Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
LXXVIIII h. von dem bankerott,
§ 4903
wer den gläu-
bigern ant-
wortet?

V) Den gläubigern antwortet der gemeine
schuldener, oder dessen gewalthaber. Diser, oder
jener werden in Kur-Sachsen vereidet, nimanden
für den andern gefällig zu seyn, noch die sache zu
verschleifen. Jn abwesenheit des gemeinen schul-
deners wird ein curator litis bestellet. Diser wird
in Kur-Sachsen wie der gemeine schuldener ver-
eidet. Der richter soll keine schwürigkeiten wegen
des erfüllungs-eides machen. Was er nicht
wissen kan, darüber mag ihm der gläubiger das
gewissen nicht rüren. Mit seiner unlautern gegen-
soderung kan der curator zur widerklage nicht ver-
wisen werden.

§ 4904
die classen,
und zwar
welche schul-
den in die
erste

VI) Der classen sind V, in Frankfurt am
Maine aber X, besage der reformation im Iten
teile tit. 49, Orth im IIten teile tit. XX s. 462,
und Kur-Mainzischen land-rechte tit. XXII hat
man deren vire. Jn die erste fallen beim ab-
leben eines verschuldeten vasallens, oder dessen,
welcher ein stamm-gut besessen, die leichen-kosten
entweder zur hälfte, oder nach maasgebung der
verordnung auf den lehns- und stamms-folger und
den land-erben. Die schäzung- und inventir-
kosten, das lid-lohn, die kosten wegen eines wä-
renden concurses abgebrannten hauses, das dem
gemeinen schuldener zugehöret hatte und zur masse
gebracht war; das ausgeworfene capital für den,
welchen der gemeine schuldener die leibes-narung
und notdurft auf eine gewisse zeit zu reichen hatte,
die gläubiger, welche an die krigs-zal- und pro-
viant-meister etwas zu fodern haben, imgleichen
die, welchen der officir an kriges-solde, oder gebü-
ren etwas schuldig verblibe; iedoch gehöret die fo-
derung wegen des magazins-getraides nicht hirher.

§ 490
LXXVIIII h. von dem bankerott,
§ 4903
wer den glaͤu-
bigern ant-
wortet?

V) Den glaͤubigern antwortet der gemeine
ſchuldener, oder deſſen gewalthaber. Diſer, oder
jener werden in Kur-Sachſen vereidet, nimanden
fuͤr den andern gefaͤllig zu ſeyn, noch die ſache zu
verſchleifen. Jn abweſenheit des gemeinen ſchul-
deners wird ein curator litis beſtellet. Diſer wird
in Kur-Sachſen wie der gemeine ſchuldener ver-
eidet. Der richter ſoll keine ſchwuͤrigkeiten wegen
des erfuͤllungs-eides machen. Was er nicht
wiſſen kan, daruͤber mag ihm der glaͤubiger das
gewiſſen nicht ruͤren. Mit ſeiner unlautern gegen-
ſoderung kan der curator zur widerklage nicht ver-
wiſen werden.

§ 4904
die claſſen,
und zwar
welche ſchul-
den in die
erſte

VI) Der claſſen ſind V, in Frankfurt am
Maine aber X, beſage der reformation im Iten
teile tit. 49, Orth im IIten teile tit. XX ſ. 462,
und Kur-Mainziſchen land-rechte tit. XXII hat
man deren vire. Jn die erſte fallen beim ab-
leben eines verſchuldeten vaſallens, oder deſſen,
welcher ein ſtamm-gut beſeſſen, die leichen-koſten
entweder zur haͤlfte, oder nach maasgebung der
verordnung auf den lehns- und ſtamms-folger und
den land-erben. Die ſchaͤzung- und inventir-
koſten, das lid-lohn, die koſten wegen eines waͤ-
renden concurſes abgebrannten hauſes, das dem
gemeinen ſchuldener zugehoͤret hatte und zur maſſe
gebracht war; das ausgeworfene capital fuͤr den,
welchen der gemeine ſchuldener die leibes-narung
und notdurft auf eine gewiſſe zeit zu reichen hatte,
die glaͤubiger, welche an die krigs-zal- und pro-
viant-meiſter etwas zu fodern haben, imgleichen
die, welchen der officir an kriges-ſolde, oder gebuͤ-
ren etwas ſchuldig verblibe; iedoch gehoͤret die fo-
derung wegen des magazins-getraides nicht hirher.

