nicht zufriden seyn; so bleibet es auf deren gefar, gegen vorstand, das urthels-mäßige zu bezaleu, stehen. Jndeß sind deßfalls keine weiterungen zu verstatten, sondern die sache ist in 14 tagen zu en- digen.
§ 4590
wie es mit den gemih- teten pferden des versehens halber zu hal- ten ist?
Allermaßen aber ein ieder student und soldat immer unschuldig seyn wollen, auch den behelf: wie sie kein versehen begangen hätten, vorschüzen; gleichwohl wer ihr reiten kennet, auch die klepper betrachtet, der weiß oft nicht: wem man glauben soll? der student und der Hippocrates oder pferde- halter haben ein ieder vermutungen wider sich. Bescheiniget der vermihter die güte seines pfer- des; so siget er ob. Sonst wird ein durchschnidt gemachet.
§ 4591
bei dem ver- sehen hilft die einrede des schicksa- les nicht.
Allein da ist der, welcher geritten hat, flugs mit der ausrede des schicksales bei der hand. Wenn aber ein versehen vorgegangen ist, so fället diser be- helf weg. Man warnete einen, ungefär 1744, zu Camsdorf befindlichen studenten über die Saal- brücke gen Jena izt nicht zu reiten. Allein er fol- gete dem rate nicht, sondern ritte zu. Als er auf der Saalbrücke sich befande, fil ein starker bliz. Das pferd sezte mit dem reiter von der brücke her- unter auf den gries, das pferd verreckete, und der student erlidte grosen schaden am rück-kreuze. Hir muß der reiter dennoch das pferd bezalen; denn ein versehen ging vor dem schicksale her.
§ 4592
des Lübischen rechtes ver- ordnung der pferde-mihte halber
Das Lübische recht verordnet im IIIten teile tit. VIII art. 4 daß, wer ein pferd um gelt mihtet, obwohl dasselbige einen schaden bekömmt, er sey, wie er wolle, so darf er doch den schaden nicht gel-
ten,
LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
nicht zufriden ſeyn; ſo bleibet es auf deren gefar, gegen vorſtand, das urthels-maͤßige zu bezaleu, ſtehen. Jndeß ſind deßfalls keine weiterungen zu verſtatten, ſondern die ſache iſt in 14 tagen zu en- digen.
§ 4590
wie es mit den gemih- teten pferden des verſehens halber zu hal- ten iſt?
Allermaßen aber ein ieder ſtudent und ſoldat immer unſchuldig ſeyn wollen, auch den behelf: wie ſie kein verſehen begangen haͤtten, vorſchuͤzen; gleichwohl wer ihr reiten kennet, auch die klepper betrachtet, der weiß oft nicht: wem man glauben ſoll? der ſtudent und der Hippocrates oder pferde- halter haben ein ieder vermutungen wider ſich. Beſcheiniget der vermihter die guͤte ſeines pfer- des; ſo ſiget er ob. Sonſt wird ein durchſchnidt gemachet.
§ 4591
bei dem ver- ſehen hilft die einrede des ſchickſa- les nicht.
Allein da iſt der, welcher geritten hat, flugs mit der ausrede des ſchickſales bei der hand. Wenn aber ein verſehen vorgegangen iſt, ſo faͤllet diſer be- helf weg. Man warnete einen, ungefaͤr 1744, zu Camsdorf befindlichen ſtudenten uͤber die Saal- bruͤcke gen Jena izt nicht zu reiten. Allein er fol- gete dem rate nicht, ſondern ritte zu. Als er auf der Saalbruͤcke ſich befande, fil ein ſtarker bliz. Das pferd ſezte mit dem reiter von der bruͤcke her- unter auf den gries, das pferd verreckete, und der ſtudent erlidte groſen ſchaden am ruͤck-kreuze. Hir muß der reiter dennoch das pferd bezalen; denn ein verſehen ging vor dem ſchickſale her.
§ 4592
des Luͤbiſchen rechtes ver- ordnung der pferde-mihte halber
Das Luͤbiſche recht verordnet im IIIten teile tit. VIII art. 4 daß, wer ein pferd um gelt mihtet, obwohl daſſelbige einen ſchaden bekoͤmmt, er ſey, wie er wolle, ſo darf er doch den ſchaden nicht gel-
ten,
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LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
nicht zufriden ſeyn; ſo bleibet es auf deren gefar,
gegen vorſtand, das urthels-maͤßige zu bezaleu,
ſtehen. Jndeß ſind deßfalls keine weiterungen zu
verſtatten, ſondern die ſache iſt in 14 tagen zu en-
digen.
§ 4590
Allermaßen aber ein ieder ſtudent und ſoldat
immer unſchuldig ſeyn wollen, auch den behelf:
wie ſie kein verſehen begangen haͤtten, vorſchuͤzen;
gleichwohl wer ihr reiten kennet, auch die klepper
betrachtet, der weiß oft nicht: wem man glauben
ſoll? der ſtudent und der Hippocrates oder pferde-
halter haben ein ieder vermutungen wider ſich.
Beſcheiniget der vermihter die guͤte ſeines pfer-
des; ſo ſiget er ob. Sonſt wird ein durchſchnidt
gemachet.
§ 4591
Allein da iſt der, welcher geritten hat, flugs
mit der ausrede des ſchickſales bei der hand. Wenn
aber ein verſehen vorgegangen iſt, ſo faͤllet diſer be-
helf weg. Man warnete einen, ungefaͤr 1744, zu
Camsdorf befindlichen ſtudenten uͤber die Saal-
bruͤcke gen Jena izt nicht zu reiten. Allein er fol-
gete dem rate nicht, ſondern ritte zu. Als er auf
der Saalbruͤcke ſich befande, fil ein ſtarker bliz.
Das pferd ſezte mit dem reiter von der bruͤcke her-
unter auf den gries, das pferd verreckete, und der
ſtudent erlidte groſen ſchaden am ruͤck-kreuze. Hir
muß der reiter dennoch das pferd bezalen; denn ein
verſehen ging vor dem ſchickſale her.
§ 4592
Das Luͤbiſche recht verordnet im IIIten teile
tit. VIII art. 4 daß, wer ein pferd um gelt mihtet,
obwohl daſſelbige einen ſchaden bekoͤmmt, er ſey,
wie er wolle, ſo darf er doch den ſchaden nicht gel-
ten,
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/750>, abgerufen am 22.11.2024.
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