Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
verpachten, mihten, vermihten, etc.
§ 4558

Wenn das gepachtete haus, oder gut mit ein-wie es den
einquarti-
rung halber
gehalten
wird?

quartirungen beleget, oder zu einem magazine ge-
nommen wird, ist entweder das ganze haus besezet
und beleget, oder nicht. Jm ersten falle kan der
pachter zur bezalung des pacht-zinses nicht ange-
halten werden, wohl aber im lezten falle; bevorab
wenn es keine feinde, sondern landes- oder nur
durchzihende völker sind, van Wesel am a. o.
cap. III num. 5 s. 13 fg., Gnüge in der anleitung
zum kriges-rechte cap. VIIII § 146 s. 68.

§ 4559

Ob aber der verpachter, gutes-herr, auch zehnt-ob der zehnt-
herr, gutes-
herr den
zehnt-pflich-
tigen etc. saat-
getraide vor-
zuschüssen
pflichtig sey?

herr gegen aufmaas bei frucht-klemmen zeiten und
wenn der pachter, oder zehnt-pflichtige das saat-
getraide nicht erhalten hat, solches demselben zu
reichen schuldig sey? ist eine bestrittene rechts-frage.
Bouvot dans ses questions notables T. II qu. 30
behaubtet selbige; allein der van Wesel am a. o.
cap. V num. 34 s. 30 verneinet solche. Jndeß ist
die erstere meinung billiger und wird beobachtet.

§ 4560

Hirbei fället öfters die frage vor: ob die ritter-ob die ritter-
güter von
allen steu-
ern frei sind?

güter, wenn sie auch sonst von einquartirungen und
durchzügen frei gehalten werden, (§ 448 § 1988),
von der Schulenburg de priuilegiis nobilium
mediat.
cap. II § III s. 45, die ordentlichen und
ausserordentlichen kriges-, imgleichen die Reichs-
craiß- und landes-steuren zu erlegen, darnebst heu-
haber-getraide- und stroh-liferungen tun, auch bei
durchzügen ire pferde zu fortbringung der kriges-
gerätschaft hergeben müssen? Jch mache einen un-
terschid zwischen den kriges- und fridens-zeiten im

lande.
verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
§ 4558

Wenn das gepachtete haus, oder gut mit ein-wie es den
einquarti-
rung halber
gehalten
wird?

quartirungen beleget, oder zu einem magazine ge-
nommen wird, iſt entweder das ganze haus beſezet
und beleget, oder nicht. Jm erſten falle kan der
pachter zur bezalung des pacht-zinſes nicht ange-
halten werden, wohl aber im lezten falle; bevorab
wenn es keine feinde, ſondern landes- oder nur
durchzihende voͤlker ſind, van Weſel am a. o.
cap. III num. 5 ſ. 13 fg., Gnuͤge in der anleitung
zum kriges-rechte cap. VIIII § 146 ſ. 68.

§ 4559

Ob aber der verpachter, gutes-herr, auch zehnt-ob der zehnt-
herr, gutes-
herr den
zehnt-pflich-
tigen ꝛc. ſaat-
getraide vor-
zuſchuͤſſen
pflichtig ſey?

herr gegen aufmaas bei frucht-klemmen zeiten und
wenn der pachter, oder zehnt-pflichtige das ſaat-
getraide nicht erhalten hat, ſolches demſelben zu
reichen ſchuldig ſey? iſt eine beſtrittene rechts-frage.
Bouvot dans ſes queſtions notables T. II qu. 30
behaubtet ſelbige; allein der van Weſel am a. o.
cap. V num. 34 ſ. 30 verneinet ſolche. Jndeß iſt
die erſtere meinung billiger und wird beobachtet.

§ 4560

Hirbei faͤllet oͤfters die frage vor: ob die ritter-ob die ritter-
guͤter von
allen ſteu-
ern frei ſind?

guͤter, wenn ſie auch ſonſt von einquartirungen und
durchzuͤgen frei gehalten werden, (§ 448 § 1988),
von der Schulenburg de priuilegiis nobilium
mediat.
cap. II § III ſ. 45, die ordentlichen und
auſſerordentlichen kriges-, imgleichen die Reichs-
craiß- und landes-ſteuren zu erlegen, darnebſt heu-
haber-getraide- und ſtroh-liferungen tun, auch bei
durchzuͤgen ire pferde zu fortbringung der kriges-
geraͤtſchaft hergeben muͤſſen? Jch mache einen un-
terſchid zwiſchen den kriges- und fridens-zeiten im

