Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

II buch, XCV haubtstück,
hirwider ergriffen die abkömmlinge der Marien
Elisabethen von Gymnich das interdictum quo-
rum bonorum, und wurden im besize sotaner gü-
ter geschüzet; dahingegen der donatarius aus dem
besize geworfen wurde. Diser ergriff zwar hirauf
das petitorium; allein es wurde ihm aberkannt.
Darwider erhob er an das K. und R. kammerge-
richt eine appellation.

§ 3227
von dem un-
terschide der
devolutar- und
revolutar-
erben.

Gleichwie das revolutions- und devolutions-
recht (§ 836 fgg. des 1ten th., und § 837 des 3ten
th.), ganz unterschidene dinge sind; allso dürfen die
revolutar-erben mit den devolutar-erben in keine
wege vermischet werden. Das devolutions- oder
verfangenschaftsrecht ist ein in Teutschlande be-
kanntes recht; ob es gleich ehedem dem namen nach
in Teutschlande nicht bekannt gewesen ist. Dises
verfangenschaftsrecht gründet sich, unter andern ur-
sachen, auf den haß wider die andere ehe, zur gunst
der kinder erster ehe (§ 839 des 1ten th.). Allso
sprach der könig in Frankreich Ludwig der XIIIIte
(§ 837 des 3ten th.). Disemnach sind devolutar-
erben dijenige kinder erster ehe, welchen die güter aus
der ersten ehe auf gewisse masse anheim fallen (§ 841
des 1ten th.) (bona avecta); dahingegen heissen
revolutar-erben: daß, wenn eine gewisse person ab-
geleibet, oder der mannsstamm ausgestorben ist,
die güter wider an den stamm fallen, wo sie herge-
kommen sind. Dises rückfallsrecht findet auch bei
eheleuten statt (§ 3237 fg. des 2ten und § 837
des 3ten th.), Freiherr von Cramer T. II P. I obs.
541 -- 544 s. 304 fgg., wie ich einen solchen fall
nach Rheda gehabt habe: nicht minder kömmt es
den lehnherren zu gute, Haltaus unter dem worte:
angefälle, sp. 27 sp. 28, Mich. Graß de reditu

dominii

II buch, XCV haubtſtuͤck,
hirwider ergriffen die abkoͤmmlinge der Marien
Eliſabethen von Gymnich das interdictum quo-
rum bonorum, und wurden im beſize ſotaner guͤ-
ter geſchuͤzet; dahingegen der donatarius aus dem
beſize geworfen wurde. Diſer ergriff zwar hirauf
das petitorium; allein es wurde ihm aberkannt.
Darwider erhob er an das K. und R. kammerge-
richt eine appellation.

§ 3227
von dem un-
terſchide der
devolutar- und
revolutar-
erben.

Gleichwie das revolutions- und devolutions-
recht (§ 836 fgg. des 1ten th., und § 837 des 3ten
th.), ganz unterſchidene dinge ſind; allſo duͤrfen die
revolutar-erben mit den devolutar-erben in keine
wege vermiſchet werden. Das devolutions- oder
verfangenſchaftsrecht iſt ein in Teutſchlande be-
kanntes recht; ob es gleich ehedem dem namen nach
in Teutſchlande nicht bekannt geweſen iſt. Diſes
verfangenſchaftsrecht gruͤndet ſich, unter andern ur-
ſachen, auf den haß wider die andere ehe, zur gunſt
der kinder erſter ehe (§ 839 des 1ten th.). Allſo
ſprach der koͤnig in Frankreich Ludwig der XIIIIte
(§ 837 des 3ten th.). Diſemnach ſind devolutar-
erben dijenige kinder erſter ehe, welchen die guͤter aus
der erſten ehe auf gewiſſe maſſe anheim fallen (§ 841
des 1ten th.) (bona avecta); dahingegen heiſſen
revolutar-erben: daß, wenn eine gewiſſe perſon ab-
geleibet, oder der mannsſtamm ausgeſtorben iſt,
die guͤter wider an den ſtamm fallen, wo ſie herge-
kommen ſind. Diſes ruͤckfallsrecht findet auch bei
eheleuten ſtatt (§ 3237 fg. des 2ten und § 837
des 3ten th.), Freiherr von Cramer T. II P. I obſ.
541 — 544 ſ. 304 fgg., wie ich einen ſolchen fall
nach Rheda gehabt habe: nicht minder koͤmmt es
den lehnherren zu gute, Haltaus unter dem worte:
angefaͤlle, ſp. 27 ſp. 28, Mich. Graß de reditu

