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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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vom bezalen.
§ 4847

Jn den rechten sind zwo gattungen des bewei-die gattun-
gen des be-
weises we-
gen geleiste-
ter zalung.

ses wegen geleisteter zalung vorhanden, nämlich
die wahrhafte und vermutete, Ferd. Christoph
Harpprecht
de solutione coniecturata § 6 n. 28
s. 860 vol. II dissertat. academ. und wenigstens nach
einem zeitlaufe von jaren wächset dise vermutung,
Harpprecht § 7. s. 867, zumal wenn der gläubi-
ger also gelebet hat, daß er viles gelt brauchete,
Harpprecht § 12 s. 874, n. 65 fg., imgleichen der
schuldener sich in solchen umständen befunden hat,
daß er hat bezalen können. Man vermutet also
die zalung: 1) wegen der gröse des vorgeblichen
rückstandes, der so lange uneingefodert, oder un-
eingeklaget gebliben ist, gestalt das lange still-
sitzen bei einer schuldforderung eine vermutung der
geleisteten bezalung wirket, Happrecht § XI s. 874
n. 64, 2) der gläubiger arm ist, folglich wird da-
durch der verdacht vermeret, Harpprecht § XII
num. 65 s. 874, und machet die beschehene zalung
wahrscheinlich, zumal wo der gläubiger nicht be-
hindert worden ist, z. e. durch kriges-läufte etc. die
schuld zu fodern, Harpprecht § VIIII n. 47 s. 870.

§ 4848

Stückweise ist der gläubiger die zalung anzu-wie die za-
lung zu lei-
sten und an-
zunemen ist?

nemen nicht schuldig; dargegen kan selbiger solche
vor dem bestimmten zil nicht fodern, wenn sich nicht
besondere fälle eräugen; iedoch kan solche vom schul-
dener vor der verfall-zeit beschehen.

§ 4849

Die zalung, welche in den willen, gefallen,wenn solche
von dem
willen des
schuldeners
abhänget?

und beliben des schuldeners gestellet worden ist,
kan erst nach dessen todte gefodert werden.

§ 4850
D d d 2
vom bezalen.
§ 4847

Jn den rechten ſind zwo gattungen des bewei-die gattun-
gen des be-
weiſes we-
gen geleiſte-
ter zalung.

ſes wegen geleiſteter zalung vorhanden, naͤmlich
die wahrhafte und vermutete, Ferd. Chriſtoph
Harpprecht
de ſolutione coniecturata § 6 n. 28
ſ. 860 vol. II diſſertat. academ. und wenigſtens nach
einem zeitlaufe von jaren waͤchſet diſe vermutung,
Harpprecht § 7. ſ. 867, zumal wenn der glaͤubi-
ger alſo gelebet hat, daß er viles gelt brauchete,
Harpprecht § 12 ſ. 874, n. 65 fg., imgleichen der
ſchuldener ſich in ſolchen umſtaͤnden befunden hat,
daß er hat bezalen koͤnnen. Man vermutet alſo
die zalung: 1) wegen der groͤſe des vorgeblichen
ruͤckſtandes, der ſo lange uneingefodert, oder un-
eingeklaget gebliben iſt, geſtalt das lange ſtill-
ſitzen bei einer ſchuldforderung eine vermutung der
geleiſteten bezalung wirket, Happrecht § XI ſ. 874
n. 64, 2) der glaͤubiger arm iſt, folglich wird da-
durch der verdacht vermeret, Harpprecht § XII
num. 65 ſ. 874, und machet die beſchehene zalung
wahrſcheinlich, zumal wo der glaͤubiger nicht be-
hindert worden iſt, z. e. durch kriges-laͤufte ꝛc. die
ſchuld zu fodern, Harpprecht § VIIII n. 47 ſ. 870.

§ 4848

Stuͤckweiſe iſt der glaͤubiger die zalung anzu-wie die za-
lung zu lei-
ſten und an-
zunemen iſt?

nemen nicht ſchuldig; dargegen kan ſelbiger ſolche
vor dem beſtimmten zil nicht fodern, wenn ſich nicht
beſondere faͤlle eraͤugen; iedoch kan ſolche vom ſchul-
dener vor der verfall-zeit beſchehen.

§ 4849

Die zalung, welche in den willen, gefallen,wenn ſolche
von dem
willen des
ſchuldeners
abhaͤnget?

und beliben des ſchuldeners geſtellet worden iſt,
kan erſt nach deſſen todte gefodert werden.

§ 4850
D d d 2
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[787/0835] vom bezalen. § 4847 Jn den rechten ſind zwo gattungen des bewei- ſes wegen geleiſteter zalung vorhanden, naͤmlich die wahrhafte und vermutete, Ferd. Chriſtoph Harpprecht de ſolutione coniecturata § 6 n. 28 ſ. 860 vol. II diſſertat. academ. und wenigſtens nach einem zeitlaufe von jaren waͤchſet diſe vermutung, Harpprecht § 7. ſ. 867, zumal wenn der glaͤubi- ger alſo gelebet hat, daß er viles gelt brauchete, Harpprecht § 12 ſ. 874, n. 65 fg., imgleichen der ſchuldener ſich in ſolchen umſtaͤnden befunden hat, daß er hat bezalen koͤnnen. Man vermutet alſo die zalung: 1) wegen der groͤſe des vorgeblichen ruͤckſtandes, der ſo lange uneingefodert, oder un- eingeklaget gebliben iſt, geſtalt das lange ſtill- ſitzen bei einer ſchuldforderung eine vermutung der geleiſteten bezalung wirket, Happrecht § XI ſ. 874 n. 64, 2) der glaͤubiger arm iſt, folglich wird da- durch der verdacht vermeret, Harpprecht § XII num. 65 ſ. 874, und machet die beſchehene zalung wahrſcheinlich, zumal wo der glaͤubiger nicht be- hindert worden iſt, z. e. durch kriges-laͤufte ꝛc. die ſchuld zu fodern, Harpprecht § VIIII n. 47 ſ. 870. die gattun- gen des be- weiſes we- gen geleiſte- ter zalung. § 4848 Stuͤckweiſe iſt der glaͤubiger die zalung anzu- nemen nicht ſchuldig; dargegen kan ſelbiger ſolche vor dem beſtimmten zil nicht fodern, wenn ſich nicht beſondere faͤlle eraͤugen; iedoch kan ſolche vom ſchul- dener vor der verfall-zeit beſchehen. wie die za- lung zu lei- ſten und an- zunemen iſt? § 4849 Die zalung, welche in den willen, gefallen, und beliben des ſchuldeners geſtellet worden iſt, kan erſt nach deſſen todte gefodert werden. wenn ſolche von dem willen des ſchuldeners abhaͤnget? § 4850 D d d 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/835>, abgerufen am 22.11.2024.