Um Conrads erbschaft streiten sie. Nach dem rechte der erstgeburt folget Hans; weil sein vater Rupert schon tod ist. Nach eben disem rechte, wenn Hans nicht mehr lebet, folget Rein- hart. Nach dem seniorate folget Jobst, als ael- terer; wie Reinhart, und Hans. Nach dem gemischeten majorate folget erstlich Hans, und nach dessen ableben Reinhart.
Von der erstgeburt.
Von diser habe ich in den elementis iuris pu- blici Hassiaci eine ausfürung, wo dise lehre weit- läuftig abgehandelt worden ist (§ 3403 fg. des 2ten th.). Hir ist z. e. die hessische genealogie zur hand zu nemen. Es sind zwo linien: Cassel, und Darmstadt. Die erstgeburt ist im hauße Hessen-Cassel, und im hauße Hessen-Darmstadt eingefüret. Ludewig V zu Darmstadt fürete sol- che 1627 durch kaiserliche bestätigung ein. Der westphälische fride hat solche bestätiget. Die na- tur der lehn- und stammgüter litte keine teilungen (§ 3003); darneben mußte der aelteste son für den stumpfen vater die dinste verrichten; derohalben man dem aeltesten sone solche aufbürdete. Das römische recht hergegen verleitete die fürstl. häuser zu den teilungen; deshalber man hintennach die erstgeburt wider hat einfüren müssen. Die arten, solche einzufüren, sind 1) die kaiserliche privilegien, 2) die testamente, welche der kaiser bestätiget, 3) wird solche eingefüret durch einen geschlechtsver- trag, z. e. zwischen den häusern Brandenburg, und andern. Bei Sachsen-Gotha hat sie hart gehalten.
Seni-
II buch, LXXXV haubtſtuͤck,
Um Conrads erbſchaft ſtreiten ſie. Nach dem rechte der erſtgeburt folget Hans; weil ſein vater Rupert ſchon tod iſt. Nach eben diſem rechte, wenn Hans nicht mehr lebet, folget Rein- hart. Nach dem ſeniorate folget Jobſt, als ael- terer; wie Reinhart, und Hans. Nach dem gemiſcheten majorate folget erſtlich Hans, und nach deſſen ableben Reinhart.
Von der erſtgeburt.
Von diſer habe ich in den elementis iuris pu- blici Haſſiaci eine ausfuͤrung, wo diſe lehre weit- laͤuftig abgehandelt worden iſt (§ 3403 fg. des 2ten th.). Hir iſt z. e. die heſſiſche genealogie zur hand zu nemen. Es ſind zwo linien: Caſſel, und Darmſtadt. Die erſtgeburt iſt im hauße Heſſen-Caſſel, und im hauße Heſſen-Darmſtadt eingefuͤret. Ludewig V zu Darmſtadt fuͤrete ſol- che 1627 durch kaiſerliche beſtaͤtigung ein. Der weſtphaͤliſche fride hat ſolche beſtaͤtiget. Die na- tur der lehn- und ſtammguͤter litte keine teilungen (§ 3003); darneben mußte der aelteſte ſon fuͤr den ſtumpfen vater die dinſte verrichten; derohalben man dem aelteſten ſone ſolche aufbuͤrdete. Das roͤmiſche recht hergegen verleitete die fuͤrſtl. haͤuſer zu den teilungen; deshalber man hintennach die erſtgeburt wider hat einfuͤren muͤſſen. Die arten, ſolche einzufuͤren, ſind 1) die kaiſerliche privilegien, 2) die teſtamente, welche der kaiſer beſtaͤtiget, 3) wird ſolche eingefuͤret durch einen geſchlechtsver- trag, z. e. zwiſchen den haͤuſern Brandenburg, und andern. Bei Sachſen-Gotha hat ſie hart gehalten.
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II buch, LXXXV haubtſtuͤck,
Um Conrads erbſchaft ſtreiten ſie. Nach
dem rechte der erſtgeburt folget Hans; weil ſein
vater Rupert ſchon tod iſt. Nach eben diſem
rechte, wenn Hans nicht mehr lebet, folget Rein-
hart. Nach dem ſeniorate folget Jobſt, als ael-
terer; wie Reinhart, und Hans. Nach dem
gemiſcheten majorate folget erſtlich Hans, und
nach deſſen ableben Reinhart.
Von der erſtgeburt.
Von diſer habe ich in den elementis iuris pu-
blici Haſſiaci eine ausfuͤrung, wo diſe lehre weit-
laͤuftig abgehandelt worden iſt (§ 3403 fg. des
2ten th.). Hir iſt z. e. die heſſiſche genealogie zur
hand zu nemen. Es ſind zwo linien: Caſſel,
und Darmſtadt. Die erſtgeburt iſt im hauße
Heſſen-Caſſel, und im hauße Heſſen-Darmſtadt
eingefuͤret. Ludewig V zu Darmſtadt fuͤrete ſol-
che 1627 durch kaiſerliche beſtaͤtigung ein. Der
weſtphaͤliſche fride hat ſolche beſtaͤtiget. Die na-
tur der lehn- und ſtammguͤter litte keine teilungen
(§ 3003); darneben mußte der aelteſte ſon fuͤr den
ſtumpfen vater die dinſte verrichten; derohalben
man dem aelteſten ſone ſolche aufbuͤrdete. Das
roͤmiſche recht hergegen verleitete die fuͤrſtl. haͤuſer
zu den teilungen; deshalber man hintennach die
erſtgeburt wider hat einfuͤren muͤſſen. Die arten,
ſolche einzufuͤren, ſind 1) die kaiſerliche privilegien,
2) die teſtamente, welche der kaiſer beſtaͤtiget, 3)
wird ſolche eingefuͤret durch einen geſchlechtsver-
trag, z. e. zwiſchen den haͤuſern Brandenburg,
und andern. Bei Sachſen-Gotha hat ſie hart
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1094. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1118>, abgerufen am 22.11.2024.
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