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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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verpachten, mihten, vermihten, etc.
ten, es würde ihm dann gestolen, oder er selber
verwarloset es. Dem Mevius im comment. ad
ius Lubec.
bricht hir der angst-schweis aus. Sein
Römisches recht und die glossen-hengste eilen ihm
nicht zur hülfe. Der sinn dises Lübischen rechtes
ist diser:

§ 4593

Es war ehedem aus mangel des landfridenswird erklä-
ret.

one lebendiges geleit nicht sicher zu reisen; folglich
konnte man leichtlich unterweges seines pferdes ver-
lustig werden. Wer stärker reitet, als es die art
zu reisen mit sich bringet, der muß den schaden
kehren. Ein gemihtetes pferd darf man nicht post-
mäsig reiten. Der vormittags 6 stunden in 4
stunden reitet, und alsdann das pferd wohl füt-
tert, und des nachmittags 2 meilen zurückle-
get, der verwarloset das pferd nicht. Die altender alten
Teutschen
ritte.

Teutschen lißen einem ritter nur 3 meilen täglich zu
reiten nach. Daher ein ritt auf den land-tag
und vom selbigen des tages zu dreien meilen ge-
rechnet wurde. Wer also von der mahlstatt des
land-tages 9 meilen entlegen war, der hatte 3 tage-
reisen, auch 3 tage zur hinreise, und zu dreien ta-
gen wegen heimreise die tägliche auslösung zu so-
dern. Für die heutige reiter ist der zug täglich 4
bis 5 stunden.

§ 4594

Das jagen und rennen ist eine gattung derdie arten der
verwarlo-
sungen bei
dem reiten.

verwarlosung, hingegen das traben nicht. Auf
die hize das pferd saufen lassen; ist eine verwar-
losung. Mit tegen, steinen, prügeln antreiben, ist
eine verwarlosung, imgleichen wenn es aufstoßet
ihm den kern nicht stechen lassen, oder wo ihm et-
was felet, ihm nicht arzeneien lassen, das verlor-
ne eisen nicht wieder durch aufschlagung eines an-

dern

verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
ten, es wuͤrde ihm dann geſtolen, oder er ſelber
verwarloſet es. Dem Mevius im comment. ad
ius Lubec.
bricht hir der angſt-ſchweis aus. Sein
Roͤmiſches recht und die gloſſen-hengſte eilen ihm
nicht zur huͤlfe. Der ſinn diſes Luͤbiſchen rechtes
iſt diſer:

§ 4593

Es war ehedem aus mangel des landfridenswird erklaͤ-
ret.

one lebendiges geleit nicht ſicher zu reiſen; folglich
konnte man leichtlich unterweges ſeines pferdes ver-
luſtig werden. Wer ſtaͤrker reitet, als es die art
zu reiſen mit ſich bringet, der muß den ſchaden
kehren. Ein gemihtetes pferd darf man nicht poſt-
maͤſig reiten. Der vormittags 6 ſtunden in 4
ſtunden reitet, und alsdann das pferd wohl fuͤt-
tert, und des nachmittags 2 meilen zuruͤckle-
get, der verwarloſet das pferd nicht. Die altender alten
Teutſchen
ritte.

Teutſchen lißen einem ritter nur 3 meilen taͤglich zu
reiten nach. Daher ein ritt auf den land-tag
und vom ſelbigen des tages zu dreien meilen ge-
rechnet wurde. Wer alſo von der mahlſtatt des
land-tages 9 meilen entlegen war, der hatte 3 tage-
reiſen, auch 3 tage zur hinreiſe, und zu dreien ta-
gen wegen heimreiſe die taͤgliche ausloͤſung zu ſo-
dern. Fuͤr die heutige reiter iſt der zug taͤglich 4
bis 5 ſtunden.

§ 4594

Das jagen und rennen iſt eine gattung derdie arten der
verwarlo-
ſungen bei
dem reiten.

verwarloſung, hingegen das traben nicht. Auf
die hize das pferd ſaufen laſſen; iſt eine verwar-
loſung. Mit tegen, ſteinen, pruͤgeln antreiben, iſt
eine verwarloſung, imgleichen wenn es aufſtoßet
ihm den kern nicht ſtechen laſſen, oder wo ihm et-
was felet, ihm nicht arzeneien laſſen, das verlor-
ne eiſen nicht wieder durch aufſchlagung eines an-

dern
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[703/0751] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. ten, es wuͤrde ihm dann geſtolen, oder er ſelber verwarloſet es. Dem Mevius im comment. ad ius Lubec. bricht hir der angſt-ſchweis aus. Sein Roͤmiſches recht und die gloſſen-hengſte eilen ihm nicht zur huͤlfe. Der ſinn diſes Luͤbiſchen rechtes iſt diſer: § 4593 Es war ehedem aus mangel des landfridens one lebendiges geleit nicht ſicher zu reiſen; folglich konnte man leichtlich unterweges ſeines pferdes ver- luſtig werden. Wer ſtaͤrker reitet, als es die art zu reiſen mit ſich bringet, der muß den ſchaden kehren. Ein gemihtetes pferd darf man nicht poſt- maͤſig reiten. Der vormittags 6 ſtunden in 4 ſtunden reitet, und alsdann das pferd wohl fuͤt- tert, und des nachmittags 2 meilen zuruͤckle- get, der verwarloſet das pferd nicht. Die alten Teutſchen lißen einem ritter nur 3 meilen taͤglich zu reiten nach. Daher ein ritt auf den land-tag und vom ſelbigen des tages zu dreien meilen ge- rechnet wurde. Wer alſo von der mahlſtatt des land-tages 9 meilen entlegen war, der hatte 3 tage- reiſen, auch 3 tage zur hinreiſe, und zu dreien ta- gen wegen heimreiſe die taͤgliche ausloͤſung zu ſo- dern. Fuͤr die heutige reiter iſt der zug taͤglich 4 bis 5 ſtunden. wird erklaͤ- ret. der alten Teutſchen ritte. § 4594 Das jagen und rennen iſt eine gattung der verwarloſung, hingegen das traben nicht. Auf die hize das pferd ſaufen laſſen; iſt eine verwar- loſung. Mit tegen, ſteinen, pruͤgeln antreiben, iſt eine verwarloſung, imgleichen wenn es aufſtoßet ihm den kern nicht ſtechen laſſen, oder wo ihm et- was felet, ihm nicht arzeneien laſſen, das verlor- ne eiſen nicht wieder durch aufſchlagung eines an- dern die arten der verwarlo- ſungen bei dem reiten.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/751>, abgerufen am 22.11.2024.