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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, LXXXV haubtstück,
nachfolger. Wenn ich allso seze: für mich, und
meine ambtsnachkommen; so begreiffet dises sovil:
daß ich meine kinder, und künftige erben nicht ver-
binden will. Wenn disemnach in den gedingen,
leihen auch lehnbrifen es heisset: daß die belehnung
des vasalls, oder eines leihmannes ihm, seinen ehe-
lichen leibeserben, auch erbnemen erteilet sey; so
werden unter den erbnemen nicht nur die erben,
sondern auch fremde verstanden, welche vermöge
des testamentes eines verstorbenen güter erhalten
und sie zu sich nemen, Horns iurisprud. feud. cap.
XI.
§ 38, Ge. Heinr. Link iur. cons. 215 n. 24 s.
933. Jm monate Dec. 1756 hatten wir folgen-
den rechtsfall aus Frankfurt am Maine. Jm jare
1725 hatten zweene brüder, Heinrich und Christoph,
mit einem Fürsten ein geding errichtet: kraft dessen
inen zu gleichen teilen für sich, ire erben und erbne-
men
männlichen, und weiblichen geschlechtes, auch
die nach freiem willküre anzuwendenden so-
clos das salzwerk zu N. erbbestandsweise gegen ei-
nen gewissen järlichen canon an baaren gelte über-
lassen war. Des Christophs son: Johann Chri-
stoph, da er keine eheliche leibeserben erzilet hatte,
verschaffete seine hälfte seines vaters bruderssones
kindern, vermittels eines lezten willens. Die rent-
kammer wollte dise geblütsverwandten, und zu er-
ben eingesezten kinder für fremde achten; mithin
dise zu einer dem im erbbestandsbrife bestimmeten
handlone ganz widrigen lehnwaare ansträngen;
die ernennete testamentserben aber berufeten sich
auf das geblütsrecht, und besonders auf die im
erbleihe brife benimten erbnemen, dergleichen sie
wären. Daher wurde inen auch der erbbestand
zugesprochen. Jnzwischen hat man bei diser leh-
re von erbfällen auf gewisse säze das augenmerk zu
richten, welche nachstehender maßen sich verhalten:

Die

II buch, LXXXV haubtſtuͤck,
nachfolger. Wenn ich allſo ſeze: fuͤr mich, und
meine ambtsnachkommen; ſo begreiffet diſes ſovil:
daß ich meine kinder, und kuͤnftige erben nicht ver-
binden will. Wenn diſemnach in den gedingen,
leihen auch lehnbrifen es heiſſet: daß die belehnung
des vaſalls, oder eines leihmannes ihm, ſeinen ehe-
lichen leibeserben, auch erbnemen erteilet ſey; ſo
werden unter den erbnemen nicht nur die erben,
ſondern auch fremde verſtanden, welche vermoͤge
des teſtamentes eines verſtorbenen guͤter erhalten
und ſie zu ſich nemen, Horns iurisprud. feud. cap.
XI.
§ 38, Ge. Heinr. Link iur. conſ. 215 n. 24 ſ.
933. Jm monate Dec. 1756 hatten wir folgen-
den rechtsfall aus Frankfurt am Maine. Jm jare
1725 hatten zweene bruͤder, Heinrich und Chriſtoph,
mit einem Fuͤrſten ein geding errichtet: kraft deſſen
inen zu gleichen teilen fuͤr ſich, ire erben und erbne-
men
maͤnnlichen, und weiblichen geſchlechtes, auch
die nach freiem willkuͤre anzuwendenden ſo-
clos das ſalzwerk zu N. erbbeſtandsweiſe gegen ei-
nen gewiſſen jaͤrlichen canon an baaren gelte uͤber-
laſſen war. Des Chriſtophs ſon: Johann Chri-
ſtoph, da er keine eheliche leibeserben erzilet hatte,
verſchaffete ſeine haͤlfte ſeines vaters brudersſones
kindern, vermittels eines lezten willens. Die rent-
kammer wollte diſe gebluͤtsverwandten, und zu er-
ben eingeſezten kinder fuͤr fremde achten; mithin
diſe zu einer dem im erbbeſtandsbrife beſtimmeten
handlone ganz widrigen lehnwaare anſtraͤngen;
die ernennete teſtamentserben aber berufeten ſich
auf das gebluͤtsrecht, und beſonders auf die im
erbleihe brife benimten erbnemen, dergleichen ſie
waͤren. Daher wurde inen auch der erbbeſtand
zugeſprochen. Jnzwiſchen hat man bei diſer leh-
re von erbfaͤllen auf gewiſſe ſaͤze das augenmerk zu
richten, welche nachſtehender maßen ſich verhalten:

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[1084/1108] II buch, LXXXV haubtſtuͤck, nachfolger. Wenn ich allſo ſeze: fuͤr mich, und meine ambtsnachkommen; ſo begreiffet diſes ſovil: daß ich meine kinder, und kuͤnftige erben nicht ver- binden will. Wenn diſemnach in den gedingen, leihen auch lehnbrifen es heiſſet: daß die belehnung des vaſalls, oder eines leihmannes ihm, ſeinen ehe- lichen leibeserben, auch erbnemen erteilet ſey; ſo werden unter den erbnemen nicht nur die erben, ſondern auch fremde verſtanden, welche vermoͤge des teſtamentes eines verſtorbenen guͤter erhalten und ſie zu ſich nemen, Horns iurisprud. feud. cap. XI. § 38, Ge. Heinr. Link iur. conſ. 215 n. 24 ſ. 933. Jm monate Dec. 1756 hatten wir folgen- den rechtsfall aus Frankfurt am Maine. Jm jare 1725 hatten zweene bruͤder, Heinrich und Chriſtoph, mit einem Fuͤrſten ein geding errichtet: kraft deſſen inen zu gleichen teilen fuͤr ſich, ire erben und erbne- men maͤnnlichen, und weiblichen geſchlechtes, auch die nach freiem willkuͤre anzuwendenden ſo- clos das ſalzwerk zu N. erbbeſtandsweiſe gegen ei- nen gewiſſen jaͤrlichen canon an baaren gelte uͤber- laſſen war. Des Chriſtophs ſon: Johann Chri- ſtoph, da er keine eheliche leibeserben erzilet hatte, verſchaffete ſeine haͤlfte ſeines vaters brudersſones kindern, vermittels eines lezten willens. Die rent- kammer wollte diſe gebluͤtsverwandten, und zu er- ben eingeſezten kinder fuͤr fremde achten; mithin diſe zu einer dem im erbbeſtandsbrife beſtimmeten handlone ganz widrigen lehnwaare anſtraͤngen; die ernennete teſtamentserben aber berufeten ſich auf das gebluͤtsrecht, und beſonders auf die im erbleihe brife benimten erbnemen, dergleichen ſie waͤren. Daher wurde inen auch der erbbeſtand zugeſprochen. Jnzwiſchen hat man bei diſer leh- re von erbfaͤllen auf gewiſſe ſaͤze das augenmerk zu richten, welche nachſtehender maßen ſich verhalten: Die

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1084. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1108>, abgerufen am 22.11.2024.