Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

II buch, LXX haubtstück,
saz erläutert: daß ehedem keine privatperson, one
landesherrliche bewilligung, habe testiren können,
Heinecc in elem. iur. germ. lib. II, tit. VII, § 181
fgg. s. 500 fgg.; wovon noch wohl überbleibsel zu
finden sind, wie von Schleswig der Heinecc de
testamenti fact. i. g. arctis limit. passim circumscri-
pta,
§ 13 bemerket. Aus disen ursachen ist leicht
warzunemen: daß die testamente sowohl den lan-
desherren, als auch dem teutschen adel verhaßt ge-
wesen seynd; dahingegen sie nach den römischen
rechten grosse gunst haben, Brückner de fauore
vltim. voluntat.

§ 2909
bei welchem
richter man te-
stiren kan?

Nach der regel kan man auch bei dem gering-
sten gebürenden richter seinen lezten willen stiften,
Joh. Tob. Richter de testam. a iudice incompet.
in territorio alieno condito inualido,
Leipz. 1752;
dafern er nur eine gerichtbarkeit hat; er ist auch
befugt, ein testament aufzunemen, Freiherr von
Cramer
in wezl. nebenstunden th. X, s. 73 fgg.,
Heumann T. I, exerc. sp. 2 -- 7, und zu ferti-
gen, welches dem testirer wider vorzulesen ist, J.
H. Boehmer
de testam. non praelecto T. IIII, ex.
ad p.
s. 899 fgg. Wenn aber derselbe im gerich-
te dergleichen nicht annimmt; sondern dasselbe im
hause geschehen muß, sind nach dem gerichts-her-
kommen, und den landesrechten die behörige ge-
richts-oder ordentliche gerichts-oder rahtsschöffen,
samt dem gerichts-oder stadtschreiber darzu abzu-
schicken, Schoepff im cons. CVI, n. 45 fg. s. 864
vol. VIII, Jac. Frid. Ludovici de actuarii prae-
sentia in actu testandi,
Halle 1712, und 1727.
Einen schulmeister kan man an statt des gerichts-
schreibers hirbei nicht gebrauchen, noch andere per-
sonen, welche keine ordentliche mitglider des ge-

richtes

II buch, LXX haubtſtuͤck,
ſaz erlaͤutert: daß ehedem keine privatperſon, one
landesherrliche bewilligung, habe teſtiren koͤnnen,
Heinecc in elem. iur. germ. lib. II, tit. VII, § 181
fgg. ſ. 500 fgg.; wovon noch wohl uͤberbleibſel zu
finden ſind, wie von Schleswig der Heinecc de
teſtamenti fact. i. g. arctis limit. paſſim circumſcri-
pta,
§ 13 bemerket. Aus diſen urſachen iſt leicht
warzunemen: daß die teſtamente ſowohl den lan-
desherren, als auch dem teutſchen adel verhaßt ge-
weſen ſeynd; dahingegen ſie nach den roͤmiſchen
rechten groſſe gunſt haben, Bruͤckner de fauore
vltim. voluntat.

§ 2909
bei welchem
richter man te-
ſtiren kan?

Nach der regel kan man auch bei dem gering-
ſten gebuͤrenden richter ſeinen lezten willen ſtiften,
Joh. Tob. Richter de teſtam. a iudice incompet.
in territorio alieno condito inualido,
Leipz. 1752;
dafern er nur eine gerichtbarkeit hat; er iſt auch
befugt, ein teſtament aufzunemen, Freiherr von
Cramer
in wezl. nebenſtunden th. X, ſ. 73 fgg.,
Heumann T. I, exerc. ſp. 2 — 7, und zu ferti-
gen, welches dem teſtirer wider vorzuleſen iſt, J.
H. Boehmer
de teſtam. non praelecto T. IIII, ex.
ad π.
ſ. 899 fgg. Wenn aber derſelbe im gerich-
te dergleichen nicht annimmt; ſondern daſſelbe im
hauſe geſchehen muß, ſind nach dem gerichts-her-
kommen, und den landesrechten die behoͤrige ge-
richts-oder ordentliche gerichts-oder rahtsſchoͤffen,
ſamt dem gerichts-oder ſtadtſchreiber darzu abzu-
ſchicken, Schoepff im conſ. CVI, n. 45 fg. ſ. 864
vol. VIII, Jac. Frid. Ludovici de actuarii prae-
ſentia in actu teſtandi,
Halle 1712, und 1727.
Einen ſchulmeiſter kan man an ſtatt des gerichts-
ſchreibers hirbei nicht gebrauchen, noch andere per-
ſonen, welche keine ordentliche mitglider des ge-

