Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

II buch, LXXI haubtstück,
haben. Die verwitbete von Landtsberg ernennete
mit irer andern schwester iren lüngsten son zu irem
erbe, mit dem bedinge: daß er den namen von Reck
annemen, und füren sollte. Den übrigen kindern
sezete die mutter eine geringe summe geltes aus;
und der jüngste son sollte das gut bekommen. Ob
man aber den erben auf die wahl sezen könne?
wird unten fürkommen (§ 2948). Eine andere
frage ist: ob dijenige, welche sonst nicht erbmäßig
sind, zu erben eingesezet werden können? im Mag-
deburgischen etc ist versehen: daß wer eines bauern,
oder geringen bürgers tochter heiratet, in den lehnen
nicht folgen soll. Einer von adel verehelichet sich
mit eines buchbinders tochter zu Halle. Fraget
sich allso: ob er den aus diser ehe erzileten son zum
erben im lehne einzusezen vermöge? Es ward dar-
auf gesprochen: ja! Allein der hof verneinete dise
frage, mit dem zusaze: daß alle von handwerks-
töchtern geborne der lehne unfähig seyn sollten. Ein
angewünscheter son kan in stamm- oder lehngütern,
nach der regel, zum erben eingesezet werden. Der
lezte graf von Cronberg: Johann Nicol, verschaf-
fete seiner natürlichen tochter, verehelichten von Mez-
burg fertanten. Der Reichshofraht genemigte
1708 dises; allein wider das teutsche recht. Ob
aber die aus einem putativo matrimonio erzeugete
kinder eingesezet werden können? Jm jare 1724 ent-
stand vor dem parlamente zu Paris ein streit we-
gen der tochter des herzogs Choisseul. Der oheim,
herzog von Valliere widersezete sich. Die tochter
gewann im jare 1726.

§ 2926
von den after-
erbeinsezun-
gen.

Es ist eine sehr bestrittene frage: ob einer seinen
kindeskindern pupillariter substituiren könne? man
sehe hirvon die Grupischen disceptat. for. c. 2. Daß

after-

II buch, LXXI haubtſtuͤck,
haben. Die verwitbete von Landtsberg ernennete
mit irer andern ſchweſter iren luͤngſten ſon zu irem
erbe, mit dem bedinge: daß er den namen von Reck
annemen, und fuͤren ſollte. Den uͤbrigen kindern
ſezete die mutter eine geringe ſumme geltes aus;
und der juͤngſte ſon ſollte das gut bekommen. Ob
man aber den erben auf die wahl ſezen koͤnne?
wird unten fuͤrkommen (§ 2948). Eine andere
frage iſt: ob dijenige, welche ſonſt nicht erbmaͤßig
ſind, zu erben eingeſezet werden koͤnnen? im Mag-
deburgiſchen ꝛc iſt verſehen: daß wer eines bauern,
oder geringen buͤrgers tochter heiratet, in den lehnen
nicht folgen ſoll. Einer von adel verehelichet ſich
mit eines buchbinders tochter zu Halle. Fraget
ſich allſo: ob er den aus diſer ehe erzileten ſon zum
erben im lehne einzuſezen vermoͤge? Es ward dar-
auf geſprochen: ja! Allein der hof verneinete diſe
frage, mit dem zuſaze: daß alle von handwerks-
toͤchtern geborne der lehne unfaͤhig ſeyn ſollten. Ein
angewuͤnſcheter ſon kan in ſtamm- oder lehnguͤtern,
nach der regel, zum erben eingeſezet werden. Der
lezte graf von Cronberg: Johann Nicol, verſchaf-
fete ſeiner natuͤrlichen tochter, verehelichten von Mez-
burg fertanten. Der Reichshofraht genemigte
1708 diſes; allein wider das teutſche recht. Ob
aber die aus einem putativo matrimonio erzeugete
kinder eingeſezet werden koͤnnen? Jm jare 1724 ent-
ſtand vor dem parlamente zu Paris ein ſtreit we-
gen der tochter des herzogs Choiſſeul. Der oheim,
herzog von Valliere widerſezete ſich. Die tochter
gewann im jare 1726.

§ 2926
von den after-
erbeinſezun-
gen.

Es iſt eine ſehr beſtrittene frage: ob einer ſeinen
kindeskindern pupillariter ſubſtituiren koͤnne? man
ſehe hirvon die Grupiſchen diſceptat. for. c. 2. Daß

