Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

LXX haubtstuck
in enunc. iuris XVII stück num. 100. Besage der
Lübeckischen stadtrechte müssen die testamentarien
einheimische seyn, Stein am a. o. s. 203.

§ 2907
wie solche er-
richtet wor-
den sind?

Die testamente musten gerichtlich unter freiem
himmel, bei gesundem leibe, auch wohl auf vorhe-
rige erlangte freiheit vom landesherrn, auch be-
willigung der blutsfreunde, gemachet werden,
Steins einleitung am a. o. § 159 s. 177 fg. Wer
disem nach über seine güter gebaren wollte, muste
noch zu wege und stege gehen können, daher das
testament ungehabt und ungestabt entstanden ist,
Kopp am a. o. von Westphal I s. 2062, II
s. 399, III s. 1800, IIII s. 856 s. 900 s. 299 s. 3293,
Heineccius am a. o. § 13-16, Dreyer am a. o.
s. 101 fg., freiherr von Senkenberg de testamenti
publici origine,
Ostfrisisches landrecht im IIten buche
cap. 196, 197, von Wicht s. 477 fgg. Jn der
Schaumburgischen policei-ordnung cap. XIII sind
dise testamente ungehabt und ungestabt aufgeho-
ben. Tue hinzu das Solmische landrecht II tit. 23.
§ 3, Kopp am a. o. s. 157. Habben bedeutet so
vil, als einen, der schwachheit halber nicht stehen
kan, halten; ungestabet aber heisset one beihülfe
eines stecken stehen und gehen können.

§ 2908
wie man heu-
tiges tages
testiren kan?

Heut zu tage kan man ebenfalls auf Teutsche
art testiren, wiewohl das Römische recht deßfalls
meistens beobachtet wird, gestalt dasjenige, was
in der notariats-ordnung von den testamenten, des
kaiser Maximilians I enthalten, eine aufwärmung
des Römischen rechtes ist, iedoch hat der kaiser da-
selbst tit. I § 9 § 12 ausdrücklich verordnet, daß alle
und iede zeugen vom testirer selbst gebeten werden
sollten, widrigenfalls die testamente zu rechte be-

ständig

LXX haubtſtuck
in enunc. iuris XVII ſtuͤck num. 100. Beſage der
Luͤbeckiſchen ſtadtrechte muͤſſen die teſtamentarien
einheimiſche ſeyn, Stein am a. o. ſ. 203.

§ 2907
wie ſolche er-
richtet wor-
den ſind?

Die teſtamente muſten gerichtlich unter freiem
himmel, bei geſundem leibe, auch wohl auf vorhe-
rige erlangte freiheit vom landesherrn, auch be-
willigung der blutsfreunde, gemachet werden,
Steins einleitung am a. o. § 159 ſ. 177 fg. Wer
diſem nach uͤber ſeine guͤter gebaren wollte, muſte
noch zu wege und ſtege gehen koͤnnen, daher das
teſtament ungehabt und ungeſtabt entſtanden iſt,
Kopp am a. o. von Weſtphal I ſ. 2062, II
ſ. 399, III ſ. 1800, IIII ſ. 856 ſ. 900 ſ. 299 ſ. 3293,
Heineccius am a. o. § 13-16, Dreyer am a. o.
ſ. 101 fg., freiherr von Senkenberg de teſtamenti
publici origine,
Oſtfriſiſches landrecht im IIten buche
cap. 196, 197, von Wicht ſ. 477 fgg. Jn der
Schaumburgiſchen policei-ordnung cap. XIII ſind
diſe teſtamente ungehabt und ungeſtabt aufgeho-
ben. Tue hinzu das Solmiſche landrecht II tit. 23.
§ 3, Kopp am a. o. ſ. 157. Habben bedeutet ſo
vil, als einen, der ſchwachheit halber nicht ſtehen
kan, halten; ungeſtabet aber heiſſet one beihuͤlfe
eines ſtecken ſtehen und gehen koͤnnen.

