von den ursa- chen der ge- richtlichen übergebungen der unbewegli- chen güter hal- ber.
Die unbewegliche güter mussten bei den Teut- schen gerichtlich übergeben werden, (§ 1856 fg.). Hirzu hatte man vilerlei ursachen. Unter dise ge- hören mit: 1) weil in den fehdezeiten keiner seiner güter wegen einen augenblick sicher war; sondern sich stets besorgen musste: daß sie ihm von an- dern weggenommen, und er daraus geworfen würde. Weil nun der richter oft nicht wissen konnte, ob auch derjenige, welchem die güter weg- genommen waren, und er daraus geworfen wor- den, warhafter eigentümer davon sei; mithin ihn nicht allezeit in den besiz wider einzusezen vermoch- te, noch wollte; imgleichen der beweiß der unbeweg- lichen sachen schwer zu füren ist; so lissen sich die Teutsche ire unbeweglichen güter von den gebüren- den richtern gerichtlich übergeben, das ist, bevesti- gen, vest machen, in die wehre sezen (§ 1856 fg. § 1877), auch um besser behalts willen, (wie es in den alten gerichtsbüchern heisset), in die gerichts- bücher einschreiben, welches auch bei den erbschaf- ten geschahe, besage des Burgholzhäuser gerichts- buches in der deduction der von Hanau-Münzen- berg auf den Reichslehnbaren flecken Burkholz- hausen neuerlich gemachten praetension entgegen gesezet, Wezl. 1741 fol. in beilagen s. 47 fg., da- mit, wenn sie im eräugenden falle inen weggenom- men würden, der richter sie sofort in den besiz wider einsezen könnte; immassen der richter sodann wisse: daß die in der wehre sich befundene ware eigentü- mer davon wären; darnebst 2) auch, weil keine un- bewegliche sache, dafern sie auch nur erbe war, one der stammvättern gehelung veräussert werden konn- te. Jnzwischen war vor allen dingen auf die er- fodernisse der verjärung hirbei rücksicht zu nemen,
wenn
II buch, LXVI haubtſtuͤck,
§ 2873
von den urſa- chen der ge- richtlichen uͤbergebungen der unbewegli- chen guͤter hal- ber.
Die unbewegliche guͤter muſſten bei den Teut- ſchen gerichtlich uͤbergeben werden, (§ 1856 fg.). Hirzu hatte man vilerlei urſachen. Unter diſe ge- hoͤren mit: 1) weil in den fehdezeiten keiner ſeiner guͤter wegen einen augenblick ſicher war; ſondern ſich ſtets beſorgen muſſte: daß ſie ihm von an- dern weggenommen, und er daraus geworfen wuͤrde. Weil nun der richter oft nicht wiſſen konnte, ob auch derjenige, welchem die guͤter weg- genommen waren, und er daraus geworfen wor- den, warhafter eigentuͤmer davon ſei; mithin ihn nicht allezeit in den beſiz wider einzuſezen vermoch- te, noch wollte; imgleichen der beweiß der unbeweg- lichen ſachen ſchwer zu fuͤren iſt; ſo liſſen ſich die Teutſche ire unbeweglichen guͤter von den gebuͤren- den richtern gerichtlich uͤbergeben, das iſt, beveſti- gen, veſt machen, in die wehre ſezen (§ 1856 fg. § 1877), auch um beſſer behalts willen, (wie es in den alten gerichtsbuͤchern heiſſet), in die gerichts- buͤcher einſchreiben, welches auch bei den erbſchaf- ten geſchahe, beſage des Burgholzhaͤuſer gerichts- buches in der deduction der von Hanau-Muͤnzen- berg auf den Reichslehnbaren flecken Burkholz- hauſen neuerlich gemachten praetenſion entgegen geſezet, Wezl. 1741 fol. in beilagen ſ. 47 fg., da- mit, wenn ſie im eraͤugenden falle inen weggenom- men wuͤrden, der richter ſie ſofort in den beſiz wider einſezen koͤnnte; immaſſen der richter ſodann wiſſe: daß die in der wehre ſich befundene ware eigentuͤ- mer davon waͤren; darnebſt 2) auch, weil keine un- bewegliche ſache, dafern ſie auch nur erbe war, one der ſtammvaͤttern gehelung veraͤuſſert werden konn- te. Jnzwiſchen war vor allen dingen auf die er- foderniſſe der verjaͤrung hirbei ruͤckſicht zu nemen,
wenn
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f1010"n="986"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II</hi> buch, <hirendition="#aq">LXVI</hi> haubtſtuͤck,</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§ 2873</head><lb/><noteplace="left">von den urſa-<lb/>
chen der ge-<lb/>
richtlichen<lb/>
uͤbergebungen<lb/>
der unbewegli-<lb/>
