1715, 4t, Pichler am a. o. lib. III tit. 26 § 3, n. 52, 53, Buder s. 22 fg., und andere, welche die stränge der kaiserlichen, und päpstlichen rechte für nachgelassen halten, oder zum wenigsten den gegenteiligen gebrauch, und die erfarung darwider anzihen, Reiffenstuel am a. o., Pichler am a. o. Wenn nun ein solcher teutscher erz- oder bischof über seine kreuze, u. dgl. gebaret; so gehören sie un- ter die patrimonialien, Pyrrhus Corradi in praxi dispensat. apost. lib. X cap. 1 s. 458. Dahinge- gen fallen die hochstifts- oder bischöfliche einkunfte, nach der sazung des papstes Plus V vom jare 1567 an die kammer, Corradi am a. o. wohin sie auch vom erzbischoffe verschaffet worden sind. 3) Jst ein teutscher mit der landeshoheit begabeter prae- lat von den übrigen bischöffen auswärtiger reiche unterschiden; anbenebst leget ihm auch 4) die teut- sche kirchen-freiheit ein mereres, als andern praela- ten bei; gestalt dann auch Frankreich dem römi- schen hofe wider seine bischöffe dergleichen unterwür- figkeit nicht zugestehet, l' histoire du droit public eccles. Francois, livre I chap. 53, 54. Solchem- nach mag ein teutscher erz- und bischof aus teut- scher kirchenfreiheit einen lezten willen allerdinges errichten. Wenn nun ein solcher teutscher praelat in seinem lezten willen zur gunst der milden stiftun- gen gebaret; so bestehet derselbe in alle wege. Zu den milden sachen gehören vir gattungen, 1) für das armut, kirchen, schulen, hospitalien etc, 2) see- lenmessen, und das seelgeräte, 3) was zu Gottes eren, auch zur förderung der christlichen religion di- net, 4) zum besten des gemeinen wesens abzwecket, von Berger in oecon. iur. lib. II tit. 4 § 9, Boeh- mer im iure eccl. prot. lib. III tit. 26 § 12 s. 984, T. II. Ausser dem hat das angezogene verbot der päpstlichen rechte: nicht zu testiren, durch die nach-
herigen
II b., LXXIV h. von denen,
1715, 4t, Pichler am a. o. lib. III tit. 26 § 3, n. 52, 53, Buder ſ. 22 fg., und andere, welche die ſtraͤnge der kaiſerlichen, und paͤpſtlichen rechte fuͤr nachgelaſſen halten, oder zum wenigſten den gegenteiligen gebrauch, und die erfarung darwider anzihen, Reiffenſtuel am a. o., Pichler am a. o. Wenn nun ein ſolcher teutſcher erz- oder biſchof uͤber ſeine kreuze, u. dgl. gebaret; ſo gehoͤren ſie un- ter die patrimonialien, Pyrrhus Corradi in praxi diſpenſat. apoſt. lib. X cap. 1 ſ. 458. Dahinge- gen fallen die hochſtifts- oder biſchoͤfliche einkunfte, nach der ſazung des papſtes Plus V vom jare 1567 an die kammer, Corradi am a. o. wohin ſie auch vom erzbiſchoffe verſchaffet worden ſind. 3) Jſt ein teutſcher mit der landeshoheit begabeter prae- lat von den uͤbrigen biſchoͤffen auswaͤrtiger reiche unterſchiden; anbenebſt leget ihm auch 4) die teut- ſche kirchen-freiheit ein mereres, als andern praela- ten bei; geſtalt dann auch Frankreich dem roͤmi- ſchen hofe wider ſeine biſchoͤffe dergleichen unterwuͤr- figkeit nicht zugeſtehet, l’ hiſtoire du droit public eccleſ. François, livre I chap. 53, 54. Solchem- nach mag ein teutſcher erz- und biſchof aus teut- ſcher kirchenfreiheit einen lezten willen allerdinges errichten. Wenn nun ein ſolcher teutſcher praelat in ſeinem lezten willen zur gunſt der milden ſtiftun- gen gebaret; ſo beſtehet derſelbe in alle wege. Zu den milden ſachen gehoͤren vir gattungen, 1) fuͤr das armut, kirchen, ſchulen, hoſpitalien ꝛc, 2) ſee- lenmeſſen, und das ſeelgeraͤte, 3) was zu Gottes eren, auch zur foͤrderung der chriſtlichen religion di- net, 4) zum beſten des gemeinen weſens abzwecket, von Berger in oecon. iur. lib. II tit. 4 § 9, Boeh- mer im iure eccl. prot. lib. III tit. 26 § 12 ſ. 984, T. II. Auſſer dem hat das angezogene verbot der paͤpſtlichen rechte: nicht zu teſtiren, durch die nach-
herigen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1058"n="1034"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II</hi> b., <hirendition="#aq">LXXIV</hi> h. von denen,</hi></fw><lb/>
1715, 4t, <hirendition="#fr">Pichler</hi> am a. o. <hirendition="#aq">lib. III tit.</hi> 26 § 3,<lb/>
n. 52, 53, <hirendition="#fr">Buder</hi>ſ. 22 fg., und andere, welche<lb/>
die ſtraͤnge der kaiſerlichen, und paͤpſtlichen rechte<lb/>
fuͤr nachgelaſſen halten, oder zum wenigſten den<lb/>
gegenteiligen gebrauch, und die erfarung darwider<lb/>
