voluntaria bei den Teutschen weg, sondern alles, was gerichtlich verhandelt werden muste, gehörete für den ordentlichen richter, mithin litte er keine er- streckung (prorogation), vilmehr bestrafete er die- jenigen, welche für auswärtige gerichte gingen, Glafeyde iurisdictione voluntaria extra territo- rium non extendenda,Joh. Ernst Schröterde diuisione iurisdictionis in voluntariam et contentio- sam, Erlang. 1747, Mein unterricht von urtheln und bescheiden im Iten vortrabe § 26 fg. s. 8 fg. § 151 s. 42. Gleichergestalt ist der unterschid zwi- schen der eigenen und anvertraueten gerichtbarkeit unbrauchbar. Nicht minder räumet sich die Rö- mische lehre vom blut-banne (mero imperio) und der gerichtbarkeit keinesweges auf die Teutschen sitten. Vom richterlichen amte und dessen eintei- lung sihe meinen unterricht von urtheln und beschei- den § 158 fg. s. 46 fg.
§ 4942
die gericht- barkeit ist von der lan- des-hoheit unterschiden.
Die gerichtbarkeit ist von der landes-hoheit und herrlichkeit zu unterscheiden, und hat mancher- lei gattungen. Sie wird entweder in absicht auf den kaiser und das Reich, oder in einem besondern lande betrachtet, wofern solche vom landes-herrn unmittelbar, oder mittelbar, auch andern perso- nen abhänget, und sich bald über weltliche, bald geistliche sachen und geschäfte erstrecket, Hertde superioritate territoriali; daher wird sie in die welt- liche und geistliche eingeteilet; disem nach hat man im ersten falle die hohe hals-ober-hoch-oder pein- liche gerichte, den blut-bann, malefiz-recht, cent- frais-gerichte, die ungerichte, gerichte über hals und bauch etc., und nidere erb-unter- oder bürgerliche, die vogtei-gerichte, Kreßde variis iurisdictionis criminalis in Germania generibus, und de iurisdi-
ctione
I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit
voluntaria bei den Teutſchen weg, ſondern alles, was gerichtlich verhandelt werden muſte, gehoͤrete fuͤr den ordentlichen richter, mithin litte er keine er- ſtreckung (prorogation), vilmehr beſtrafete er die- jenigen, welche fuͤr auswaͤrtige gerichte gingen, Glafeyde iurisdictione voluntaria extra territo- rium non extendenda,Joh. Ernſt Schroͤterde diuiſione iurisdictionis in voluntariam et contentio- ſam, Erlang. 1747, Mein unterricht von urtheln und beſcheiden im Iten vortrabe § 26 fg. ſ. 8 fg. § 151 ſ. 42. Gleichergeſtalt iſt der unterſchid zwi- ſchen der eigenen und anvertraueten gerichtbarkeit unbrauchbar. Nicht minder raͤumet ſich die Roͤ- miſche lehre vom blut-banne (mero imperio) und der gerichtbarkeit keinesweges auf die Teutſchen ſitten. Vom richterlichen amte und deſſen eintei- lung ſihe meinen unterricht von urtheln und beſchei- den § 158 fg. ſ. 46 fg.
§ 4942
die gericht- barkeit iſt von der lan- des-hoheit unterſchiden.
Die gerichtbarkeit iſt von der landes-hoheit und herrlichkeit zu unterſcheiden, und hat mancher- lei gattungen. Sie wird entweder in abſicht auf den kaiſer und das Reich, oder in einem beſondern lande betrachtet, wofern ſolche vom landes-herrn unmittelbar, oder mittelbar, auch andern perſo- nen abhaͤnget, und ſich bald uͤber weltliche, bald geiſtliche ſachen und geſchaͤfte erſtrecket, Hertde ſuperioritate territoriali; daher wird ſie in die welt- liche und geiſtliche eingeteilet; diſem nach hat man im erſten falle die hohe hals-ober-hoch-oder pein- liche gerichte, den blut-bann, malefiz-recht, cent- frais-gerichte, die ungerichte, gerichte uͤber hals und bauch ꝛc., und nidere erb-unter- oder buͤrgerliche, die vogtei-gerichte, Kreßde variis iurisdictionis criminalis in Germania generibus, und de iurisdi-
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I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit
voluntaria bei den Teutſchen weg, ſondern alles,
was gerichtlich verhandelt werden muſte, gehoͤrete
fuͤr den ordentlichen richter, mithin litte er keine er-
ſtreckung (prorogation), vilmehr beſtrafete er die-
jenigen, welche fuͤr auswaͤrtige gerichte gingen,
Glafey de iurisdictione voluntaria extra territo-
rium non extendenda, Joh. Ernſt Schroͤter de
diuiſione iurisdictionis in voluntariam et contentio-
ſam, Erlang. 1747, Mein unterricht von urtheln
und beſcheiden im Iten vortrabe § 26 fg. ſ. 8 fg.
§ 151 ſ. 42. Gleichergeſtalt iſt der unterſchid zwi-
ſchen der eigenen und anvertraueten gerichtbarkeit
unbrauchbar. Nicht minder raͤumet ſich die Roͤ-
miſche lehre vom blut-banne (mero imperio) und
der gerichtbarkeit keinesweges auf die Teutſchen
ſitten. Vom richterlichen amte und deſſen eintei-
lung ſihe meinen unterricht von urtheln und beſchei-
den § 158 fg. ſ. 46 fg.
§ 4942
Die gerichtbarkeit iſt von der landes-hoheit
und herrlichkeit zu unterſcheiden, und hat mancher-
lei gattungen. Sie wird entweder in abſicht auf
den kaiſer und das Reich, oder in einem beſondern
lande betrachtet, wofern ſolche vom landes-herrn
unmittelbar, oder mittelbar, auch andern perſo-
nen abhaͤnget, und ſich bald uͤber weltliche, bald
geiſtliche ſachen und geſchaͤfte erſtrecket, Hert de
ſuperioritate territoriali; daher wird ſie in die welt-
liche und geiſtliche eingeteilet; diſem nach hat man
im erſten falle die hohe hals-ober-hoch-oder pein-
liche gerichte, den blut-bann, malefiz-recht, cent-
frais-gerichte, die ungerichte, gerichte uͤber hals und
bauch ꝛc., und nidere erb-unter- oder buͤrgerliche,
die vogtei-gerichte, Kreß de variis iurisdictionis
criminalis in Germania generibus, und de iurisdi-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/870>, abgerufen am 22.11.2024.
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