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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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Virzigstes haubtstück
von der cent in Rheinischen landen.
§ 6131
was die cent
eigentlich
heisset?

Cent bedeutet eigentlich eine zusammenkunft des
richters und der schöffen, J. G. von Eccardt
im comment. ad L. salicam s. 88. Disem nach wer-
den cent und gerichtbarkeit für einerlei genommen.
Die sache ist in den alten Teutschen gewonheiten
begründet, Tacitus de moribus Germ. cap. XII,
Lex Alamannor.
tit. XXXVI, capitularia Francor.
III
a, 812 cap. 4. Jeweilen bedeutet das wort
cent ein gericht, oder unter-amt, welches mit der
bürgerlichen und peinlichen gerichtbarkeit begabet
ist. Die freiherrliche Riedeselische cent Lauter-
bach ist bekannt. Darüber ist ein Riedeselischer
centgraf gesezet. Diser ist der richter erster in-
stanz. Von ihm gehet die appellation an den Rie-
deselischen amtmann zum Lauterbache. Von di-
sem aber erheben die cent-untertanen die apellation
an die fürstliche regirung zu Gisen. Die centeni
hatten anfänglich nur mit geringen bürgerlichen sa-
chen zu tun, erstreckten aber nachmals ire gericht-
barkeit immer weiter, capitularia Francor. III a, 812
cap. 4, capitulare Lotharii tit. III cap. III, Du
Fresne
im glossario, unter dem worte: centena. Zu
der Franken zeiten waren die grafschaften in ge-
wisse centenas eingeteilet, Baluzius in capitular.
T. I
s. 672 cap. VII, Pfeffinger im Vitriario illu-
strato T. II
s. 592, George Lud. Böhmers disp.
de centena sublimi speciatim in Landgrauiatu Hasso-
Darmstadino eiusque vicinia,
Gött. 1746 s. 4 fgg.

§ 6132
merere be-
deutungen
davon,

Die cent bedeutet überdis 1) entweder die or-
dentliche gerichtbarkeit, oder 2) die hohe cent, das

ist,


Virzigſtes haubtſtuͤck
von der cent in Rheiniſchen landen.
§ 6131
was die cent
eigentlich
heiſſet?

Cent bedeutet eigentlich eine zuſammenkunft des
richters und der ſchoͤffen, J. G. von Eccardt
im comment. ad L. ſalicam ſ. 88. Diſem nach wer-
den cent und gerichtbarkeit fuͤr einerlei genommen.
Die ſache iſt in den alten Teutſchen gewonheiten
begruͤndet, Tacitus de moribus Germ. cap. XII,
Lex Alamannor.
tit. XXXVI, capitularia Francor.
III
a, 812 cap. 4. Jeweilen bedeutet das wort
cent ein gericht, oder unter-amt, welches mit der
buͤrgerlichen und peinlichen gerichtbarkeit begabet
iſt. Die freiherrliche Riedeſeliſche cent Lauter-
bach iſt bekannt. Daruͤber iſt ein Riedeſeliſcher
centgraf geſezet. Diſer iſt der richter erſter in-
ſtanz. Von ihm gehet die appellation an den Rie-
deſeliſchen amtmann zum Lauterbache. Von di-
ſem aber erheben die cent-untertanen die apellation
an die fuͤrſtliche regirung zu Giſen. Die centeni
hatten anfaͤnglich nur mit geringen buͤrgerlichen ſa-
chen zu tun, erſtreckten aber nachmals ire gericht-
barkeit immer weiter, capitularia Francor. III a, 812
cap. 4, capitulare Lotharii tit. III cap. III, Du
Freſne
im gloſſario, unter dem worte: centena. Zu
der Franken zeiten waren die grafſchaften in ge-
wiſſe centenas eingeteilet, Baluzius in capitular.
T. I
ſ. 672 cap. VII, Pfeffinger im Vitriario illu-
ſtrato T. II
ſ. 592, George Lud. Boͤhmers diſp.
de centena ſublimi ſpeciatim in Landgrauiatu Haſſo-
Darmſtadino eiusque vicinia,
Goͤtt. 1746 ſ. 4 fgg.

§ 6132
merere be-
deutungen
davon,

Die cent bedeutet uͤberdis 1) entweder die or-
dentliche gerichtbarkeit, oder 2) die hohe cent, das

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[944/0992] Virzigſtes haubtſtuͤck von der cent in Rheiniſchen landen. § 6131 Cent bedeutet eigentlich eine zuſammenkunft des richters und der ſchoͤffen, J. G. von Eccardt im comment. ad L. ſalicam ſ. 88. Diſem nach wer- den cent und gerichtbarkeit fuͤr einerlei genommen. Die ſache iſt in den alten Teutſchen gewonheiten begruͤndet, Tacitus de moribus Germ. cap. XII, Lex Alamannor. tit. XXXVI, capitularia Francor. III a, 812 cap. 4. Jeweilen bedeutet das wort cent ein gericht, oder unter-amt, welches mit der buͤrgerlichen und peinlichen gerichtbarkeit begabet iſt. Die freiherrliche Riedeſeliſche cent Lauter- bach iſt bekannt. Daruͤber iſt ein Riedeſeliſcher centgraf geſezet. Diſer iſt der richter erſter in- ſtanz. Von ihm gehet die appellation an den Rie- deſeliſchen amtmann zum Lauterbache. Von di- ſem aber erheben die cent-untertanen die apellation an die fuͤrſtliche regirung zu Giſen. Die centeni hatten anfaͤnglich nur mit geringen buͤrgerlichen ſa- chen zu tun, erſtreckten aber nachmals ire gericht- barkeit immer weiter, capitularia Francor. III a, 812 cap. 4, capitulare Lotharii tit. III cap. III, Du Freſne im gloſſario, unter dem worte: centena. Zu der Franken zeiten waren die grafſchaften in ge- wiſſe centenas eingeteilet, Baluzius in capitular. T. I ſ. 672 cap. VII, Pfeffinger im Vitriario illu- ſtrato T. II ſ. 592, George Lud. Boͤhmers diſp. de centena ſublimi ſpeciatim in Landgrauiatu Haſſo- Darmſtadino eiusque vicinia, Goͤtt. 1746 ſ. 4 fgg. § 6132 Die cent bedeutet uͤberdis 1) entweder die or- dentliche gerichtbarkeit, oder 2) die hohe cent, das iſt,

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/992>, abgerufen am 22.11.2024.