§ 490
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0852" n="804"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXVIIII</hi> h. von dem bankerott,</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4903</head><lb/>
            <note place="left">wer den gla&#x0364;u-<lb/>
bigern ant-<lb/>
wortet?</note>
            <p><hi rendition="#aq">V)</hi> Den gla&#x0364;ubigern antwortet der gemeine<lb/>
&#x017F;chuldener, oder de&#x017F;&#x017F;en gewalthaber. Di&#x017F;er, oder<lb/>
jener werden in Kur-Sach&#x017F;en vereidet, nimanden<lb/>
fu&#x0364;r den andern gefa&#x0364;llig zu &#x017F;eyn, noch die &#x017F;ache zu<lb/>
ver&#x017F;chleifen. Jn abwe&#x017F;enheit des gemeinen &#x017F;chul-<lb/>
deners wird ein curator litis be&#x017F;tellet. Di&#x017F;er wird<lb/>
in Kur-Sach&#x017F;en wie der gemeine &#x017F;chuldener ver-<lb/>
eidet. Der richter &#x017F;oll keine &#x017F;chwu&#x0364;rigkeiten wegen<lb/>
des erfu&#x0364;llungs-eides machen. Was er nicht<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en kan, daru&#x0364;ber mag ihm der gla&#x0364;ubiger das<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en nicht ru&#x0364;ren. Mit &#x017F;einer unlautern gegen-<lb/>
&#x017F;oderung kan der curator zur widerklage nicht ver-<lb/>
wi&#x017F;en werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4904</head><lb/>
            <note place="left">die cla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und zwar<lb/>
welche &#x017F;chul-<lb/>
den in die<lb/>
er&#x017F;te</note>
            <p><hi rendition="#aq">VI)</hi> Der cla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind <hi rendition="#aq">V,</hi> in Frankfurt am<lb/>
Maine aber <hi rendition="#aq">X,</hi> be&#x017F;age der reformation im <hi rendition="#aq">I</hi>ten<lb/>
teile tit. 49, <hi rendition="#fr">Orth</hi> im <hi rendition="#aq">II</hi>ten teile tit. <hi rendition="#aq">XX</hi> &#x017F;. 462,<lb/>
und Kur-Mainzi&#x017F;chen land-rechte tit. <hi rendition="#aq">XXII</hi> hat<lb/>
man deren vire. Jn die <hi rendition="#fr">er&#x017F;te</hi> fallen beim ab-<lb/>
leben eines ver&#x017F;chuldeten va&#x017F;allens, oder de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
welcher ein &#x017F;tamm-gut be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, die leichen-ko&#x017F;ten<lb/>
entweder zur ha&#x0364;lfte, oder nach maasgebung der<lb/>
verordnung auf den lehns- und &#x017F;tamms-folger und<lb/>
den land-erben. Die &#x017F;cha&#x0364;zung- und inventir-<lb/>
ko&#x017F;ten, das lid-lohn, die ko&#x017F;ten wegen eines wa&#x0364;-<lb/>
renden concur&#x017F;es abgebrannten hau&#x017F;es, das dem<lb/>
gemeinen &#x017F;chuldener zugeho&#x0364;ret hatte und zur ma&#x017F;&#x017F;e<lb/>
gebracht war; das ausgeworfene capital fu&#x0364;r den,<lb/>
welchen der gemeine &#x017F;chuldener die leibes-narung<lb/>
und notdurft auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e zeit zu reichen hatte,<lb/>
die gla&#x0364;ubiger, welche an die krigs-zal- und pro-<lb/>
viant-mei&#x017F;ter etwas zu fodern haben, imgleichen<lb/>
die, welchen der officir an kriges-&#x017F;olde, oder gebu&#x0364;-<lb/>
ren etwas &#x017F;chuldig verblibe; iedoch geho&#x0364;ret die fo-<lb/>
derung wegen des magazins-getraides nicht hirher.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§ 490</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[804/0852] LXXVIIII h. von dem bankerott, § 4903 V) Den glaͤubigern antwortet der gemeine ſchuldener, oder deſſen gewalthaber. Diſer, oder jener werden in Kur-Sachſen vereidet, nimanden fuͤr den andern gefaͤllig zu ſeyn, noch die ſache zu verſchleifen. Jn abweſenheit des gemeinen ſchul- deners wird ein curator litis beſtellet. Diſer wird in Kur-Sachſen wie der gemeine ſchuldener ver- eidet. Der richter ſoll keine ſchwuͤrigkeiten wegen des erfuͤllungs-eides machen. Was er nicht wiſſen kan, daruͤber mag ihm der glaͤubiger das gewiſſen nicht ruͤren. Mit ſeiner unlautern gegen- ſoderung kan der curator zur widerklage nicht ver- wiſen werden. § 4904 VI) Der claſſen ſind V, in Frankfurt am Maine aber X, beſage der reformation im Iten teile tit. 49, Orth im IIten teile tit. XX ſ. 462, und Kur-Mainziſchen land-rechte tit. XXII hat man deren vire. Jn die erſte fallen beim ab- leben eines verſchuldeten vaſallens, oder deſſen, welcher ein ſtamm-gut beſeſſen, die leichen-koſten entweder zur haͤlfte, oder nach maasgebung der verordnung auf den lehns- und ſtamms-folger und den land-erben. Die ſchaͤzung- und inventir- koſten, das lid-lohn, die koſten wegen eines waͤ- renden concurſes abgebrannten hauſes, das dem gemeinen ſchuldener zugehoͤret hatte und zur maſſe gebracht war; das ausgeworfene capital fuͤr den, welchen der gemeine ſchuldener die leibes-narung und notdurft auf eine gewiſſe zeit zu reichen hatte, die glaͤubiger, welche an die krigs-zal- und pro- viant-meiſter etwas zu fodern haben, imgleichen die, welchen der officir an kriges-ſolde, oder gebuͤ- ren etwas ſchuldig verblibe; iedoch gehoͤret die fo- derung wegen des magazins-getraides nicht hirher. § 490

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/852
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/852>, abgerufen am 16.07.2024.