§ 2908
wie man heu-
tiges tages
teſtiren kan?

Heut zu tage kan man ebenfalls auf Teutſche
art teſtiren, wiewohl das Roͤmiſche recht deßfalls
meiſtens beobachtet wird, geſtalt dasjenige, was
in der notariats-ordnung von den teſtamenten, des
kaiſer Maximilians I enthalten, eine aufwaͤrmung
des Roͤmiſchen rechtes iſt, iedoch hat der kaiſer da-
ſelbſt tit. I § 9 § 12 ausdruͤcklich verordnet, daß alle
und iede zeugen vom teſtirer ſelbſt gebeten werden
ſollten, widrigenfalls die teſtamente zu rechte be-

ſtaͤndig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0072" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXX</hi> haubt&#x017F;tuck</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">in enunc. iuris XVII</hi> &#x017F;tu&#x0364;ck num. 100. Be&#x017F;age der<lb/>
Lu&#x0364;becki&#x017F;chen &#x017F;tadtrechte mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die te&#x017F;tamentarien<lb/>
einheimi&#x017F;che &#x017F;eyn, <hi rendition="#fr">Stein</hi> am a. o. &#x017F;. 203.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2907</head><lb/>
            <note place="left">wie &#x017F;olche er-<lb/>
richtet wor-<lb/>
den &#x017F;ind?</note>
            <p>Die te&#x017F;tamente mu&#x017F;ten gerichtlich unter freiem<lb/>
himmel, bei ge&#x017F;undem leibe, auch wohl auf vorhe-<lb/>
rige erlangte freiheit vom landesherrn, auch be-<lb/>
willigung der blutsfreunde, gemachet werden,<lb/><hi rendition="#fr">Steins</hi> einleitung am a. o. § 159 &#x017F;. 177 fg. Wer<lb/>
di&#x017F;em nach u&#x0364;ber &#x017F;eine gu&#x0364;ter gebaren wollte, mu&#x017F;te<lb/>
noch zu wege und &#x017F;tege gehen ko&#x0364;nnen, daher das<lb/>
te&#x017F;tament <hi rendition="#fr">ungehabt</hi> und <hi rendition="#fr">unge&#x017F;tabt</hi> ent&#x017F;tanden i&#x017F;t,<lb/><hi rendition="#fr">Kopp</hi> am a. o. <hi rendition="#fr">von We&#x017F;tphal</hi> <hi rendition="#aq">I</hi> &#x017F;. 2062, <hi rendition="#aq">II</hi><lb/>
&#x017F;. 399, <hi rendition="#aq">III</hi> &#x017F;. 1800, <hi rendition="#aq">IIII</hi> &#x017F;. 856 &#x017F;. 900 &#x017F;. 299 &#x017F;. 3293,<lb/><hi rendition="#fr">Heineccius</hi> am a. o. § 13-16, <hi rendition="#fr">Dreyer</hi> am a. o.<lb/>
&#x017F;. 101 fg., freiherr <hi rendition="#fr">von Senkenberg</hi> <hi rendition="#aq">de te&#x017F;tamenti<lb/>
publici origine,</hi> O&#x017F;tfri&#x017F;i&#x017F;ches landrecht im <hi rendition="#aq">II</hi>ten buche<lb/>
cap. 196, 197, <hi rendition="#fr">von Wicht</hi> &#x017F;. 477 fgg. Jn der<lb/>
Schaumburgi&#x017F;chen policei-ordnung cap. <hi rendition="#aq">XIII</hi> &#x017F;ind<lb/>
di&#x017F;e te&#x017F;tamente ungehabt und unge&#x017F;tabt aufgeho-<lb/>
ben. Tue hinzu das Solmi&#x017F;che landrecht <hi rendition="#aq">II</hi> tit. 23.<lb/>
§ 3, <hi rendition="#fr">Kopp</hi> am a. o. &#x017F;. 157. <hi rendition="#fr">Habben</hi> bedeutet &#x017F;o<lb/>
vil, als einen, der &#x017F;chwachheit halber nicht &#x017F;tehen<lb/>
