pacto tertii quaesito, Jena 1706, Boehmerde iure ex pacto tertii quaesito, Halle 1735, und in exer- cit. ad p T. II s. 256 fg. Disem nach war es ein giltiges versprechen, welches der Kaiser im Osna- brückischen fridensschlusse art. V § 38 wegen der Schlesier etc. tat, wofür es auch Schweden gehal- ten hat; ob es schon der kaiser nachher für un- kräftig achten wollte. Denn ich sehe nicht auf die blossen worte, und den ursprung allein; sondern ob der andere, welchem etwas versprochen worden ist, ein begründetes recht erlangen soll, oder über- kommen habe. Wenn nun aber das versprechen dunkel seyn sollte; so hat der Kaiser, welcher nicht deutlich geredet hat, die regel des römischen rechtes wider sich: Wer deutlicher sich hätte ausdrucken, und reden sollen, solches aber nicht getan hat, wi- der den ist die auslegung zu machen, Just. Hen- ning Boehmerde interpretat. contra eum facien- da qui clarius loqui debuisset, Halle 1700, und T. II exerc. ad p s. 365. Und eben dise regel hat ein verkäuffer, auch verpachter wider sich, wenn sie in irem kauf oder pachthandel, sich nicht deutlich ge- nug heraus gelassen haben. Solchemnach war obiges versprechen ein geding, und nicht als ein precarium anzusehen, die Schlesier erhilten dar- aus ein recht, in absicht auf die ausübung der re- ligion.
Drittes haubtstück von der treue, und dem glauben bei den verbindungen der Teutschen. § 3505
Das wort: treue, hat an sich nicht allein seine besondere bedeutung, und wirkung; sondern
sie
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von verſprechungen eines dritten.
pacto tertii quaeſito, Jena 1706, Boehmerde iure ex pacto tertii quaeſito, Halle 1735, und in exer- cit. ad π T. II ſ. 256 fg. Diſem nach war es ein giltiges verſprechen, welches der Kaiſer im Osna- bruͤckiſchen fridensſchluſſe art. V § 38 wegen der Schleſier ꝛc. tat, wofuͤr es auch Schweden gehal- ten hat; ob es ſchon der kaiſer nachher fuͤr un- kraͤftig achten wollte. Denn ich ſehe nicht auf die bloſſen worte, und den urſprung allein; ſondern ob der andere, welchem etwas verſprochen worden iſt, ein begruͤndetes recht erlangen ſoll, oder uͤber- kommen habe. Wenn nun aber das verſprechen dunkel ſeyn ſollte; ſo hat der Kaiſer, welcher nicht deutlich geredet hat, die regel des roͤmiſchen rechtes wider ſich: Wer deutlicher ſich haͤtte ausdrucken, und reden ſollen, ſolches aber nicht getan hat, wi- der den iſt die auslegung zu machen, Juſt. Hen- ning Boehmerde interpretat. contra eum facien- da qui clarius loqui debuiſſet, Halle 1700, und T. II exerc. ad π ſ. 365. Und eben diſe regel hat ein verkaͤuffer, auch verpachter wider ſich, wenn ſie in irem kauf oder pachthandel, ſich nicht deutlich ge- nug heraus gelaſſen haben. Solchemnach war obiges verſprechen ein geding, und nicht als ein precarium anzuſehen, die Schleſier erhilten dar- aus ein recht, in abſicht auf die ausuͤbung der re- ligion.
Drittes haubtſtuͤck von der treue, und dem glauben bei den verbindungen der Teutſchen. § 3505
Das wort: treue, hat an ſich nicht allein ſeine beſondere bedeutung, und wirkung; ſondern
ſie
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von verſprechungen eines dritten.
pacto tertii quaeſito, Jena 1706, Boehmer de iure
ex pacto tertii quaeſito, Halle 1735, und in exer-
cit. ad π T. II ſ. 256 fg. Diſem nach war es ein
giltiges verſprechen, welches der Kaiſer im Osna-
bruͤckiſchen fridensſchluſſe art. V § 38 wegen der
Schleſier ꝛc. tat, wofuͤr es auch Schweden gehal-
ten hat; ob es ſchon der kaiſer nachher fuͤr un-
kraͤftig achten wollte. Denn ich ſehe nicht auf die
bloſſen worte, und den urſprung allein; ſondern
ob der andere, welchem etwas verſprochen worden
iſt, ein begruͤndetes recht erlangen ſoll, oder uͤber-
kommen habe. Wenn nun aber das verſprechen
dunkel ſeyn ſollte; ſo hat der Kaiſer, welcher nicht
deutlich geredet hat, die regel des roͤmiſchen rechtes
wider ſich: Wer deutlicher ſich haͤtte ausdrucken,
und reden ſollen, ſolches aber nicht getan hat, wi-
der den iſt die auslegung zu machen, Juſt. Hen-
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da qui clarius loqui debuiſſet, Halle 1700, und T.
II exerc. ad π ſ. 365. Und eben diſe regel hat ein
verkaͤuffer, auch verpachter wider ſich, wenn ſie in
irem kauf oder pachthandel, ſich nicht deutlich ge-
nug heraus gelaſſen haben. Solchemnach war
obiges verſprechen ein geding, und nicht als ein
precarium anzuſehen, die Schleſier erhilten dar-
aus ein recht, in abſicht auf die ausuͤbung der re-
ligion.
Drittes haubtſtuͤck
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1213>, abgerufen am 22.11.2024.
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