sche verfassung erschüttert wird. Sihe Heinr. Gottfr. Bauers abhandelung unterm Myliusi- schen vorsize de iure consuetudinario vniuersali Ger- maniae etc. Leipzig 1757.
§ 6022
wenn die hof-richter bestellet worden sind?
Die Teutschen kaiser bestelleten zwar seit der regirung des kaisers Friderichs des Iten einen hof- richter, nebst einigen beisizern, welche den Reichs- ständen die Römischen gesäze zuwogen. Jedoch wollte selbigen diser coloquinten-saft nicht schmäcken. Jedoch, da iedermann nach Bononien und Padua life, und die Römische Themis kniend anbetete, auch gleichsam mit einem scheine bestralet wieder zurück kam; so war es kein wunder, daß Reichs- stände, die weder lesen, noch schreiben konnten, das schein-gut für den wahren ergriffen, und da sie ehe- dem durch die feden auf einmal zu grunde gerich- tet wurden, liber bei gelindem feuer, nach art des heiligen Laurentius, gebraten werden wollten. Denn was sind die processe anders, als Lorenz- roste! wie ein staats-kluger Ludwig der XIIIIte nebst seinem erlauchten Colbert wohl eingesehen hat.
§ 6023
wo die aus- fertigung der Reichs-sa- chen besche- hen ist?
Am kaiserlichen hofe beschahe die ausfertigung der Reichs-sachen in der königlichen capelle. Diß wort bedeutete die decke der brifschaften und der heiligen körper des Martins und Dionysius; im- masen diser bei abschwörung der eide sich bedinete, was capelle bedeutet?mithin man diser bei den Reichs-acten bedurfte. Und die leistung der eide verursachete, daß der erz- capellan, oder staats-minister der geistlichen sachen merenteils ein abt, oder bischoff war.
§ 6024
XXXI haubtſtuͤck von der alten
ſche verfaſſung erſchuͤttert wird. Sihe Heinr. Gottfr. Bauers abhandelung unterm Myliuſi- ſchen vorſize de iure conſuetudinario vniuerſali Ger- maniae ꝛc. Leipzig 1757.
§ 6022
wenn die hof-richter beſtellet worden ſind?
Die Teutſchen kaiſer beſtelleten zwar ſeit der regirung des kaiſers Friderichs des Iten einen hof- richter, nebſt einigen beiſizern, welche den Reichs- ſtaͤnden die Roͤmiſchen geſaͤze zuwogen. Jedoch wollte ſelbigen diſer coloquinten-ſaft nicht ſchmaͤcken. Jedoch, da iedermann nach Bononien und Padua life, und die Roͤmiſche Themis kniend anbetete, auch gleichſam mit einem ſcheine beſtralet wieder zuruͤck kam; ſo war es kein wunder, daß Reichs- ſtaͤnde, die weder leſen, noch ſchreiben konnten, das ſchein-gut fuͤr den wahren ergriffen, und da ſie ehe- dem durch die feden auf einmal zu grunde gerich- tet wurden, liber bei gelindem feuer, nach art des heiligen Laurentius, gebraten werden wollten. Denn was ſind die proceſſe anders, als Lorenz- roſte! wie ein ſtaats-kluger Ludwig der XIIIIte nebſt ſeinem erlauchten Colbert wohl eingeſehen hat.
§ 6023
wo die aus- fertigung der Reichs-ſa- chen beſche- hen iſt?
Am kaiſerlichen hofe beſchahe die ausfertigung der Reichs-ſachen in der koͤniglichen capelle. Diß wort bedeutete die decke der brifſchaften und der heiligen koͤrper des Martins und Dionyſius; im- maſen diſer bei abſchwoͤrung der eide ſich bedinete, was capelle bedeutet?mithin man diſer bei den Reichs-acten bedurfte. Und die leiſtung der eide verurſachete, daß der erz- capellan, oder ſtaats-miniſter der geiſtlichen ſachen merenteils ein abt, oder biſchoff war.
§ 6024
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XXXI haubtſtuͤck von der alten
ſche verfaſſung erſchuͤttert wird. Sihe Heinr.
Gottfr. Bauers abhandelung unterm Myliuſi-
ſchen vorſize de iure conſuetudinario vniuerſali Ger-
maniae ꝛc. Leipzig 1757.
§ 6022
Die Teutſchen kaiſer beſtelleten zwar ſeit der
regirung des kaiſers Friderichs des Iten einen hof-
richter, nebſt einigen beiſizern, welche den Reichs-
ſtaͤnden die Roͤmiſchen geſaͤze zuwogen. Jedoch
wollte ſelbigen diſer coloquinten-ſaft nicht ſchmaͤcken.
Jedoch, da iedermann nach Bononien und Padua
life, und die Roͤmiſche Themis kniend anbetete,
auch gleichſam mit einem ſcheine beſtralet wieder
zuruͤck kam; ſo war es kein wunder, daß Reichs-
ſtaͤnde, die weder leſen, noch ſchreiben konnten, das
ſchein-gut fuͤr den wahren ergriffen, und da ſie ehe-
dem durch die feden auf einmal zu grunde gerich-
tet wurden, liber bei gelindem feuer, nach art des
heiligen Laurentius, gebraten werden wollten.
Denn was ſind die proceſſe anders, als Lorenz-
roſte! wie ein ſtaats-kluger Ludwig der XIIIIte
nebſt ſeinem erlauchten Colbert wohl eingeſehen hat.
§ 6023
Am kaiſerlichen hofe beſchahe die ausfertigung
der Reichs-ſachen in der koͤniglichen capelle. Diß
wort bedeutete die decke der brifſchaften und der
heiligen koͤrper des Martins und Dionyſius; im-
maſen diſer bei abſchwoͤrung der eide ſich bedinete,
mithin man diſer bei den Reichs-acten bedurfte.
Und die leiſtung der eide verurſachete, daß der erz-
capellan, oder ſtaats-miniſter der geiſtlichen ſachen
merenteils ein abt, oder biſchoff war.
was capelle
bedeutet?
§ 6024
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 896. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/944>, abgerufen am 25.11.2024.
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