keine libha- ber von ge- richten gewe- sen sind?her auf die erhaltung des landfridens bedacht wa- ren, mithin gerichte bestelleten; so ist daher die be- nennung des gerichts-zwanges leichtlich zu verste- hen. Der Teutsche hilte es seiner eingebildeten freiheit zuwiderlaufend, den richter anzugehen, und stellete sich dises, als einen zwang vor. Jnzwi- schen ist die benennung der gerichtbarkeit durch zwing und bann angedeutet worden.
§ 4926
die bedeutun- gen des wor- tes bann.
Das wort: bann hat aber vilerlei bedeutun- gen, Spelmann im glossario unter dem worte: bann, von Gärtner in den Sax. legibus, s. 48, Wachter im gloss. Teut. sp. 109, und Frisch im Teutschen wörter-buche. Bann heisset so vil, als 1) die gerichtbarkeit, 2) der befehl, 3) eine strafe, 4) eine gegend, grenze, 5) das recht, etwas zu voll- strecken, 6) das zwangs-recht. Ein richter hatte einen gewissen bezirk, worin er den gerichts-zwang ausübete, welches der gerichts-sprengel, auch bann hise.
4927
was die ge- richtbarkeit ist?
Die gerichtbarkeit ist eine öffentliche macht, dadurch der richter das recht, und nach befinden die billigkeit stiftet, auch das böse bestrafet. Nach den Teutschen rechten wird sie für ein regal gehal- ten; einfolglich passen vile schlüsse aus dem Römi- schen rechte auf die Teutsche gerichtbarkeit gar nicht. Sie hat verschidene gegenstände und zwar teils personen, teils sachen, bald gewisse orte, bald besondre handlungen und geschäffte.
§ 4928
die gericht- barkeit und der gerichts-
Zwischen der gerichtbarkeit und dem gerichts- stande (foro competente) ist ein unterschid; aner- wogen nicht ein ieder, welcher die gerichtbarkeit
hat,
I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit
keine libha- ber von ge- richten gewe- ſen ſind?her auf die erhaltung des landfridens bedacht wa- ren, mithin gerichte beſtelleten; ſo iſt daher die be- nennung des gerichts-zwanges leichtlich zu verſte- hen. Der Teutſche hilte es ſeiner eingebildeten freiheit zuwiderlaufend, den richter anzugehen, und ſtellete ſich diſes, als einen zwang vor. Jnzwi- ſchen iſt die benennung der gerichtbarkeit durch zwing und bann angedeutet worden.
§ 4926
die bedeutun- gen des wor- tes bann.
Das wort: bann hat aber vilerlei bedeutun- gen, Spelmann im gloſſario unter dem worte: bann, von Gaͤrtner in den Sax. legibus, ſ. 48, Wachter im gloſſ. Teut. ſp. 109, und Friſch im Teutſchen woͤrter-buche. Bann heiſſet ſo vil, als 1) die gerichtbarkeit, 2) der befehl, 3) eine ſtrafe, 4) eine gegend, grenze, 5) das recht, etwas zu voll- ſtrecken, 6) das zwangs-recht. Ein richter hatte einen gewiſſen bezirk, worin er den gerichts-zwang ausuͤbete, welches der gerichts-ſprengel, auch bann hiſe.
4927
was die ge- richtbarkeit iſt?
Die gerichtbarkeit iſt eine oͤffentliche macht, dadurch der richter das recht, und nach befinden die billigkeit ſtiftet, auch das boͤſe beſtrafet. Nach den Teutſchen rechten wird ſie fuͤr ein regal gehal- ten; einfolglich paſſen vile ſchluͤſſe aus dem Roͤmi- ſchen rechte auf die Teutſche gerichtbarkeit gar nicht. Sie hat verſchidene gegenſtaͤnde und zwar teils perſonen, teils ſachen, bald gewiſſe orte, bald beſondre handlungen und geſchaͤffte.
§ 4928
die gericht- barkeit und der gerichts-
Zwiſchen der gerichtbarkeit und dem gerichts- ſtande (foro competente) iſt ein unterſchid; aner- wogen nicht ein ieder, welcher die gerichtbarkeit
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I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit
her auf die erhaltung des landfridens bedacht wa-
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nennung des gerichts-zwanges leichtlich zu verſte-
hen. Der Teutſche hilte es ſeiner eingebildeten
freiheit zuwiderlaufend, den richter anzugehen, und
ſtellete ſich diſes, als einen zwang vor. Jnzwi-
ſchen iſt die benennung der gerichtbarkeit durch
zwing und bann angedeutet worden.
keine libha-
ber von ge-
richten gewe-
ſen ſind?
§ 4926
Das wort: bann hat aber vilerlei bedeutun-
gen, Spelmann im gloſſario unter dem worte:
bann, von Gaͤrtner in den Sax. legibus, ſ. 48,
Wachter im gloſſ. Teut. ſp. 109, und Friſch im
Teutſchen woͤrter-buche. Bann heiſſet ſo vil, als
1) die gerichtbarkeit, 2) der befehl, 3) eine ſtrafe,
4) eine gegend, grenze, 5) das recht, etwas zu voll-
ſtrecken, 6) das zwangs-recht. Ein richter hatte
einen gewiſſen bezirk, worin er den gerichts-zwang
ausuͤbete, welches der gerichts-ſprengel, auch
bann hiſe.
4927
Die gerichtbarkeit iſt eine oͤffentliche macht,
dadurch der richter das recht, und nach befinden
die billigkeit ſtiftet, auch das boͤſe beſtrafet. Nach
den Teutſchen rechten wird ſie fuͤr ein regal gehal-
ten; einfolglich paſſen vile ſchluͤſſe aus dem Roͤmi-
ſchen rechte auf die Teutſche gerichtbarkeit gar
nicht. Sie hat verſchidene gegenſtaͤnde und zwar
teils perſonen, teils ſachen, bald gewiſſe orte, bald
beſondre handlungen und geſchaͤffte.
§ 4928
Zwiſchen der gerichtbarkeit und dem gerichts-
ſtande (foro competente) iſt ein unterſchid; aner-
wogen nicht ein ieder, welcher die gerichtbarkeit
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/864>, abgerufen am 22.11.2024.
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