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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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verpachten, mihten, vermihten, etc.
ger flachs järlich dem verpachter gelifert werden
solle; ferner können einige furen, wein-furen etc.
ausbedungen werden etc. Zum vorteil des pachters
gereichet es, wenn ihm das brenn-holz, acker- und
geschirr-holz gereichet und versprochen, wenn ihm
die mast, der wein- und bir-schank überlassen
wird etc.

Von der erlassung des pachtes, bei wetter-
schäden, kriges-zügen, und dergleichen
schicksalen.
§ 4537

Diejenigen rechts-gelehrten, welche keine güterwenn der
erlaß

iemals verpachtet haben, sezen fünfe erfodernisse
zum erlasse voraus, und zwar 1) daß der fall un-
gewönlich sey, 2) daß er von aussen beschehe, und
nicht aus dem feler der verpachteten sache, 3) daß
der unfall, oder mißwachs wegen der noch nicht
geschnittenen früchte sich eräuge, 4) daß der schade
des pachters unleidlich falle, und 5) daß die frucht-
barkeit der andern jare disen mißwachs nicht er-
seze. Dises ist der wahn eines von Berger und
von Wernher. Wenn aber dise gute herren je
einmal pachter gewest wären, oder mit grosen
pächten zu schaffen gehabt hätten; so würden oder
sollten sie dise grillen faren lassen. Hir ist die re-
gel: leben und leben lassen; allzu scharf schneidet
nicht, besage des von Leyser vol. XI s. 198. Dem
pachter verrecket eine heerde schafe von 300 9
schaf-nösern. Die scheune mit dem getraide bren-
net ab. Unter dem schnee eräuget sich eine unzäl-
bare menge mäuse, welche die winter-saat verder-
ben. Es fället ein erstaunlicher hagel nebst einem
wolken-bruche. Dise fälle sind mir vorgekommen.
Die besichtigung ist so fort eingenommen, der

schade
U u 2

verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
ger flachs jaͤrlich dem verpachter gelifert werden
ſolle; ferner koͤnnen einige furen, wein-furen ꝛc.
ausbedungen werden ꝛc. Zum vorteil des pachters
gereichet es, wenn ihm das brenn-holz, acker- und
geſchirr-holz gereichet und verſprochen, wenn ihm
die maſt, der wein- und bir-ſchank uͤberlaſſen
wird ꝛc.

Von der erlaſſung des pachtes, bei wetter-
ſchaͤden, kriges-zuͤgen, und dergleichen
ſchickſalen.
§ 4537

Diejenigen rechts-gelehrten, welche keine guͤterwenn der
erlaß

iemals verpachtet haben, ſezen fuͤnfe erfoderniſſe
zum erlaſſe voraus, und zwar 1) daß der fall un-
gewoͤnlich ſey, 2) daß er von auſſen beſchehe, und
nicht aus dem feler der verpachteten ſache, 3) daß
der unfall, oder mißwachs wegen der noch nicht
geſchnittenen fruͤchte ſich eraͤuge, 4) daß der ſchade
des pachters unleidlich falle, und 5) daß die frucht-
barkeit der andern jare diſen mißwachs nicht er-
ſeze. Diſes iſt der wahn eines von Berger und
von Wernher. Wenn aber diſe gute herren je
einmal pachter geweſt waͤren, oder mit groſen
paͤchten zu ſchaffen gehabt haͤtten; ſo wuͤrden oder
ſollten ſie diſe grillen faren laſſen. Hir iſt die re-
gel: leben und leben laſſen; allzu ſcharf ſchneidet
nicht, beſage des von Leyſer vol. XI ſ. 198. Dem
pachter verrecket eine heerde ſchafe von 300 9
ſchaf-noͤſern. Die ſcheune mit dem getraide bren-
net ab. Unter dem ſchnee eraͤuget ſich eine unzaͤl-
bare menge maͤuſe, welche die winter-ſaat verder-
ben. Es faͤllet ein erſtaunlicher hagel nebſt einem
wolken-bruche. Diſe faͤlle ſind mir vorgekommen.
Die beſichtigung iſt ſo fort eingenommen, der

ſchade
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[675/0723] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. ger flachs jaͤrlich dem verpachter gelifert werden ſolle; ferner koͤnnen einige furen, wein-furen ꝛc. ausbedungen werden ꝛc. Zum vorteil des pachters gereichet es, wenn ihm das brenn-holz, acker- und geſchirr-holz gereichet und verſprochen, wenn ihm die maſt, der wein- und bir-ſchank uͤberlaſſen wird ꝛc. Von der erlaſſung des pachtes, bei wetter- ſchaͤden, kriges-zuͤgen, und dergleichen ſchickſalen. § 4537 Diejenigen rechts-gelehrten, welche keine guͤter iemals verpachtet haben, ſezen fuͤnfe erfoderniſſe zum erlaſſe voraus, und zwar 1) daß der fall un- gewoͤnlich ſey, 2) daß er von auſſen beſchehe, und nicht aus dem feler der verpachteten ſache, 3) daß der unfall, oder mißwachs wegen der noch nicht geſchnittenen fruͤchte ſich eraͤuge, 4) daß der ſchade des pachters unleidlich falle, und 5) daß die frucht- barkeit der andern jare diſen mißwachs nicht er- ſeze. Diſes iſt der wahn eines von Berger und von Wernher. Wenn aber diſe gute herren je einmal pachter geweſt waͤren, oder mit groſen paͤchten zu ſchaffen gehabt haͤtten; ſo wuͤrden oder ſollten ſie diſe grillen faren laſſen. Hir iſt die re- gel: leben und leben laſſen; allzu ſcharf ſchneidet nicht, beſage des von Leyſer vol. XI ſ. 198. Dem pachter verrecket eine heerde ſchafe von 300 9 ſchaf-noͤſern. Die ſcheune mit dem getraide bren- net ab. Unter dem ſchnee eraͤuget ſich eine unzaͤl- bare menge maͤuſe, welche die winter-ſaat verder- ben. Es faͤllet ein erſtaunlicher hagel nebſt einem wolken-bruche. Diſe faͤlle ſind mir vorgekommen. Die beſichtigung iſt ſo fort eingenommen, der ſchade wenn der erlaß U u 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/723>, abgerufen am 16.07.2024.