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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den verbriften handelungen.
und fast zum teile vom moder beleidigten gestalt
einen glauben verdinen; mithin recognoscibel sind?
die antwort ist: das alter, und der moder einer ur-
kunde benimmt derselben den glauben nicht (§ 3930,
n. 1 des 2ten th.), Joh. Ferd. Wilh. Brandt de
natura bon. auit. cap.
4. Derohalben kan eine sol-
che urkunde für eine scarteke nicht angegeben wer-
den (§ 3940 des 2ten th.); sondern stehet zu re-
cognosciren, und es kan die zerstossung derselben
sogar den executiv-proceß nicht hemmen, Rivinus
in enunc iur. tit. 25 § 23 s. 983, von Wernher
P. VI obs. 407. Bei fürstlichen archiven ist öfters
nötig: daß ein gemäuer, und darin in eisernen ka-
sten aufbewarete pergamene, oder papirne brife,
und diplomata am kolenfeuer getrocknet werden
müssen, oder man die stücke in händen behält, und
das andere zu boden fället, auch zulezt die urkun-
den durch kunst wider zusammenkleben muß; gleich-
wohl verliren sie dadurch iren glauben nicht. Ob
aber eine alte schrift, welche weder ein datum, noch
eine unterschrift zeiget, anzuerkennensei? Der man-
gel des datum machet, nach der regel, keinen haubt-
feler aus, von Leyser specim. 265 med. 1 s. 1017
T. 4, Eckhart in introduct. in rem diplom. sect. III
cap.
6; darnebst gebäret die weggeblibene unter-
schrift um deswegen keinen haubtfeler; in betracht
der Teutsche von der unterschrift nichts wußte;
sondern, wenn etwas erhebliches ausgefertiget wur-
de, war man mit anhängung des sigels zufriden
(§ 3698 fg.). Dahingegen gebraucheten die alte
Kaiser an statt der unterschrift, die monogramma-
ta, oder handzeichen, welche bis auf die zeiten Kai-
ser Friderichs III fortdauerte, Gottfr. Leonh.
Baudis
monogramm. analysis, in der kupfertafel
1737, 4t. Zu den urkunden gehören auch die
handfesten, Dreyer de variis cod. iur. germ. deno-

minat.
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von den verbriften handelungen.
und faſt zum teile vom moder beleidigten geſtalt
einen glauben verdinen; mithin recognoſcibel ſind?
die antwort iſt: das alter, und der moder einer ur-
kunde benimmt derſelben den glauben nicht (§ 3930,
n. 1 des 2ten th.), Joh. Ferd. Wilh. Brandt de
naturá bon. auit. cap.
4. Derohalben kan eine ſol-
che urkunde fuͤr eine ſcarteke nicht angegeben wer-
den (§ 3940 des 2ten th.); ſondern ſtehet zu re-
cognoſciren, und es kan die zerſtoſſung derſelben
ſogar den executiv-proceß nicht hemmen, Rivinus
in enunc iur. tit. 25 § 23 ſ. 983, von Wernher
P. VI obſ. 407. Bei fuͤrſtlichen archiven iſt oͤfters
noͤtig: daß ein gemaͤuer, und darin in eiſernen ka-
ſten aufbewarete pergamene, oder papirne brife,
und diplomata am kolenfeuer getrocknet werden
muͤſſen, oder man die ſtuͤcke in haͤnden behaͤlt, und
das andere zu boden faͤllet, auch zulezt die urkun-
den durch kunſt wider zuſammenkleben muß; gleich-
wohl verliren ſie dadurch iren glauben nicht. Ob
aber eine alte ſchrift, welche weder ein datum, noch
eine unterſchrift zeiget, anzuerkennenſei? Der man-
gel des datum machet, nach der regel, keinen haubt-
feler aus, von Leyſer ſpecim. 265 med. 1 ſ. 1017
T. 4, Eckhart in introduct. in rem diplom. ſect. III
cap.
6; darnebſt gebaͤret die weggeblibene unter-
ſchrift um deswegen keinen haubtfeler; in betracht
der Teutſche von der unterſchrift nichts wußte;
ſondern, wenn etwas erhebliches ausgefertiget wur-
de, war man mit anhaͤngung des ſigels zufriden
(§ 3698 fg.). Dahingegen gebraucheten die alte
Kaiſer an ſtatt der unterſchrift, die monogramma-
ta, oder handzeichen, welche bis auf die zeiten Kai-
ſer Friderichs III fortdauerte, Gottfr. Leonh.
Baudis
monogramm. analyſis, in der kupfertafel
1737, 4t. Zu den urkunden gehoͤren auch die
handfeſten, Dreyer de variis cod. iur. germ. deno-

minat.
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[1237/1261] von den verbriften handelungen. und faſt zum teile vom moder beleidigten geſtalt einen glauben verdinen; mithin recognoſcibel ſind? die antwort iſt: das alter, und der moder einer ur- kunde benimmt derſelben den glauben nicht (§ 3930, n. 1 des 2ten th.), Joh. Ferd. Wilh. Brandt de naturá bon. auit. cap. 4. Derohalben kan eine ſol- che urkunde fuͤr eine ſcarteke nicht angegeben wer- den (§ 3940 des 2ten th.); ſondern ſtehet zu re- cognoſciren, und es kan die zerſtoſſung derſelben ſogar den executiv-proceß nicht hemmen, Rivinus in enunc iur. tit. 25 § 23 ſ. 983, von Wernher P. VI obſ. 407. Bei fuͤrſtlichen archiven iſt oͤfters noͤtig: daß ein gemaͤuer, und darin in eiſernen ka- ſten aufbewarete pergamene, oder papirne brife, und diplomata am kolenfeuer getrocknet werden muͤſſen, oder man die ſtuͤcke in haͤnden behaͤlt, und das andere zu boden faͤllet, auch zulezt die urkun- den durch kunſt wider zuſammenkleben muß; gleich- wohl verliren ſie dadurch iren glauben nicht. Ob aber eine alte ſchrift, welche weder ein datum, noch eine unterſchrift zeiget, anzuerkennenſei? Der man- gel des datum machet, nach der regel, keinen haubt- feler aus, von Leyſer ſpecim. 265 med. 1 ſ. 1017 T. 4, Eckhart in introduct. in rem diplom. ſect. III cap. 6; darnebſt gebaͤret die weggeblibene unter- ſchrift um deswegen keinen haubtfeler; in betracht der Teutſche von der unterſchrift nichts wußte; ſondern, wenn etwas erhebliches ausgefertiget wur- de, war man mit anhaͤngung des ſigels zufriden (§ 3698 fg.). Dahingegen gebraucheten die alte Kaiſer an ſtatt der unterſchrift, die monogramma- ta, oder handzeichen, welche bis auf die zeiten Kai- ſer Friderichs III fortdauerte, Gottfr. Leonh. Baudis monogramm. analyſis, in der kupfertafel 1737, 4t. Zu den urkunden gehoͤren auch die handfeſten, Dreyer de variis cod. iur. germ. deno- minat. J i i i 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1261>, abgerufen am 22.11.2024.