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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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Neun und zwanzigstes haubtstück
von den bauer-gerichten, welche graf-

schaften hisen.
§ 6010

Das wort: grafschaft, bedeutet jeweilen nurwas graf-
schaft jewei-
len bedeutet?

ein bloses bauern-gericht, keinesweges aber
eine Reichs-grafschaft. Also ist die grafschaft Kai-
chen, in der Wetterau, ein bloses landsidel-gericht
gewesen; daher werden einige richter auch grafen
(gräben), genennet, z. e. comes de Wallenstein
bedeutet keinen graf Wallenstein, sondern einen
richter, weil comes, comecia, öfters nur einen
richter, und ein gericht bedeutet.

§ 6011

Daß comitia, comecia, jeweilen den gerichts-was comecia
anzeiget?

plaz bedeute, hat der von Ludolf T. III obseruat.
bemerket, auch der freiherr von Gudenus im
cod. dipl. ganz recht gesaget, daß comes nicht alle-
mal einen Reichs-grafen bedeute, Joh. Heumanns
disp. de vera vocis comeciae significatione, Altd.
1750 § 3 fgg. s. 6 fgg. § 22 fgg.

§ 6012

Der Pfälzische ehe-raht Fladt hat behaubten
wollen, daß Kur-Pfalz die comitia in der Wet-
terau zustünden; welchen aber der archivarius
Bernhart, zu Hanau, in seiner nachricht von
der comitia in der Wetterau, widerleget hat, Heu-
mann
am a. o. § XX s. 31 fg.

§ 6013

Sonst sind in Teutschlande noch verschidenedie bauern-
gerichte,

andere bauern-gerichte, als die maierdinge (§ 1953,

1954)
K k k 5


Neun und zwanzigſtes haubtſtuͤck
von den bauer-gerichten, welche graf-

ſchaften hiſen.
§ 6010

Das wort: grafſchaft, bedeutet jeweilen nurwas graf-
ſchaft jewei-
len bedeutet?

ein bloſes bauern-gericht, keinesweges aber
eine Reichs-grafſchaft. Alſo iſt die grafſchaft Kai-
chen, in der Wetterau, ein bloſes landſidel-gericht
geweſen; daher werden einige richter auch grafen
(graͤben), genennet, z. e. comes de Wallenſtein
bedeutet keinen graf Wallenſtein, ſondern einen
richter, weil comes, comecia, oͤfters nur einen
richter, und ein gericht bedeutet.

§ 6011

Daß comitia, comecia, jeweilen den gerichts-was comecia
anzeiget?

plaz bedeute, hat der von Ludolf T. III obſeruat.
bemerket, auch der freiherr von Gudenus im
cod. dipl. ganz recht geſaget, daß comes nicht alle-
mal einen Reichs-grafen bedeute, Joh. Heumanns
diſp. de vera vocis comeciae ſignificatione, Altd.
1750 § 3 fgg. ſ. 6 fgg. § 22 fgg.

§ 6012

Der Pfaͤlziſche ehe-raht Fladt hat behaubten
wollen, daß Kur-Pfalz die comitia in der Wet-
terau zuſtuͤnden; welchen aber der archivarius
Bernhart, zu Hanau, in ſeiner nachricht von
der comitia in der Wetterau, widerleget hat, Heu-
mann
am a. o. § XX ſ. 31 fg.

§ 6013

Sonſt ſind in Teutſchlande noch verſchidenedie bauern-
gerichte,

andere bauern-gerichte, als die maierdinge (§ 1953,

1954)
K k k 5
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[889/0937] Neun und zwanzigſtes haubtſtuͤck von den bauer-gerichten, welche graf- ſchaften hiſen. § 6010 Das wort: grafſchaft, bedeutet jeweilen nur ein bloſes bauern-gericht, keinesweges aber eine Reichs-grafſchaft. Alſo iſt die grafſchaft Kai- chen, in der Wetterau, ein bloſes landſidel-gericht geweſen; daher werden einige richter auch grafen (graͤben), genennet, z. e. comes de Wallenſtein bedeutet keinen graf Wallenſtein, ſondern einen richter, weil comes, comecia, oͤfters nur einen richter, und ein gericht bedeutet. was graf- ſchaft jewei- len bedeutet? § 6011 Daß comitia, comecia, jeweilen den gerichts- plaz bedeute, hat der von Ludolf T. III obſeruat. bemerket, auch der freiherr von Gudenus im cod. dipl. ganz recht geſaget, daß comes nicht alle- mal einen Reichs-grafen bedeute, Joh. Heumanns diſp. de vera vocis comeciae ſignificatione, Altd. 1750 § 3 fgg. ſ. 6 fgg. § 22 fgg. was comecia anzeiget? § 6012 Der Pfaͤlziſche ehe-raht Fladt hat behaubten wollen, daß Kur-Pfalz die comitia in der Wet- terau zuſtuͤnden; welchen aber der archivarius Bernhart, zu Hanau, in ſeiner nachricht von der comitia in der Wetterau, widerleget hat, Heu- mann am a. o. § XX ſ. 31 fg. § 6013 Sonſt ſind in Teutſchlande noch verſchidene andere bauern-gerichte, als die maierdinge (§ 1953, 1954) die bauern- gerichte, K k k 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/937>, abgerufen am 22.11.2024.