chen guͤter hal-<lb/>
ber.</note><p>Die unbewegliche guͤter muſſten bei den Teut-<lb/>ſchen gerichtlich uͤbergeben werden, (§ 1856 fg.).<lb/>
Hirzu hatte man vilerlei urſachen. Unter diſe ge-<lb/>
hoͤren mit: 1) weil in den fehdezeiten keiner ſeiner<lb/>
guͤter wegen einen augenblick ſicher war; ſondern<lb/>ſich ſtets beſorgen muſſte: daß ſie ihm von an-<lb/>
dern weggenommen, und er daraus geworfen<lb/>
wuͤrde. Weil nun der richter oft nicht wiſſen<lb/>
konnte, ob auch derjenige, welchem die guͤter weg-<lb/>
genommen waren, und er daraus geworfen wor-<lb/>
den, warhafter eigentuͤmer davon ſei; mithin ihn<lb/>
nicht allezeit in den beſiz wider einzuſezen vermoch-<lb/>
te, noch wollte; imgleichen der beweiß der unbeweg-<lb/>
lichen ſachen ſchwer zu fuͤren iſt; ſo liſſen ſich die<lb/>
Teutſche ire unbeweglichen guͤter von den gebuͤren-<lb/>
den richtern gerichtlich uͤbergeben, das iſt, beveſti-<lb/>
gen, veſt machen, in die wehre ſezen (§ 1856 fg.<lb/>
§ 1877), auch <hirendition="#fr">um beſſer behalts willen,</hi> (wie es<lb/>
in den alten gerichtsbuͤchern heiſſet), in die gerichts-<lb/>
buͤcher einſchreiben, welches auch bei den erbſchaf-<lb/>
ten geſchahe, beſage des Burgholzhaͤuſer gerichts-<lb/>
buches in der deduction der von Hanau-Muͤnzen-<lb/>
berg auf den Reichslehnbaren flecken Burkholz-<lb/>
hauſen neuerlich gemachten praetenſion entgegen<lb/>
geſezet, Wezl. 1741 fol. in beilagen ſ. 47 fg., da-<lb/>
mit, wenn ſie im eraͤugenden falle inen weggenom-<lb/>
men wuͤrden, der richter ſie ſofort in den beſiz wider<lb/>
einſezen koͤnnte; immaſſen der richter ſodann wiſſe:<lb/>
daß die in der wehre ſich befundene ware eigentuͤ-<lb/>
mer davon waͤren; darnebſt 2) auch, weil keine un-<lb/>
bewegliche ſache, dafern ſie auch nur erbe war, one<lb/>
der ſtammvaͤttern gehelung veraͤuſſert werden konn-<lb/>
te. Jnzwiſchen war vor allen dingen auf die er-<lb/>
foderniſſe der verjaͤrung hirbei ruͤckſicht zu nemen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wenn</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[986/1010]
II buch, LXVI haubtſtuͤck,
§ 2873
Die unbewegliche guͤter muſſten bei den Teut-
ſchen gerichtlich uͤbergeben werden, (§ 1856 fg.).
Hirzu hatte man vilerlei urſachen. Unter diſe ge-
hoͤren mit: 1) weil in den fehdezeiten keiner ſeiner
guͤter wegen einen augenblick ſicher war; ſondern
ſich ſtets beſorgen muſſte: daß ſie ihm von an-
dern weggenommen, und er daraus geworfen
wuͤrde. Weil nun der richter oft nicht wiſſen
konnte, ob auch derjenige, welchem die guͤter weg-
genommen waren, und er daraus geworfen wor-
den, warhafter eigentuͤmer davon ſei; mithin ihn
nicht allezeit in den beſiz wider einzuſezen vermoch-
te, noch wollte; imgleichen der beweiß der unbeweg-
lichen ſachen ſchwer zu fuͤren iſt; ſo liſſen ſich die
Teutſche ire unbeweglichen guͤter von den gebuͤren-
den richtern gerichtlich uͤbergeben, das iſt, beveſti-
gen, veſt machen, in die wehre ſezen (§ 1856 fg.
§ 1877), auch um beſſer behalts willen, (wie es
in den alten gerichtsbuͤchern heiſſet), in die gerichts-
buͤcher einſchreiben, welches auch bei den erbſchaf-
ten geſchahe, beſage des Burgholzhaͤuſer gerichts-
buches in der deduction der von Hanau-Muͤnzen-
berg auf den Reichslehnbaren flecken Burkholz-
hauſen neuerlich gemachten praetenſion entgegen
geſezet, Wezl. 1741 fol. in beilagen ſ. 47 fg., da-
mit, wenn ſie im eraͤugenden falle inen weggenom-
men wuͤrden, der richter ſie ſofort in den beſiz wider
einſezen koͤnnte; immaſſen der richter ſodann wiſſe:
daß die in der wehre ſich befundene ware eigentuͤ-
mer davon waͤren; darnebſt 2) auch, weil keine un-
bewegliche ſache, dafern ſie auch nur erbe war, one
der ſtammvaͤttern gehelung veraͤuſſert werden konn-
te. Jnzwiſchen war vor allen dingen auf die er-
foderniſſe der verjaͤrung hirbei ruͤckſicht zu nemen,
wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 986. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1010>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.