kan, halten; <hi rendition="#fr">unge&#x017F;tabet</hi> aber hei&#x017F;&#x017F;et one beihu&#x0364;lfe<lb/>
eines &#x017F;tecken &#x017F;tehen und gehen ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2908</head><lb/>
            <note place="left">wie man heu-<lb/>
tiges tages<lb/>
te&#x017F;tiren kan?</note>
            <p>Heut zu tage kan man ebenfalls auf Teut&#x017F;che<lb/>
art te&#x017F;tiren, wiewohl das Ro&#x0364;mi&#x017F;che recht deßfalls<lb/>
mei&#x017F;tens beobachtet wird, ge&#x017F;talt dasjenige, was<lb/>
in der notariats-ordnung von den te&#x017F;tamenten, des<lb/>
kai&#x017F;er Maximilians <hi rendition="#aq">I</hi> enthalten, eine aufwa&#x0364;rmung<lb/>
des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen rechtes i&#x017F;t, iedoch hat der kai&#x017F;er da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t tit. <hi rendition="#aq">I</hi> § 9 § 12 ausdru&#x0364;cklich verordnet, daß alle<lb/>
und iede zeugen vom te&#x017F;tirer &#x017F;elb&#x017F;t gebeten werden<lb/>
&#x017F;ollten, widrigenfalls die te&#x017F;tamente zu rechte be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ta&#x0364;ndig</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0072] LXX haubtſtuck in enunc. iuris XVII ſtuͤck num. 100. Beſage der Luͤbeckiſchen ſtadtrechte muͤſſen die teſtamentarien einheimiſche ſeyn, Stein am a. o. ſ. 203. § 2907 Die teſtamente muſten gerichtlich unter freiem himmel, bei geſundem leibe, auch wohl auf vorhe- rige erlangte freiheit vom landesherrn, auch be- willigung der blutsfreunde, gemachet werden, Steins einleitung am a. o. § 159 ſ. 177 fg. Wer diſem nach uͤber ſeine guͤter gebaren wollte, muſte noch zu wege und ſtege gehen koͤnnen, daher das teſtament ungehabt und ungeſtabt entſtanden iſt, Kopp am a. o. von Weſtphal I ſ. 2062, II ſ. 399, III ſ. 1800, IIII ſ. 856 ſ. 900 ſ. 299 ſ. 3293, Heineccius am a. o. § 13-16, Dreyer am a. o. ſ. 101 fg., freiherr von Senkenberg de teſtamenti publici origine, Oſtfriſiſches landrecht im IIten buche cap. 196, 197, von Wicht ſ. 477 fgg. Jn der Schaumburgiſchen policei-ordnung cap. XIII ſind diſe teſtamente ungehabt und ungeſtabt aufgeho- ben. Tue hinzu das Solmiſche landrecht II tit. 23. § 3, Kopp am a. o. ſ. 157. Habben bedeutet ſo vil, als einen, der ſchwachheit halber nicht ſtehen kan, halten; ungeſtabet aber heiſſet one beihuͤlfe eines ſtecken ſtehen und gehen koͤnnen. § 2908 Heut zu tage kan man ebenfalls auf Teutſche art teſtiren, wiewohl das Roͤmiſche recht deßfalls meiſtens beobachtet wird, geſtalt dasjenige, was in der notariats-ordnung von den teſtamenten, des kaiſer Maximilians I enthalten, eine aufwaͤrmung des Roͤmiſchen rechtes iſt, iedoch hat der kaiſer da- ſelbſt tit. I § 9 § 12 ausdruͤcklich verordnet, daß alle und iede zeugen vom teſtirer ſelbſt gebeten werden ſollten, widrigenfalls die teſtamente zu rechte be- ſtaͤndig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/72
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/72>, abgerufen am 22.11.2024.