den aussaz in Teutschlande, welchen man die misel- sucht (masel, meselsucht) nennete, sihe den Schil- ter in gloss., den Wachter unter dem worte: mas, masel, sp. 1054, das von Senkenbergischecorp. iur. Germ. th. I, s. 300, den von der Lahr s. 66. Die redensart: suck, sucht etc bedeutet bei den Teutschen einen feler, gebrechen, eine krankheit. Daher kömmt das suckbett, sichbett, von Sen- kenberg am a. o. s. 305, die fallende sucht, Diet- herr in continuat. thes. Besold. unter dem worte: sichen, Joh. Justin Mühlpfortde morbo et cura aegrotorum, Straßb. 1671, 4.
§ 70
Die Teutsche sind krank: entweder am leibe,von der schwä- che und dem mangel des verstandes. oder am gemüte, oder an beiden zugleich (§ 69). Derjenige, welchem eine schwäche des verstandes beiwonet, heisset schwachsinnig, das ist, der einen schwachen sinn hat. Dise schwäche hat ire stufen. Denn es gibet z. e. 1) einfältige, oder die grossen mangel an der entscheidungs-kraftleiden. Es fra- get sich: ob sie zum abendmale zu lassen sind? die antwort ist: wenn sie keine entscheidungs-kraft haben, dürfen sie darzu nicht gelassen werden; sonst saget man von einem solchen einfältigen: er sihet nicht weiter, als man mit einer kuh wirft etc. 2) Die keinen verstand haben; jedoch für sich sind, und nimanden beleidigen. Dise heisset man wan- wizige, sinnlose, denn sie sind stille; aber one ver- stand. Dijenige aber, welche 3) mit gewalt- thätigkeit, zu gewissen zeiten, handeln, nennet man rasende, auch ungestüme, tolle. Sodann gibt es 4) kindische leute, Struve am a. o. cap. 5, num. 54, s 24 fg., cap. 6 und 42 fg., s. 30 fg., und 5) schlechte leute. Die narrheit hat ebenfalls ire stufen. Sie ist bald eine warhafte, bald eine
gemachete,
des koͤrpers.
den ausſaz in Teutſchlande, welchen man die miſel- ſucht (maſel, meſelſucht) nennete, ſihe den Schil- ter in gloſſ., den Wachter unter dem worte: maſ, maſel, ſp. 1054, das von Senkenbergiſchecorp. iur. Germ. th. I, ſ. 300, den von der Lahr ſ. 66. Die redensart: ſuck, ſucht ꝛc bedeutet bei den Teutſchen einen feler, gebrechen, eine krankheit. Daher koͤmmt das ſuckbett, ſichbett, von Sen- kenberg am a. o. ſ. 305, die fallende ſucht, Diet- herr in continuat. thes. Beſold. unter dem worte: ſichen, Joh. Juſtin Muͤhlpfortde morbo et cura aegrotorum, Straßb. 1671, 4.
§ 70
Die Teutſche ſind krank: entweder am leibe,von der ſchwaͤ- che und dem mangel des verſtandes. oder am gemuͤte, oder an beiden zugleich (§ 69). Derjenige, welchem eine ſchwaͤche des verſtandes beiwonet, heiſſet ſchwachſinnig, das iſt, der einen ſchwachen ſinn hat. Diſe ſchwaͤche hat ire ſtufen. Denn es gibet z. e. 1) einfaͤltige, oder die groſſen mangel an der entſcheidungs-kraftleiden. Es fra- get ſich: ob ſie zum abendmale zu laſſen ſind? die antwort iſt: wenn ſie keine entſcheidungs-kraft haben, duͤrfen ſie darzu nicht gelaſſen werden; ſonſt ſaget man von einem ſolchen einfaͤltigen: er ſihet nicht weiter, als man mit einer kuh wirft ꝛc. 2) Die keinen verſtand haben; jedoch fuͤr ſich ſind, und nimanden beleidigen. Diſe heiſſet man wan- wizige, ſinnloſe, denn ſie ſind ſtille; aber one ver- ſtand. Dijenige aber, welche 3) mit gewalt- thaͤtigkeit, zu gewiſſen zeiten, handeln, nennet man raſende, auch ungeſtuͤme, tolle. Sodann gibt es 4) kindiſche leute, Struve am a. o. cap. 5, num. 54, ſ 24 fg., cap. 6 und 42 fg., ſ. 30 fg., und 5) ſchlechte leute. Die narrheit hat ebenfalls ire ſtufen. Sie iſt bald eine warhafte, bald eine
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[93/0117]
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maſel, ſp. 1054, das von Senkenbergiſche corp.
iur. Germ. th. I, ſ. 300, den von der Lahr ſ. 66.
Die redensart: ſuck, ſucht ꝛc bedeutet bei den
Teutſchen einen feler, gebrechen, eine krankheit.
Daher koͤmmt das ſuckbett, ſichbett, von Sen-
kenberg am a. o. ſ. 305, die fallende ſucht, Diet-
herr in continuat. thes. Beſold. unter dem worte:
ſichen, Joh. Juſtin Muͤhlpfort de morbo et
cura aegrotorum, Straßb. 1671, 4.
§ 70
Die Teutſche ſind krank: entweder am leibe,
oder am gemuͤte, oder an beiden zugleich (§ 69).
Derjenige, welchem eine ſchwaͤche des verſtandes
beiwonet, heiſſet ſchwachſinnig, das iſt, der einen
ſchwachen ſinn hat. Diſe ſchwaͤche hat ire ſtufen.
Denn es gibet z. e. 1) einfaͤltige, oder die groſſen
mangel an der entſcheidungs-kraftleiden. Es fra-
get ſich: ob ſie zum abendmale zu laſſen ſind?
die antwort iſt: wenn ſie keine entſcheidungs-kraft
haben, duͤrfen ſie darzu nicht gelaſſen werden;
ſonſt ſaget man von einem ſolchen einfaͤltigen: er
ſihet nicht weiter, als man mit einer kuh wirft ꝛc.
2) Die keinen verſtand haben; jedoch fuͤr ſich ſind,
und nimanden beleidigen. Diſe heiſſet man wan-
wizige, ſinnloſe, denn ſie ſind ſtille; aber one ver-
ſtand. Dijenige aber, welche 3) mit gewalt-
thaͤtigkeit, zu gewiſſen zeiten, handeln, nennet
man raſende, auch ungeſtuͤme, tolle. Sodann
gibt es 4) kindiſche leute, Struve am a. o. cap. 5,
num. 54, ſ 24 fg., cap. 6 und 42 fg., ſ. 30 fg.,
und 5) ſchlechte leute. Die narrheit hat ebenfalls
ire ſtufen. Sie iſt bald eine warhafte, bald eine
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von der ſchwaͤ-
che und dem
mangel des
verſtandes.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/117>, abgerufen am 24.11.2024.
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