lande.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0735" n="687"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verpachten, mihten, vermihten, &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4558</head><lb/>
            <p>Wenn das gepachtete haus, oder gut mit ein-<note place="right">wie es den<lb/>
einquarti-<lb/>
rung halber<lb/>
gehalten<lb/>
wird?</note><lb/>
quartirungen beleget, oder zu einem magazine ge-<lb/>
nommen wird, i&#x017F;t entweder das ganze haus be&#x017F;ezet<lb/>
und beleget, oder nicht. Jm er&#x017F;ten falle kan der<lb/>
pachter zur bezalung des pacht-zin&#x017F;es nicht ange-<lb/>
halten werden, wohl aber im lezten falle; bevorab<lb/>
wenn es keine feinde, &#x017F;ondern landes- oder nur<lb/>
durchzihende vo&#x0364;lker &#x017F;ind, <hi rendition="#fr">van We&#x017F;el</hi> am a. o.<lb/>
cap. <hi rendition="#aq">III</hi> num. 5 &#x017F;. 13 fg., <hi rendition="#fr">Gnu&#x0364;ge</hi> in der anleitung<lb/>
zum kriges-rechte cap. <hi rendition="#aq">VIIII</hi> § 146 &#x017F;. 68.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4559</head><lb/>
            <p>Ob aber der verpachter, gutes-herr, auch zehnt-<note place="right">ob der zehnt-<lb/>
herr, gutes-<lb/>
herr den<lb/>
zehnt-pflich-<lb/>
tigen &#xA75B;c. &#x017F;aat-<lb/>
getraide vor-<lb/>
zu&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
pflichtig &#x017F;ey?</note><lb/>
herr gegen aufmaas bei frucht-klemmen zeiten und<lb/>
wenn der pachter, oder zehnt-pflichtige das &#x017F;aat-<lb/>
getraide nicht erhalten hat, &#x017F;olches dem&#x017F;elben zu<lb/>
reichen &#x017F;chuldig &#x017F;ey? i&#x017F;t eine be&#x017F;trittene rechts-frage.<lb/><hi rendition="#fr">Bouvot</hi> <hi rendition="#aq">dans &#x017F;es que&#x017F;tions notables T. II qu.</hi> 30<lb/>
behaubtet &#x017F;elbige; allein der <hi rendition="#fr">van We&#x017F;el</hi> am a. o.<lb/>
cap. <hi rendition="#aq">V</hi> num. 34 &#x017F;. 30 verneinet &#x017F;olche. Jndeß i&#x017F;t<lb/>
die er&#x017F;tere meinung billiger und wird beobachtet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4560</head><lb/>
            <p>Hirbei fa&#x0364;llet o&#x0364;fters die frage vor: ob die ritter-<note place="right">ob die ritter-<lb/>
gu&#x0364;ter von<lb/>
allen &#x017F;teu-<lb/>
ern frei &#x017F;ind?</note><lb/>
gu&#x0364;ter, wenn &#x017F;ie auch &#x017F;on&#x017F;t von einquartirungen und<lb/>
durchzu&#x0364;gen frei gehalten werden, (§ 448 § 1988),<lb/><hi rendition="#fr">von der Schulenburg</hi> <hi rendition="#aq">de priuilegiis nobilium<lb/>
mediat.</hi> cap. <hi rendition="#aq">II § III</hi> &#x017F;. 45, die ordentlichen und<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erordentlichen kriges-, imgleichen die Reichs-<lb/>
craiß- und landes-&#x017F;teuren zu erlegen, darneb&#x017F;t heu-<lb/>
haber-getraide- und &#x017F;troh-liferungen tun, auch bei<lb/>
durchzu&#x0364;gen ire pferde zu fortbringung der kriges-<lb/>
gera&#x0364;t&#x017F;chaft hergeben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en? Jch mache einen un-<lb/>
ter&#x017F;chid zwi&#x017F;chen den kriges- und fridens-zeiten im<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lande.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[687/0735] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. § 4558 Wenn das gepachtete haus, oder gut mit ein- quartirungen beleget, oder zu einem magazine ge- nommen wird, iſt entweder das ganze haus beſezet und beleget, oder nicht. Jm erſten falle kan der pachter zur bezalung des pacht-zinſes nicht ange- halten werden, wohl aber im lezten falle; bevorab wenn es keine feinde, ſondern landes- oder nur durchzihende voͤlker ſind, van Weſel am a. o. cap. III num. 5 ſ. 13 fg., Gnuͤge in der anleitung zum kriges-rechte cap. VIIII § 146 ſ. 68. wie es den einquarti- rung halber gehalten wird? § 4559 Ob aber der verpachter, gutes-herr, auch zehnt- herr gegen aufmaas bei frucht-klemmen zeiten und wenn der pachter, oder zehnt-pflichtige das ſaat- getraide nicht erhalten hat, ſolches demſelben zu reichen ſchuldig ſey? iſt eine beſtrittene rechts-frage. Bouvot dans ſes queſtions notables T. II qu. 30 behaubtet ſelbige; allein der van Weſel am a. o. cap. V num. 34 ſ. 30 verneinet ſolche. Jndeß iſt die erſtere meinung billiger und wird beobachtet. ob der zehnt- herr, gutes- herr den zehnt-pflich- tigen ꝛc. ſaat- getraide vor- zuſchuͤſſen pflichtig ſey? § 4560 Hirbei faͤllet oͤfters die frage vor: ob die ritter- guͤter, wenn ſie auch ſonſt von einquartirungen und durchzuͤgen frei gehalten werden, (§ 448 § 1988), von der Schulenburg de priuilegiis nobilium mediat. cap. II § III ſ. 45, die ordentlichen und auſſerordentlichen kriges-, imgleichen die Reichs- craiß- und landes-ſteuren zu erlegen, darnebſt heu- haber-getraide- und ſtroh-liferungen tun, auch bei durchzuͤgen ire pferde zu fortbringung der kriges- geraͤtſchaft hergeben muͤſſen? Jch mache einen un- terſchid zwiſchen den kriges- und fridens-zeiten im lande. ob die ritter- guͤter von allen ſteu- ern frei ſind?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/735
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/735>, abgerufen am 16.07.2024.