richtes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1034" n="1010"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> buch, <hi rendition="#aq">LXX</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
&#x017F;az erla&#x0364;utert: daß ehedem keine privatper&#x017F;on, one<lb/>
landesherrliche bewilligung, habe te&#x017F;tiren ko&#x0364;nnen,<lb/><hi rendition="#fr">Heinecc</hi> in <hi rendition="#aq">elem. iur. germ. lib. II, tit. VII,</hi> § 181<lb/>
fgg. &#x017F;. 500 fgg.; wovon noch wohl u&#x0364;berbleib&#x017F;el zu<lb/>
finden &#x017F;ind, wie von Schleswig der <hi rendition="#fr">Heinecc</hi> <hi rendition="#aq">de<lb/>
te&#x017F;tamenti fact. i. g. arctis limit. pa&#x017F;&#x017F;im circum&#x017F;cri-<lb/>
pta,</hi> § 13 bemerket. Aus di&#x017F;en ur&#x017F;achen i&#x017F;t leicht<lb/>
warzunemen: daß die te&#x017F;tamente &#x017F;owohl den lan-<lb/>
desherren, als auch dem teut&#x017F;chen adel verhaßt ge-<lb/>
we&#x017F;en &#x017F;eynd; dahingegen &#x017F;ie nach den ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
rechten gro&#x017F;&#x017F;e gun&#x017F;t haben, <hi rendition="#fr">Bru&#x0364;ckner</hi> <hi rendition="#aq">de fauore<lb/>
vltim. voluntat.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 2909</head><lb/>
          <note place="left">bei welchem<lb/>
richter man te-<lb/>
&#x017F;tiren kan?</note>
          <p>Nach der regel kan man auch bei dem gering-<lb/>
&#x017F;ten gebu&#x0364;renden richter &#x017F;einen lezten willen &#x017F;tiften,<lb/><hi rendition="#fr">Joh. Tob. Richter</hi> <hi rendition="#aq">de te&#x017F;tam. a iudice incompet.<lb/>
in territorio alieno condito inualido,</hi> Leipz. 1752;<lb/>
dafern er nur eine gerichtbarkeit hat; er i&#x017F;t auch<lb/>
befugt, ein te&#x017F;tament aufzunemen, Freiherr <hi rendition="#fr">von<lb/>
Cramer</hi> in wezl. neben&#x017F;tunden th. <hi rendition="#aq">X,</hi> &#x017F;. 73 fgg.,<lb/><hi rendition="#fr">Heumann</hi> <hi rendition="#aq">T. I, exerc.</hi> &#x017F;p. 2 &#x2014; 7, und zu ferti-<lb/>
gen, welches dem te&#x017F;tirer wider vorzule&#x017F;en i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">J.<lb/>
H. Boehmer</hi> <hi rendition="#aq">de te&#x017F;tam. non praelecto T. IIII, ex.<lb/>
ad &#x03C0;.</hi> &#x017F;. 899 fgg. Wenn aber der&#x017F;elbe im gerich-<lb/>
te dergleichen nicht annimmt; &#x017F;ondern da&#x017F;&#x017F;elbe im<lb/>
hau&#x017F;e ge&#x017F;chehen muß, &#x017F;ind nach dem gerichts-her-<lb/>
kommen, und den landesrechten die beho&#x0364;rige ge-<lb/>
richts-oder ordentliche gerichts-oder rahts&#x017F;cho&#x0364;ffen,<lb/>
&#x017F;amt dem gerichts-oder &#x017F;tadt&#x017F;chreiber darzu abzu-<lb/>
&#x017F;chicken, <hi rendition="#fr">Schoepff</hi> im <hi rendition="#aq">con&#x017F;. CVI,</hi> n. 45 fg. &#x017F;. 864<lb/>
vol. <hi rendition="#aq">VIII,</hi> <hi rendition="#fr">Jac. Frid. Ludovici</hi> <hi rendition="#aq">de actuarii prae-<lb/>
&#x017F;entia in actu te&#x017F;tandi,</hi> Halle 1712, und 1727.<lb/>
Einen &#x017F;chulmei&#x017F;ter kan man an &#x017F;tatt des gerichts-<lb/>
&#x017F;chreibers hirbei nicht gebrauchen, noch andere per-<lb/>
&#x017F;onen, welche keine ordentliche mitglider des ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">richtes</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1010/1034] II buch, LXX haubtſtuͤck, ſaz erlaͤutert: daß ehedem keine privatperſon, one landesherrliche bewilligung, habe teſtiren koͤnnen, Heinecc in elem. iur. germ. lib. II, tit. VII, § 181 fgg. ſ. 500 fgg.; wovon noch wohl uͤberbleibſel zu finden ſind, wie von Schleswig der Heinecc de teſtamenti fact. i. g. arctis limit. paſſim circumſcri- pta, § 13 bemerket. Aus diſen urſachen iſt leicht warzunemen: daß die teſtamente ſowohl den lan- desherren, als auch dem teutſchen adel verhaßt ge- weſen ſeynd; dahingegen ſie nach den roͤmiſchen rechten groſſe gunſt haben, Bruͤckner de fauore vltim. voluntat. § 2909 Nach der regel kan man auch bei dem gering- ſten gebuͤrenden richter ſeinen lezten willen ſtiften, Joh. Tob. Richter de teſtam. a iudice incompet. in territorio alieno condito inualido, Leipz. 1752; dafern er nur eine gerichtbarkeit hat; er iſt auch befugt, ein teſtament aufzunemen, Freiherr von Cramer in wezl. nebenſtunden th. X, ſ. 73 fgg., Heumann T. I, exerc. ſp. 2 — 7, und zu ferti- gen, welches dem teſtirer wider vorzuleſen iſt, J. H. Boehmer de teſtam. non praelecto T. IIII, ex. ad π. ſ. 899 fgg. Wenn aber derſelbe im gerich- te dergleichen nicht annimmt; ſondern daſſelbe im hauſe geſchehen muß, ſind nach dem gerichts-her- kommen, und den landesrechten die behoͤrige ge- richts-oder ordentliche gerichts-oder rahtsſchoͤffen, ſamt dem gerichts-oder ſtadtſchreiber darzu abzu- ſchicken, Schoepff im conſ. CVI, n. 45 fg. ſ. 864 vol. VIII, Jac. Frid. Ludovici de actuarii prae- ſentia in actu teſtandi, Halle 1712, und 1727. Einen ſchulmeiſter kan man an ſtatt des gerichts- ſchreibers hirbei nicht gebrauchen, noch andere per- ſonen, welche keine ordentliche mitglider des ge- richtes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1034
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1034>, abgerufen am 24.11.2024.