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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XXXI haubtstück von der alten
serlichen hoflager anwesenden Reichs-stände zu
rahte gezogen. Der kaiser fragete sie, und was
dieselben beschlossen, lis jener sich gefallen. Man
nennete dergleichen gericht ein fürsten-recht. Der
kaiser Friderich der IIIte hilte noch dergleichen in
sachen des markgrafens Albrechts zu Brandenburg
wider die stadt Nürnberg im jare 1452, wie die
acten beim freiherrn von Cramer im IIIIten teile
der opusculorum s. 433-444 mit merern besagen.
Daß die kaiser in person gerichte gehalten haben, sol-
ches belehret noch weiter kaiser Karl der IIIIte, wel-
cher zu Nürnberg zu gerichte sas, laut der privile-
gien der stadt Frankfurt s. 35, und zu Mainz 1353,
daselbst s. 38, zu Spremberg 1363, von Ludewig
reliq. Mss. t. X s. 47, wie auch 1377, gegen-mani-
fest der stadt Cöln s. 6. Der Römische könig hil-
te das gericht 1377, sihe das gegen-manifest am en-
de der securis ad radicem positae s. 6, als kaiser
1379 zu Frankfurt, Herrgott t. II geneal. Habs-
burg.
s. 741. Die urthel, welche die kaiser im
fürsten-rechte ausgesprochen haben, meldet die hi-
storia diplom. Norimberg.
s. 661, 689, 705, 763,
771 etc.

§ 6021
das Römi-
sche recht
galt beim
kaiser Max
I vil.

Unterm kaiser Max dem Iten galt nichts, was
nicht Römisch war, mithin sollten die Teutschen
sitten zum grabe getragen werden. Der ehema-
lige kaiser in Rom hatte ein sacrum consistorium;
folglich muste des Teutschen kaisers Max des Iten
enkel Ferdinand der Ite einen Reichs-hofraht er-
richten, der die stelle des sacri consistorii beobachte-
te. Denn das kaiserliche und Reichs-kammer-
gericht schien den damaligen civilisten die verrich-
tungen des auditorii eines präfecti-prätorio erlan-
get zu haben. So vil wusten sich die damaligen
zeiten auf das alte Römische zu gute zu tun. Und

wie

XXXI haubtſtuͤck von der alten
ſerlichen hoflager anweſenden Reichs-ſtaͤnde zu
rahte gezogen. Der kaiſer fragete ſie, und was
dieſelben beſchloſſen, lis jener ſich gefallen. Man
nennete dergleichen gericht ein fuͤrſten-recht. Der
kaiſer Friderich der IIIte hilte noch dergleichen in
ſachen des markgrafens Albrechts zu Brandenburg
wider die ſtadt Nuͤrnberg im jare 1452, wie die
acten beim freiherrn von Cramer im IIIIten teile
der opuſculorum ſ. 433-444 mit merern beſagen.
Daß die kaiſer in perſon gerichte gehalten haben, ſol-
ches belehret noch weiter kaiſer Karl der IIIIte, wel-
cher zu Nuͤrnberg zu gerichte ſas, laut der privile-
gien der ſtadt Frankfurt ſ. 35, und zu Mainz 1353,
daſelbſt ſ. 38, zu Spremberg 1363, von Ludewig
reliq. Mss. t. X ſ. 47, wie auch 1377, gegen-mani-
feſt der ſtadt Coͤln ſ. 6. Der Roͤmiſche koͤnig hil-
te das gericht 1377, ſihe das gegen-manifeſt am en-
de der ſecuris ad radicem poſitae ſ. 6, als kaiſer
1379 zu Frankfurt, Herrgott t. II geneal. Habs-
burg.
ſ. 741. Die urthel, welche die kaiſer im
fuͤrſten-rechte ausgeſprochen haben, meldet die hi-
ſtoria diplom. Norimberg.
ſ. 661, 689, 705, 763,
771 ꝛc.

§ 6021
das Roͤmi-
ſche recht
galt beim
kaiſer Max
I vil.

Unterm kaiſer Max dem Iten galt nichts, was
nicht Roͤmiſch war, mithin ſollten die Teutſchen
ſitten zum grabe getragen werden. Der ehema-
lige kaiſer in Rom hatte ein ſacrum conſiſtorium;
folglich muſte des Teutſchen kaiſers Max des Iten
enkel Ferdinand der Ite einen Reichs-hofraht er-
richten, der die ſtelle des ſacri conſiſtorii beobachte-
te. Denn das kaiſerliche und Reichs-kammer-
gericht ſchien den damaligen civiliſten die verrich-
tungen des auditorii eines praͤfecti-praͤtorio erlan-
get zu haben. So vil wuſten ſich die damaligen
zeiten auf das alte Roͤmiſche zu gute zu tun. Und

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[894/0942] XXXI haubtſtuͤck von der alten ſerlichen hoflager anweſenden Reichs-ſtaͤnde zu rahte gezogen. Der kaiſer fragete ſie, und was dieſelben beſchloſſen, lis jener ſich gefallen. Man nennete dergleichen gericht ein fuͤrſten-recht. Der kaiſer Friderich der IIIte hilte noch dergleichen in ſachen des markgrafens Albrechts zu Brandenburg wider die ſtadt Nuͤrnberg im jare 1452, wie die acten beim freiherrn von Cramer im IIIIten teile der opuſculorum ſ. 433-444 mit merern beſagen. Daß die kaiſer in perſon gerichte gehalten haben, ſol- ches belehret noch weiter kaiſer Karl der IIIIte, wel- cher zu Nuͤrnberg zu gerichte ſas, laut der privile- gien der ſtadt Frankfurt ſ. 35, und zu Mainz 1353, daſelbſt ſ. 38, zu Spremberg 1363, von Ludewig reliq. Mss. t. X ſ. 47, wie auch 1377, gegen-mani- feſt der ſtadt Coͤln ſ. 6. Der Roͤmiſche koͤnig hil- te das gericht 1377, ſihe das gegen-manifeſt am en- de der ſecuris ad radicem poſitae ſ. 6, als kaiſer 1379 zu Frankfurt, Herrgott t. II geneal. Habs- burg. ſ. 741. Die urthel, welche die kaiſer im fuͤrſten-rechte ausgeſprochen haben, meldet die hi- ſtoria diplom. Norimberg. ſ. 661, 689, 705, 763, 771 ꝛc. § 6021 Unterm kaiſer Max dem Iten galt nichts, was nicht Roͤmiſch war, mithin ſollten die Teutſchen ſitten zum grabe getragen werden. Der ehema- lige kaiſer in Rom hatte ein ſacrum conſiſtorium; folglich muſte des Teutſchen kaiſers Max des Iten enkel Ferdinand der Ite einen Reichs-hofraht er- richten, der die ſtelle des ſacri conſiſtorii beobachte- te. Denn das kaiſerliche und Reichs-kammer- gericht ſchien den damaligen civiliſten die verrich- tungen des auditorii eines praͤfecti-praͤtorio erlan- get zu haben. So vil wuſten ſich die damaligen zeiten auf das alte Roͤmiſche zu gute zu tun. Und wie

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/942>, abgerufen am 16.07.2024.