anzihen, <hirendition="#fr">Reiffenſtuel</hi> am a. o., <hirendition="#fr">Pichler</hi> am a. o.<lb/>
Wenn nun ein ſolcher teutſcher erz- oder biſchof<lb/>
uͤber ſeine kreuze, u. dgl. gebaret; ſo gehoͤren ſie un-<lb/>
ter die patrimonialien, <hirendition="#fr">Pyrrhus Corradi</hi> in <hirendition="#aq">praxi<lb/>
diſpenſat. apoſt. lib. X</hi> cap. 1 ſ. 458. Dahinge-<lb/>
gen fallen die hochſtifts- oder biſchoͤfliche einkunfte,<lb/>
nach der ſazung des papſtes Plus <hirendition="#aq">V</hi> vom jare 1567<lb/>
an die kammer, <hirendition="#fr">Corradi</hi> am a. o. wohin ſie auch<lb/>
vom erzbiſchoffe verſchaffet worden ſind. 3) Jſt<lb/>
ein teutſcher mit der landeshoheit begabeter prae-<lb/>
lat von den uͤbrigen biſchoͤffen auswaͤrtiger reiche<lb/>
unterſchiden; anbenebſt leget ihm auch 4) die teut-<lb/>ſche kirchen-freiheit ein mereres, als andern praela-<lb/>
ten bei; geſtalt dann auch Frankreich dem roͤmi-<lb/>ſchen hofe wider ſeine biſchoͤffe dergleichen unterwuͤr-<lb/>
figkeit nicht zugeſtehet, <hirendition="#aq">l’ hiſtoire du droit public<lb/>
eccleſ. François, livre I chap.</hi> 53, 54. Solchem-<lb/>
nach mag ein teutſcher erz- und biſchof aus teut-<lb/>ſcher kirchenfreiheit einen lezten willen allerdinges<lb/>
errichten. Wenn nun ein ſolcher teutſcher praelat<lb/>
in ſeinem lezten willen zur gunſt der milden ſtiftun-<lb/>
gen gebaret; ſo beſtehet derſelbe in alle wege. Zu<lb/>
den milden ſachen gehoͤren vir gattungen, 1) fuͤr<lb/>
das armut, kirchen, ſchulen, hoſpitalien ꝛc, 2) ſee-<lb/>
lenmeſſen, und das ſeelgeraͤte, 3) was zu Gottes<lb/>
eren, auch zur foͤrderung der chriſtlichen religion di-<lb/>
net, 4) zum beſten des gemeinen weſens abzwecket,<lb/><hirendition="#fr">von Berger</hi> in <hirendition="#aq">oecon. iur. lib. II</hi> tit. 4 § 9, <hirendition="#fr">Boeh-<lb/>
mer</hi> im <hirendition="#aq">iure eccl. prot. lib. III</hi> tit. 26 § 12 ſ. 984,<lb/><hirendition="#aq">T. II.</hi> Auſſer dem hat das angezogene verbot der<lb/>
paͤpſtlichen rechte: nicht zu teſtiren, durch die nach-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">herigen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1034/1058]
II b., LXXIV h. von denen,
1715, 4t, Pichler am a. o. lib. III tit. 26 § 3,
n. 52, 53, Buder ſ. 22 fg., und andere, welche
die ſtraͤnge der kaiſerlichen, und paͤpſtlichen rechte
fuͤr nachgelaſſen halten, oder zum wenigſten den
gegenteiligen gebrauch, und die erfarung darwider
anzihen, Reiffenſtuel am a. o., Pichler am a. o.
Wenn nun ein ſolcher teutſcher erz- oder biſchof
uͤber ſeine kreuze, u. dgl. gebaret; ſo gehoͤren ſie un-
ter die patrimonialien, Pyrrhus Corradi in praxi
diſpenſat. apoſt. lib. X cap. 1 ſ. 458. Dahinge-
gen fallen die hochſtifts- oder biſchoͤfliche einkunfte,
nach der ſazung des papſtes Plus V vom jare 1567
an die kammer, Corradi am a. o. wohin ſie auch
vom erzbiſchoffe verſchaffet worden ſind. 3) Jſt
ein teutſcher mit der landeshoheit begabeter prae-
lat von den uͤbrigen biſchoͤffen auswaͤrtiger reiche
unterſchiden; anbenebſt leget ihm auch 4) die teut-
ſche kirchen-freiheit ein mereres, als andern praela-
ten bei; geſtalt dann auch Frankreich dem roͤmi-
ſchen hofe wider ſeine biſchoͤffe dergleichen unterwuͤr-
figkeit nicht zugeſtehet, l’ hiſtoire du droit public
eccleſ. François, livre I chap. 53, 54. Solchem-
nach mag ein teutſcher erz- und biſchof aus teut-
ſcher kirchenfreiheit einen lezten willen allerdinges
errichten. Wenn nun ein ſolcher teutſcher praelat
in ſeinem lezten willen zur gunſt der milden ſtiftun-
gen gebaret; ſo beſtehet derſelbe in alle wege. Zu
den milden ſachen gehoͤren vir gattungen, 1) fuͤr
das armut, kirchen, ſchulen, hoſpitalien ꝛc, 2) ſee-
lenmeſſen, und das ſeelgeraͤte, 3) was zu Gottes
eren, auch zur foͤrderung der chriſtlichen religion di-
net, 4) zum beſten des gemeinen weſens abzwecket,
von Berger in oecon. iur. lib. II tit. 4 § 9, Boeh-
mer im iure eccl. prot. lib. III tit. 26 § 12 ſ. 984,
T. II. Auſſer dem hat das angezogene verbot der
paͤpſtlichen rechte: nicht zu teſtiren, durch die nach-
herigen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1034. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1058>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.