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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, LXXVIII haubtstück,
verehelichet hat etc.; so findet dennoch, nach der re-
gel, in den stammgütern keine enterbung plaz;
Struve in iurisprud. her. th. II, cap. 2, § 46, s.
64 fg.; in betracht dasjenige, was mir der vater
zu geben nicht vermag, er mir auch nicht nemen
kan. Man gibet allenfalls wohl zu: daß ein sol-
cher vater dem verschwenderischen oder nichtstau-
genden kinde einen verweser bestelle; dafern es
klar ist: daß selbiges ein verschwender sei, oder im
stande sich nicht befinde: das gut selbst zu verwal-
ten. Kan doch ein fürst selbst, nach dem natur-
rechte, seinen prinzen in walreichen, und solchen
staten, worüber er frei zu gebaren nicht vermag;
one bewilligung der stände, nicht ausschlüssen;
wenn ihn schon diser gröblich beleidiget hätte; wohl-
erwogen die enterbung bloß eine römische erfindung
ist, Gundling im iure nat. cap. XXI, § 26, s.
252, der Conr. Sam. Schurzfleisch de eo quod
interest abdicationis principum, § VII,
*, **.
Allso wurde dem pfalzgrafen Ludewigen, mit dem
barte, des kaisers Ruperts prinzen, mit bewilli-
gung seiner gemalin, durch seine rähte die verwal-
tung entzogen. Jm teutschen Reiche kan auch ein
Reichsstand vom kaiser für einen verschwender er-
kläret werden; wenn die verschwendung erst gebü-
rend erweißlich gemachet worden ist, von Lude-
wig
de obligatione successoris in prineipatus et cli-
entelas,
Halle 1715, cap. 7, § 9, (kk), s. 136
fg., von Neumann de patr. potestate et tut. prin-
cip. lib. II, tit.
13, § 578, § 579. Der Gro-
tius
hat geschlegelt, wenn er dißfalls dem vater
die enterbung zugestehet; man sehe auch den von
Neumann
in institut. iur. princip. priuati, welcher
doch merenteils die säze mit römischen gesäzen aus-
gespicket hat. Ein anderes ist, wenn ein solches
kind gänzlich untüchtig zur regirungsverwaltung,

oder

II buch, LXXVIII haubtſtuͤck,
verehelichet hat ꝛc.; ſo findet dennoch, nach der re-
gel, in den ſtammguͤtern keine enterbung plaz;
Struve in iurisprud. her. th. II, cap. 2, § 46, ſ.
64 fg.; in betracht dasjenige, was mir der vater
zu geben nicht vermag, er mir auch nicht nemen
kan. Man gibet allenfalls wohl zu: daß ein ſol-
cher vater dem verſchwenderiſchen oder nichtstau-
genden kinde einen verweſer beſtelle; dafern es
klar iſt: daß ſelbiges ein verſchwender ſei, oder im
ſtande ſich nicht befinde: das gut ſelbſt zu verwal-
ten. Kan doch ein fuͤrſt ſelbſt, nach dem natur-
rechte, ſeinen prinzen in walreichen, und ſolchen
ſtaten, woruͤber er frei zu gebaren nicht vermag;
one bewilligung der ſtaͤnde, nicht ausſchluͤſſen;
wenn ihn ſchon diſer groͤblich beleidiget haͤtte; wohl-
erwogen die enterbung bloß eine roͤmiſche erfindung
iſt, Gundling im iure nat. cap. XXI, § 26, ſ.
252, der Conr. Sam. Schurzfleiſch de eo quod
intereſt abdicationis principum, § VII,
*, **.
Allſo wurde dem pfalzgrafen Ludewigen, mit dem
barte, des kaiſers Ruperts prinzen, mit bewilli-
gung ſeiner gemalin, durch ſeine raͤhte die verwal-
tung entzogen. Jm teutſchen Reiche kan auch ein
Reichsſtand vom kaiſer fuͤr einen verſchwender er-
klaͤret werden; wenn die verſchwendung erſt gebuͤ-
rend erweißlich gemachet worden iſt, von Lude-
wig
de obligatione ſucceſſoris in prineipatus et cli-
entelas,
Halle 1715, cap. 7, § 9, (kk), ſ. 136
fg., von Neumann de patr. poteſtate et tut. prin-
cip. lib. II, tit.
13, § 578, § 579. Der Gro-
tius
hat geſchlegelt, wenn er dißfalls dem vater
die enterbung zugeſtehet; man ſehe auch den von
Neumann
in inſtitut. iur. princip. priuati, welcher
doch merenteils die ſaͤze mit roͤmiſchen geſaͤzen aus-
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[1046/1070] II buch, LXXVIII haubtſtuͤck, verehelichet hat ꝛc.; ſo findet dennoch, nach der re- gel, in den ſtammguͤtern keine enterbung plaz; Struve in iurisprud. her. th. II, cap. 2, § 46, ſ. 64 fg.; in betracht dasjenige, was mir der vater zu geben nicht vermag, er mir auch nicht nemen kan. Man gibet allenfalls wohl zu: daß ein ſol- cher vater dem verſchwenderiſchen oder nichtstau- genden kinde einen verweſer beſtelle; dafern es klar iſt: daß ſelbiges ein verſchwender ſei, oder im ſtande ſich nicht befinde: das gut ſelbſt zu verwal- ten. Kan doch ein fuͤrſt ſelbſt, nach dem natur- rechte, ſeinen prinzen in walreichen, und ſolchen ſtaten, woruͤber er frei zu gebaren nicht vermag; one bewilligung der ſtaͤnde, nicht ausſchluͤſſen; wenn ihn ſchon diſer groͤblich beleidiget haͤtte; wohl- erwogen die enterbung bloß eine roͤmiſche erfindung iſt, Gundling im iure nat. cap. XXI, § 26, ſ. 252, der Conr. Sam. Schurzfleiſch de eo quod intereſt abdicationis principum, § VII, *, **. Allſo wurde dem pfalzgrafen Ludewigen, mit dem barte, des kaiſers Ruperts prinzen, mit bewilli- gung ſeiner gemalin, durch ſeine raͤhte die verwal- tung entzogen. Jm teutſchen Reiche kan auch ein Reichsſtand vom kaiſer fuͤr einen verſchwender er- klaͤret werden; wenn die verſchwendung erſt gebuͤ- rend erweißlich gemachet worden iſt, von Lude- wig de obligatione ſucceſſoris in prineipatus et cli- entelas, Halle 1715, cap. 7, § 9, (kk), ſ. 136 fg., von Neumann de patr. poteſtate et tut. prin- cip. lib. II, tit. 13, § 578, § 579. Der Gro- tius hat geſchlegelt, wenn er dißfalls dem vater die enterbung zugeſtehet; man ſehe auch den von Neumann in inſtitut. iur. princip. priuati, welcher doch merenteils die ſaͤze mit roͤmiſchen geſaͤzen aus- geſpicket hat. Ein anderes iſt, wenn ein ſolches kind gaͤnzlich untuͤchtig zur regirungsverwaltung, oder

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1046. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1070>, abgerufen am 22.11.2024.