dominii
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1144" n="1120"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> buch, <hi rendition="#aq">XCV</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
hirwider ergriffen die abko&#x0364;mmlinge der Marien<lb/>
Eli&#x017F;abethen von Gymnich das interdictum quo-<lb/>
rum bonorum, und wurden im be&#x017F;ize &#x017F;otaner gu&#x0364;-<lb/>
ter ge&#x017F;chu&#x0364;zet; dahingegen der donatarius aus dem<lb/>
be&#x017F;ize geworfen wurde. Di&#x017F;er ergriff zwar hirauf<lb/>
das petitorium; allein es wurde ihm aberkannt.<lb/>
Darwider erhob er an das K. und R. kammerge-<lb/>
richt eine appellation.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 3227</head><lb/>
          <note place="left">von dem un-<lb/>
ter&#x017F;chide der<lb/>
devolutar- und<lb/>
revolutar-<lb/>
erben.</note>
          <p>Gleichwie das revolutions- und devolutions-<lb/>
recht (§ 836 fgg. des 1ten th., und § 837 des 3ten<lb/>
th.), ganz unter&#x017F;chidene dinge &#x017F;ind; all&#x017F;o du&#x0364;rfen die<lb/>
revolutar-erben mit den devolutar-erben in keine<lb/>
wege vermi&#x017F;chet werden. Das devolutions- oder<lb/>
verfangen&#x017F;chaftsrecht i&#x017F;t ein in Teut&#x017F;chlande be-<lb/>
kanntes recht; ob es gleich ehedem dem namen nach<lb/>
in Teut&#x017F;chlande nicht bekannt gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Di&#x017F;es<lb/>
verfangen&#x017F;chaftsrecht gru&#x0364;ndet &#x017F;ich, unter andern ur-<lb/>
&#x017F;achen, auf den haß wider die andere ehe, zur gun&#x017F;t<lb/>
der kinder er&#x017F;ter ehe (§ 839 des 1ten th.). All&#x017F;o<lb/>
&#x017F;prach der ko&#x0364;nig in Frankreich Ludwig der <hi rendition="#aq">XIIII</hi>te<lb/>
(§ 837 des 3ten th.). Di&#x017F;emnach &#x017F;ind devolutar-<lb/>
erben dijenige kinder er&#x017F;ter ehe, welchen die gu&#x0364;ter aus<lb/>
der er&#x017F;ten ehe auf gewi&#x017F;&#x017F;e ma&#x017F;&#x017F;e anheim fallen (§ 841<lb/>
des 1ten th.) (bona avecta); dahingegen hei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
revolutar-erben: daß, wenn eine gewi&#x017F;&#x017F;e per&#x017F;on ab-<lb/>
geleibet, oder der manns&#x017F;tamm ausge&#x017F;torben i&#x017F;t,<lb/>
die gu&#x0364;ter wider an den &#x017F;tamm fallen, wo &#x017F;ie herge-<lb/>
kommen &#x017F;ind. Di&#x017F;es ru&#x0364;ckfallsrecht findet auch bei<lb/>
eheleuten &#x017F;tatt (§ 3237 fg. des 2ten und § 837<lb/>
des 3ten th.), Freiherr <hi rendition="#fr">von Cramer</hi> <hi rendition="#aq">T. II P. I ob&#x017F;.</hi><lb/>
541 &#x2014; 544 &#x017F;. 304 fgg., wie ich einen &#x017F;olchen fall<lb/>
nach Rheda gehabt habe: nicht minder ko&#x0364;mmt es<lb/>
den lehnherren zu gute, <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> unter dem worte:<lb/><hi rendition="#fr">angefa&#x0364;lle,</hi> &#x017F;p. 27 &#x017F;p. 28, <hi rendition="#fr">Mich. Graß</hi> <hi rendition="#aq">de reditu</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">dominii</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1120/1144] II buch, XCV haubtſtuͤck, hirwider ergriffen die abkoͤmmlinge der Marien Eliſabethen von Gymnich das interdictum quo- rum bonorum, und wurden im beſize ſotaner guͤ- ter geſchuͤzet; dahingegen der donatarius aus dem beſize geworfen wurde. Diſer ergriff zwar hirauf das petitorium; allein es wurde ihm aberkannt. Darwider erhob er an das K. und R. kammerge- richt eine appellation. § 3227 Gleichwie das revolutions- und devolutions- recht (§ 836 fgg. des 1ten th., und § 837 des 3ten th.), ganz unterſchidene dinge ſind; allſo duͤrfen die revolutar-erben mit den devolutar-erben in keine wege vermiſchet werden. Das devolutions- oder verfangenſchaftsrecht iſt ein in Teutſchlande be- kanntes recht; ob es gleich ehedem dem namen nach in Teutſchlande nicht bekannt geweſen iſt. Diſes verfangenſchaftsrecht gruͤndet ſich, unter andern ur- ſachen, auf den haß wider die andere ehe, zur gunſt der kinder erſter ehe (§ 839 des 1ten th.). Allſo ſprach der koͤnig in Frankreich Ludwig der XIIIIte (§ 837 des 3ten th.). Diſemnach ſind devolutar- erben dijenige kinder erſter ehe, welchen die guͤter aus der erſten ehe auf gewiſſe maſſe anheim fallen (§ 841 des 1ten th.) (bona avecta); dahingegen heiſſen revolutar-erben: daß, wenn eine gewiſſe perſon ab- geleibet, oder der mannsſtamm ausgeſtorben iſt, die guͤter wider an den ſtamm fallen, wo ſie herge- kommen ſind. Diſes ruͤckfallsrecht findet auch bei eheleuten ſtatt (§ 3237 fg. des 2ten und § 837 des 3ten th.), Freiherr von Cramer T. II P. I obſ. 541 — 544 ſ. 304 fgg., wie ich einen ſolchen fall nach Rheda gehabt habe: nicht minder koͤmmt es den lehnherren zu gute, Haltaus unter dem worte: angefaͤlle, ſp. 27 ſp. 28, Mich. Graß de reditu dominii

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1144
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1144>, abgerufen am 22.11.2024.