after-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1050" n="1026"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> buch, <hi rendition="#aq">LXXI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
haben. Die verwitbete von Landtsberg ernennete<lb/>
mit irer andern &#x017F;chwe&#x017F;ter iren lu&#x0364;ng&#x017F;ten &#x017F;on zu irem<lb/>
erbe, mit dem bedinge: daß er den namen von Reck<lb/>
annemen, und fu&#x0364;ren &#x017F;ollte. Den u&#x0364;brigen kindern<lb/>
&#x017F;ezete die mutter eine geringe &#x017F;umme geltes aus;<lb/>
und der ju&#x0364;ng&#x017F;te &#x017F;on &#x017F;ollte das gut bekommen. Ob<lb/>
man aber den erben auf die wahl &#x017F;ezen ko&#x0364;nne?<lb/>
wird unten fu&#x0364;rkommen (§ 2948). Eine andere<lb/>
frage i&#x017F;t: ob dijenige, welche &#x017F;on&#x017F;t nicht erbma&#x0364;ßig<lb/>
&#x017F;ind, zu erben einge&#x017F;ezet werden ko&#x0364;nnen? im Mag-<lb/>
deburgi&#x017F;chen &#xA75B;c i&#x017F;t ver&#x017F;ehen: daß wer eines bauern,<lb/>
oder geringen bu&#x0364;rgers tochter heiratet, in den lehnen<lb/>
nicht folgen &#x017F;oll. Einer von adel verehelichet &#x017F;ich<lb/>
mit eines buchbinders tochter zu Halle. Fraget<lb/>
&#x017F;ich all&#x017F;o: ob er den aus di&#x017F;er ehe erzileten &#x017F;on zum<lb/>
erben im lehne einzu&#x017F;ezen vermo&#x0364;ge? Es ward dar-<lb/>
auf ge&#x017F;prochen: ja! Allein der hof verneinete di&#x017F;e<lb/>
frage, mit dem zu&#x017F;aze: daß alle von handwerks-<lb/>
to&#x0364;chtern geborne der lehne unfa&#x0364;hig &#x017F;eyn &#x017F;ollten. Ein<lb/>
angewu&#x0364;n&#x017F;cheter &#x017F;on kan in &#x017F;tamm- oder lehngu&#x0364;tern,<lb/>
nach der regel, zum erben einge&#x017F;ezet werden. Der<lb/>
lezte graf von Cronberg: Johann Nicol, ver&#x017F;chaf-<lb/>
fete &#x017F;einer natu&#x0364;rlichen tochter, verehelichten von Mez-<lb/>
burg fertanten. Der Reichshofraht genemigte<lb/>
1708 di&#x017F;es; allein wider das teut&#x017F;che recht. Ob<lb/>
aber die aus einem putativo matrimonio erzeugete<lb/>
kinder einge&#x017F;ezet werden ko&#x0364;nnen? Jm jare 1724 ent-<lb/>
&#x017F;tand vor dem parlamente zu Paris ein &#x017F;treit we-<lb/>
gen der tochter des herzogs Choi&#x017F;&#x017F;eul. Der oheim,<lb/>
herzog von Valliere wider&#x017F;ezete &#x017F;ich. Die tochter<lb/>
gewann im jare 1726.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 2926</head><lb/>
          <note place="left">von den after-<lb/>
erbein&#x017F;ezun-<lb/>
gen.</note>
          <p>Es i&#x017F;t eine &#x017F;ehr be&#x017F;trittene frage: ob einer &#x017F;einen<lb/>
kindeskindern pupillariter &#x017F;ub&#x017F;tituiren ko&#x0364;nne? man<lb/>
&#x017F;ehe hirvon die <hi rendition="#fr">Grupi&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">di&#x017F;ceptat. for. c.</hi> 2. Daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">after-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1026/1050] II buch, LXXI haubtſtuͤck, haben. Die verwitbete von Landtsberg ernennete mit irer andern ſchweſter iren luͤngſten ſon zu irem erbe, mit dem bedinge: daß er den namen von Reck annemen, und fuͤren ſollte. Den uͤbrigen kindern ſezete die mutter eine geringe ſumme geltes aus; und der juͤngſte ſon ſollte das gut bekommen. Ob man aber den erben auf die wahl ſezen koͤnne? wird unten fuͤrkommen (§ 2948). Eine andere frage iſt: ob dijenige, welche ſonſt nicht erbmaͤßig ſind, zu erben eingeſezet werden koͤnnen? im Mag- deburgiſchen ꝛc iſt verſehen: daß wer eines bauern, oder geringen buͤrgers tochter heiratet, in den lehnen nicht folgen ſoll. Einer von adel verehelichet ſich mit eines buchbinders tochter zu Halle. Fraget ſich allſo: ob er den aus diſer ehe erzileten ſon zum erben im lehne einzuſezen vermoͤge? Es ward dar- auf geſprochen: ja! Allein der hof verneinete diſe frage, mit dem zuſaze: daß alle von handwerks- toͤchtern geborne der lehne unfaͤhig ſeyn ſollten. Ein angewuͤnſcheter ſon kan in ſtamm- oder lehnguͤtern, nach der regel, zum erben eingeſezet werden. Der lezte graf von Cronberg: Johann Nicol, verſchaf- fete ſeiner natuͤrlichen tochter, verehelichten von Mez- burg fertanten. Der Reichshofraht genemigte 1708 diſes; allein wider das teutſche recht. Ob aber die aus einem putativo matrimonio erzeugete kinder eingeſezet werden koͤnnen? Jm jare 1724 ent- ſtand vor dem parlamente zu Paris ein ſtreit we- gen der tochter des herzogs Choiſſeul. Der oheim, herzog von Valliere widerſezete ſich. Die tochter gewann im jare 1726. § 2926 Es iſt eine ſehr beſtrittene frage: ob einer ſeinen kindeskindern pupillariter ſubſtituiren koͤnne? man ſehe hirvon die Grupiſchen diſceptat. for. c. 2. Daß after-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1050
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1026. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1050>, abgerufen am 22.11.2024.