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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, LXX haubtstück,

II) Unter den Franken sind sie durch die geist-
lichen aufgekommen, Kopp am a. o. § 3.

III) Sodann haben auch andere teutsche völ-
ker nach der Franken weise, durch vorschub, und
veranlassung der geistlichen die testamente machen
lernen; jedoch haben

IIII) die Teutsche ire testamente nicht nach rö-
mischer art gemachet; sondern sie stifteten solche
entweder vermittels einer anweissung des zinsses,
oder durch brife (§ 2904), oder vor gerichte, un-
ter freiem himmel, ungehabt, und ungestabt;
man hilt aber selbige allezeit als etwas besonderes;
biß endlich

V) das römische recht in Teutschlande so be-
kannt wurde, daß man auch die lezten willen nach
römischen rechten zulisse. Jnzwischen sind die te-
stamente nach römischen rechten im Reiche eher be-
kannt geworden, als in Sachsen; jedoch hat man
sich nicht aller orten an die römischen feierlichkei-
ten gebunden; sondern nimmt die testamente als
codicille an, wozu eben nicht 5 zeugen erfodert wer-
den; im falle die besondere stadt-und landesge-
säze sie nicht erfodern. Daher die codicillaris clau-
sula denselben einverleibet wird; am sichersten aber
machet man sie im Reiche entweder gerichtlich, oder
für 5 zeugen.

§ 2912
wie in Hail-
bronn die testa-
mente zu ma-
chen sind?

Jnhalts der hailbronnischen statuten th. V,
tit. 1 sollen die lezten willen vor der obrigkeit of-
fen gemachet, und verfasset, oder in schriften ge-
fertiget, und übergeben werden, mit bitte: sie zu
verlesen, und zu bestätigen (§ 2909); es darf auch
ein testament, codicill, geschefft, und lezter wille

vor
II buch, LXX haubtſtuͤck,

II) Unter den Franken ſind ſie durch die geiſt-
lichen aufgekommen, Kopp am a. o. § 3.

III) Sodann haben auch andere teutſche voͤl-
ker nach der Franken weiſe, durch vorſchub, und
veranlaſſung der geiſtlichen die teſtamente machen
lernen; jedoch haben

IIII) die Teutſche ire teſtamente nicht nach roͤ-
miſcher art gemachet; ſondern ſie ſtifteten ſolche
entweder vermittels einer anweiſſung des zinſſes,
oder durch brife (§ 2904), oder vor gerichte, un-
ter freiem himmel, ungehabt, und ungeſtabt;
man hilt aber ſelbige allezeit als etwas beſonderes;
biß endlich

V) das roͤmiſche recht in Teutſchlande ſo be-
kannt wurde, daß man auch die lezten willen nach
roͤmiſchen rechten zuliſſe. Jnzwiſchen ſind die te-
ſtamente nach roͤmiſchen rechten im Reiche eher be-
kannt geworden, als in Sachſen; jedoch hat man
ſich nicht aller orten an die roͤmiſchen feierlichkei-
ten gebunden; ſondern nimmt die teſtamente als
codicille an, wozu eben nicht 5 zeugen erfodert wer-
den; im falle die beſondere ſtadt-und landesge-
ſaͤze ſie nicht erfodern. Daher die codicillaris clau-
ſula denſelben einverleibet wird; am ſicherſten aber
machet man ſie im Reiche entweder gerichtlich, oder
fuͤr 5 zeugen.

§ 2912
wie in Hail-
bronn die teſta-
mente zu ma-
chen ſind?

Jnhalts der hailbronniſchen ſtatuten th. V,
tit. 1 ſollen die lezten willen vor der obrigkeit of-
fen gemachet, und verfaſſet, oder in ſchriften ge-
fertiget, und uͤbergeben werden, mit bitte: ſie zu
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ein teſtament, codicill, geſchefft, und lezter wille

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[1014/1038] II buch, LXX haubtſtuͤck, II) Unter den Franken ſind ſie durch die geiſt- lichen aufgekommen, Kopp am a. o. § 3. III) Sodann haben auch andere teutſche voͤl- ker nach der Franken weiſe, durch vorſchub, und veranlaſſung der geiſtlichen die teſtamente machen lernen; jedoch haben IIII) die Teutſche ire teſtamente nicht nach roͤ- miſcher art gemachet; ſondern ſie ſtifteten ſolche entweder vermittels einer anweiſſung des zinſſes, oder durch brife (§ 2904), oder vor gerichte, un- ter freiem himmel, ungehabt, und ungeſtabt; man hilt aber ſelbige allezeit als etwas beſonderes; biß endlich V) das roͤmiſche recht in Teutſchlande ſo be- kannt wurde, daß man auch die lezten willen nach roͤmiſchen rechten zuliſſe. Jnzwiſchen ſind die te- ſtamente nach roͤmiſchen rechten im Reiche eher be- kannt geworden, als in Sachſen; jedoch hat man ſich nicht aller orten an die roͤmiſchen feierlichkei- ten gebunden; ſondern nimmt die teſtamente als codicille an, wozu eben nicht 5 zeugen erfodert wer- den; im falle die beſondere ſtadt-und landesge- ſaͤze ſie nicht erfodern. Daher die codicillaris clau- ſula denſelben einverleibet wird; am ſicherſten aber machet man ſie im Reiche entweder gerichtlich, oder fuͤr 5 zeugen. § 2912 Jnhalts der hailbronniſchen ſtatuten th. V, tit. 1 ſollen die lezten willen vor der obrigkeit of- fen gemachet, und verfaſſet, oder in ſchriften ge- fertiget, und uͤbergeben werden, mit bitte: ſie zu verleſen, und zu beſtaͤtigen (§ 2909); es darf auch ein teſtament, codicill, geſchefft, und lezter wille vor

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1014. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1038>, abgerufen am 22.12.2024.