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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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verpachten, mihten, vermihten, etc.
§ 4588

So vil das pferde-mihten der studenten belan-vom pferde-
mihten.

get; entstehen deshalber die beschwerlichsten irrun-
gen. Man muß die fälle unterscheiden. Der ei-
ne ist diser. Der student mihtet ein pferd auf ei-
nen, oder zwene tage, bleibet aber 5-8 tage aus;
so ist die regel in Jena: vom Iten tage 16 ggl. und
1 ggl. sattel-geltes, die übrigen tage aber weniger.
Dahir werden des tages 40 kreuzer bezalet; da-
her passiren die andern tage 24 kreuzer, wiewohl
bei teuren fütterungen 30 kreuzer verlanget werden.
Vor 30 jaren waren der höchste preis den ersten
tag 30 kreuzer, und die andern tage betruge es 20
kreuzer. Könnte aber der pferde-verleiher be-
scheinigen, daß, weiln wider die abrede er bei der
meß-zeit, oder sonst das pferd besser habe vermih-
ten können; so ist der schade, der billigkeit nach,
zu erstatten. Der andre fall ist der: ein student
mihtet das pferd auf gewisse abgeredete tage; so
dann hat der erste tag seinen preiß, z. e. an 40 kreu-
zern, und die andre an 24 kreuzern.

§ 4589

Jst das gemihtete pferd zu tode geritten wor-was bei ge-
fallenen
pferden zu
beobachten
ist?

den, ist es zu öfnen und zu besichtigen. Findet
sich inwändig kein alter schade, lässet man das
pferd durch dreie unparteiische geschworne schäzen,
und den reiter dasselbe, nebst den unkosten bezalen.
Jst es lahm, oder zu rehe geritten; wird es be-
sichtiget, und so bald es zu weiterungen kommen
will, in betracht der ausgang der genesung unge-
wiß ist, und weil, wenn das kranke pferd lange
stehet, selbiges mehr verzeret und an arzt-lone ko-
stet, als es wohl wehrt ist; so träget der richter,
wo das pferd über 8 tage gestanden hat, auf dessen
schäzung und verkauf an. Will eine partei damit

nicht
verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
§ 4588

So vil das pferde-mihten der ſtudenten belan-vom pferde-
mihten.

get; entſtehen deshalber die beſchwerlichſten irrun-
gen. Man muß die faͤlle unterſcheiden. Der ei-
ne iſt diſer. Der ſtudent mihtet ein pferd auf ei-
nen, oder zwene tage, bleibet aber 5-8 tage aus;
ſo iſt die regel in Jena: vom Iten tage 16 ggl. und
1 ggl. ſattel-geltes, die uͤbrigen tage aber weniger.
Dahir werden des tages 40 kreuzer bezalet; da-
her paſſiren die andern tage 24 kreuzer, wiewohl
bei teuren fuͤtterungen 30 kreuzer verlanget werden.
Vor 30 jaren waren der hoͤchſte preis den erſten
tag 30 kreuzer, und die andern tage betruge es 20
kreuzer. Koͤnnte aber der pferde-verleiher be-
ſcheinigen, daß, weiln wider die abrede er bei der
meß-zeit, oder ſonſt das pferd beſſer habe vermih-
ten koͤnnen; ſo iſt der ſchade, der billigkeit nach,
zu erſtatten. Der andre fall iſt der: ein ſtudent
mihtet das pferd auf gewiſſe abgeredete tage; ſo
dann hat der erſte tag ſeinen preiß, z. e. an 40 kreu-
zern, und die andre an 24 kreuzern.

§ 4589

Jſt das gemihtete pferd zu tode geritten wor-was bei ge-
fallenen
pferden zu
beobachten
iſt?

den, iſt es zu oͤfnen und zu beſichtigen. Findet
ſich inwaͤndig kein alter ſchade, laͤſſet man das
pferd durch dreie unparteiiſche geſchworne ſchaͤzen,
und den reiter daſſelbe, nebſt den unkoſten bezalen.
Jſt es lahm, oder zu rehe geritten; wird es be-
ſichtiget, und ſo bald es zu weiterungen kommen
will, in betracht der ausgang der geneſung unge-
wiß iſt, und weil, wenn das kranke pferd lange
ſtehet, ſelbiges mehr verzeret und an arzt-lone ko-
ſtet, als es wohl wehrt iſt; ſo traͤget der richter,
wo das pferd uͤber 8 tage geſtanden hat, auf deſſen
ſchaͤzung und verkauf an. Will eine partei damit

nicht
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[701/0749] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. § 4588 So vil das pferde-mihten der ſtudenten belan- get; entſtehen deshalber die beſchwerlichſten irrun- gen. Man muß die faͤlle unterſcheiden. Der ei- ne iſt diſer. Der ſtudent mihtet ein pferd auf ei- nen, oder zwene tage, bleibet aber 5-8 tage aus; ſo iſt die regel in Jena: vom Iten tage 16 ggl. und 1 ggl. ſattel-geltes, die uͤbrigen tage aber weniger. Dahir werden des tages 40 kreuzer bezalet; da- her paſſiren die andern tage 24 kreuzer, wiewohl bei teuren fuͤtterungen 30 kreuzer verlanget werden. Vor 30 jaren waren der hoͤchſte preis den erſten tag 30 kreuzer, und die andern tage betruge es 20 kreuzer. Koͤnnte aber der pferde-verleiher be- ſcheinigen, daß, weiln wider die abrede er bei der meß-zeit, oder ſonſt das pferd beſſer habe vermih- ten koͤnnen; ſo iſt der ſchade, der billigkeit nach, zu erſtatten. Der andre fall iſt der: ein ſtudent mihtet das pferd auf gewiſſe abgeredete tage; ſo dann hat der erſte tag ſeinen preiß, z. e. an 40 kreu- zern, und die andre an 24 kreuzern. vom pferde- mihten. § 4589 Jſt das gemihtete pferd zu tode geritten wor- den, iſt es zu oͤfnen und zu beſichtigen. Findet ſich inwaͤndig kein alter ſchade, laͤſſet man das pferd durch dreie unparteiiſche geſchworne ſchaͤzen, und den reiter daſſelbe, nebſt den unkoſten bezalen. Jſt es lahm, oder zu rehe geritten; wird es be- ſichtiget, und ſo bald es zu weiterungen kommen will, in betracht der ausgang der geneſung unge- wiß iſt, und weil, wenn das kranke pferd lange ſtehet, ſelbiges mehr verzeret und an arzt-lone ko- ſtet, als es wohl wehrt iſt; ſo traͤget der richter, wo das pferd uͤber 8 tage geſtanden hat, auf deſſen ſchaͤzung und verkauf an. Will eine partei damit nicht was bei ge- fallenen pferden zu beobachten iſt?

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/749>, abgerufen am 22.11.2024.