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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XXXI haubtstück von der alten
justiz-verfas-
sung,
welcher 1310 geboren war, findet man unter den
Reichs-ständen den gebrauch eines kanzlers. Wie-
wohl dessen Enkel Friderich I kurfürst zu Sachsen
dergleichen nicht gehabt hat. Der erste schreiber
(protonotarius) hatte die ausfertigung. Sein
oberster schreiber war 1396 Johann Melzer.

§ 6057
woher die
kanzellei den
namen hat?

Der name der kanzellei rüret von der umzäu-
mung der alten gerichte her, die man unterm
freien himmel hilte. Das gerichte sasse demnach,
vermöge des lateinischen ausdruckes, intra cancellos,
zwischen den schranken, oder der schrane, und die
gerichts-ordnung, wie zu Soest in Westfalen die
benennung der schran, oder schra erhilte.

§ 6058
wie die ge-
heime rahts-
stube bei deu
Römern ge-
nennet wor-
den ist?

Die Römer nennten die geheime rahts-stube
secretum, und die schreiber darin secretarien. Die
tühre zu disem zimmer war in gestalt eines gitters.
Daher hise diselbe cancelli. Ein vorhang hinge
vor solcher. Daher einigen die zurückzihung diser
vorhänge anvertrauet war. Diese trugen den
namen: velarii. Die aber, welche die gegitterte
tühr aufmacheten, hisen cancellarii. Nachher
überkamen sie das amt der öffentlichen schreiber
darneben, und waren tabelliones cancellarii, besage
des Salmasius beim Jacob Gothofredus im
Iten bande des codicis Theodosiani s. 82.

§ 6059
wie die kan-
zelleien ent-
sprungen
sind?

Der fürst, nebst seinen rähten kamen in einem
gemache zusammen. Der schreiber hatte darin
seine schreibesachen, und damit sie verwaret waren,
sasse er mit solchen in einem verschlossenen gitter,

oder

XXXI haubtſtuͤck von der alten
juſtiz-verfaſ-
ſung,
welcher 1310 geboren war, findet man unter den
Reichs-ſtaͤnden den gebrauch eines kanzlers. Wie-
wohl deſſen Enkel Friderich I kurfuͤrſt zu Sachſen
dergleichen nicht gehabt hat. Der erſte ſchreiber
(protonotarius) hatte die ausfertigung. Sein
oberſter ſchreiber war 1396 Johann Melzer.

§ 6057
woher die
kanzellei den
namen hat?

Der name der kanzellei ruͤret von der umzaͤu-
mung der alten gerichte her, die man unterm
freien himmel hilte. Das gerichte ſaſſe demnach,
vermoͤge des lateiniſchen ausdruckes, intra cancellos,
zwiſchen den ſchranken, oder der ſchrane, und die
gerichts-ordnung, wie zu Soeſt in Weſtfalen die
benennung der ſchran, oder ſchra erhilte.

§ 6058
wie die ge-
heime rahts-
ſtube bei deu
Roͤmern ge-
nennet wor-
den iſt?

Die Roͤmer nennten die geheime rahts-ſtube
ſecretum, und die ſchreiber darin ſecretarien. Die
tuͤhre zu diſem zimmer war in geſtalt eines gitters.
Daher hiſe diſelbe cancelli. Ein vorhang hinge
vor ſolcher. Daher einigen die zuruͤckzihung diſer
vorhaͤnge anvertrauet war. Dieſe trugen den
namen: velarii. Die aber, welche die gegitterte
tuͤhr aufmacheten, hiſen cancellarii. Nachher
uͤberkamen ſie das amt der oͤffentlichen ſchreiber
darneben, und waren tabelliones cancellarii, beſage
des Salmaſius beim Jacob Gothofredus im
Iten bande des codicis Theodoſiani ſ. 82.

§ 6059
wie die kan-
zelleien ent-
ſprungen
ſind?

Der fuͤrſt, nebſt ſeinen raͤhten kamen in einem
gemache zuſammen. Der ſchreiber hatte darin
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ſaſſe er mit ſolchen in einem verſchloſſenen gitter,

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[910/0958] XXXI haubtſtuͤck von der alten welcher 1310 geboren war, findet man unter den Reichs-ſtaͤnden den gebrauch eines kanzlers. Wie- wohl deſſen Enkel Friderich I kurfuͤrſt zu Sachſen dergleichen nicht gehabt hat. Der erſte ſchreiber (protonotarius) hatte die ausfertigung. Sein oberſter ſchreiber war 1396 Johann Melzer. juſtiz-verfaſ- ſung, § 6057 Der name der kanzellei ruͤret von der umzaͤu- mung der alten gerichte her, die man unterm freien himmel hilte. Das gerichte ſaſſe demnach, vermoͤge des lateiniſchen ausdruckes, intra cancellos, zwiſchen den ſchranken, oder der ſchrane, und die gerichts-ordnung, wie zu Soeſt in Weſtfalen die benennung der ſchran, oder ſchra erhilte. § 6058 Die Roͤmer nennten die geheime rahts-ſtube ſecretum, und die ſchreiber darin ſecretarien. Die tuͤhre zu diſem zimmer war in geſtalt eines gitters. Daher hiſe diſelbe cancelli. Ein vorhang hinge vor ſolcher. Daher einigen die zuruͤckzihung diſer vorhaͤnge anvertrauet war. Dieſe trugen den namen: velarii. Die aber, welche die gegitterte tuͤhr aufmacheten, hiſen cancellarii. Nachher uͤberkamen ſie das amt der oͤffentlichen ſchreiber darneben, und waren tabelliones cancellarii, beſage des Salmaſius beim Jacob Gothofredus im Iten bande des codicis Theodoſiani ſ. 82. § 6059 Der fuͤrſt, nebſt ſeinen raͤhten kamen in einem gemache zuſammen. Der ſchreiber hatte darin ſeine ſchreibeſachen, und damit ſie verwaret waren, ſaſſe er mit ſolchen in einem verſchloſſenen gitter, oder

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 910. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/958>, abgerufen am 25.11.2024.