> im <hi rendition="#aq">v&#x017F;u mod. &#x03C0; lib. 18 tit.</hi> 5 § 8; wi-<lb/>
wohl, wo ein dolus &#x017F;ich a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert, es keiner verku&#x0364;r-<lb/>
zung u&#x0364;ber die ha&#x0364;lfte bedarf; &#x017F;ondern eine geringe-<lb/>
re verlezung den kaufhandel um&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, <hi rendition="#fr">von Ley&#x017F;er</hi><lb/><hi rendition="#aq">T. III. med.</hi> &#x017F;. 574, <hi rendition="#fr">Joh. Andr. Hanne&#x017F;en</hi> <hi rendition="#aq">de im-<lb/>
modica lae&#x017F;ione eiusque probatione inprimis per<lb/>
te&#x017F;tes caute in&#x017F;tituenda</hi> § 4 § 18 fg. &#x017F;. 3 fg. &#x017F;. 22. Der<lb/>
dolus deutet an: 1) eine iede verku&#x0364;rzung, und wird<lb/>
eingeteilet in die ge&#x017F;a&#x0364;rde aus fu&#x0364;r&#x017F;aze, und aus der<lb/>
&#x017F;ache, 2) der dolus insgemein zeiget an: ein jedes<lb/>
fu&#x0364;rhaben, den andern zu beru&#x0364;cken, 3) der dolus im<lb/>
be&#x017F;onderen ver&#x017F;tande wird von den beru&#x0364;ckungen<lb/>
in den contracten gebrauchet; mithin wird er 4)<lb/>
dem dolo bei den verbrechen entgegen ge&#x017F;tellet, &#x017F;o-<lb/>
dann begreifet 5) der dolus im ganz be&#x017F;onderen<lb/>
ver&#x017F;tande die li&#x017F;t, und u&#x0364;berredung, da iemand durch<lb/>
u&#x0364;berredung, und ver&#x017F;tellung zu einem irrtume ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leitet,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1266/1290] III buch, LXIV haubtſtuͤck, ches ermaͤßiget; und dann es in ruͤckſicht auf die ſchuzrede der verkuͤrzung, welche eines teiles vom verkaͤufer, andern teiles vom contradictor vorge- ſchuͤzet worden iſt, allerdings angehet: daß ein ver- kuͤrzeter verkaͤufer zur erfuͤllung des kaufhandels klaget, die einrede der verlezung uͤber die haͤlfte vor- ſchuͤzen koͤnne. Diſem nach muß der curator litis erweiſen: daß der verkaͤufer, als gemeiner ſchulde- ner, nicht einmal halb ſovil am kaufgelte empfan- gen habe, als das verkaufete holz, nach marktgaͤn- gigen preiſſe, wehrt war; worauf der verkaͤufer das kaufgelt, nebſt 5 vom 100 an intereſſe dem kaͤufer von zeit des urtels wider erſtattet, Lauter- bach im colleg. theor. pract. π lib. 18 tit. 5 § 49, Heinr. von Cocceji de elect. rei conuenti ex enor- mi laeſione, ſect. II. dafern der contradictor nicht die uͤbergroſſe verlezungen erweiſet; in welchem falle eine vermutete gefaͤrde auf den kaͤufer faͤllet; mit- hin er den erlittenen ſchaden ſich ſelbſt beizumeſſen hat, Stryk im vſu mod. π lib. 18 tit. 5 § 8; wi- wohl, wo ein dolus ſich aͤuſſert, es keiner verkuͤr- zung uͤber die haͤlfte bedarf; ſondern eine geringe- re verlezung den kaufhandel umſtoͤſſet, von Leyſer T. III. med. ſ. 574, Joh. Andr. Hanneſen de im- modica laeſione eiusque probatione inprimis per teſtes caute inſtituenda § 4 § 18 fg. ſ. 3 fg. ſ. 22. Der dolus deutet an: 1) eine iede verkuͤrzung, und wird eingeteilet in die geſaͤrde aus fuͤrſaze, und aus der ſache, 2) der dolus insgemein zeiget an: ein jedes fuͤrhaben, den andern zu beruͤcken, 3) der dolus im beſonderen verſtande wird von den beruͤckungen in den contracten gebrauchet; mithin wird er 4) dem dolo bei den verbrechen entgegen geſtellet, ſo- dann begreifet 5) der dolus im ganz beſonderen verſtande die liſt, und uͤberredung, da iemand durch uͤberredung, und verſtellung zu einem irrtume ver- leitet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1290
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1290>, abgerufen am 22.11.2024.