Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
verpachten, mihten, vermihten, etc.
§ 4499

5) Wenn der zins zu behöriger zeit nicht bezaletweiter, wenn
dem pachte
nicht nachge-
lehet wird.

wird (§ 4492), imgleichen, wenn die gedinge,
unter welchen die erb-leihe erteilet worden ist, nicht
erfüllet werden; gestalt die nicht-haltung der leihe
deren verlust nach sich zihet. Daher man die for-
mel vilfältig in den pacht- und leih-brifen findet:
und wo ich, der leihmann, landsideler, mit der be-
zalung, oder auch in einigen puncten säumig wür-
de, so soll ich mich solches hofes etc. mit aller seiner
zubehörung, mit aller besserung selbst entsezet ha-
ben etc. oder: wo gedachter hofmann, lehnmann,
landsideler etc. solchem allem, wie vorgemeldet, wirk-
lich nicht nachkommen würde, alsdann soll er sich
solcher leihe selbst entsezet haben etc. und mögen wir
die lehn-herren solche güter zu uns nemen, und da-
mit tun und lassen, wie es uns gefället, Blumbla-
cher
de iure emphyteut. quaest. XX num. 5, Beck
am a. o. § XXXIII s. 44, Kur-Baierisches land-
recht tit. XXI art. XX, welchem besage der Nürn-
bergischen stadt-reformation tit. 23 lex 16 beigefü-
get wird: wenn der erbmann einen andern schuz-
herrn hinter seinem eigen-herrn angenommen hat,
Beck s. 45.

§ 4500

Hiraus veroffenbaret sich, daß man bey ent-wornach dise
streitigkeiten
zu entschei-
den sind?

scheidung der erbleihe-streitigkeiten sich nicht blos
an das Römische recht halten dürfe, sondern nach
den leihe-pacht-brifen, den Teutschen rechten, nicht
minder aus der analogi des Teutschen lehn-rechtes
allenfalls schlüsen müsse (§ 1901, § 1978), Dein-
lin
de praestat. gallin. § 8. Und obgleich verschi-
dene dafür halten, daß alle wider das recht laufen-
den clauseln in den leih-brifen, als eine täuschung
des unverständigen leih-mannes, anzusehen wären,

folglich
T t 3
verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
§ 4499

5) Wenn der zins zu behoͤriger zeit nicht bezaletweiter, wenn
dem pachte
nicht nachge-
lehet wird.

wird (§ 4492), imgleichen, wenn die gedinge,
unter welchen die erb-leihe erteilet worden iſt, nicht
erfuͤllet werden; geſtalt die nicht-haltung der leihe
deren verluſt nach ſich zihet. Daher man die for-
mel vilfaͤltig in den pacht- und leih-brifen findet:
und wo ich, der leihmann, landſideler, mit der be-
zalung, oder auch in einigen puncten ſaͤumig wuͤr-
de, ſo ſoll ich mich ſolches hofes ꝛc. mit aller ſeiner
zubehoͤrung, mit aller beſſerung ſelbſt entſezet ha-
ben ꝛc. oder: wo gedachter hofmann, lehnmann,
landſideler ꝛc. ſolchem allem, wie vorgemeldet, wirk-
lich nicht nachkommen wuͤrde, alsdann ſoll er ſich
ſolcher leihe ſelbſt entſezet haben ꝛc. und moͤgen wir
die lehn-herren ſolche guͤter zu uns nemen, und da-
mit tun und laſſen, wie es uns gefaͤllet, Blumbla-
cher
de iure emphyteut. quaeſt. XX num. 5, Beck
am a. o. § XXXIII ſ. 44, Kur-Baieriſches land-
recht tit. XXI art. XX, welchem beſage der Nuͤrn-
bergiſchen ſtadt-reformation tit. 23 lex 16 beigefuͤ-
get wird: wenn der erbmann einen andern ſchuz-
herrn hinter ſeinem eigen-herrn angenommen hat,
Beck ſ. 45.

§ 4500

Hiraus veroffenbaret ſich, daß man bey ent-wornach diſe
ſtreitigkeiten
zu entſchei-
den ſind?

ſcheidung der erbleihe-ſtreitigkeiten ſich nicht blos
an das Roͤmiſche recht halten duͤrfe, ſondern nach
den leihe-pacht-brifen, den Teutſchen rechten, nicht
minder aus der analogi des Teutſchen lehn-rechtes
allenfalls ſchluͤſen muͤſſe (§ 1901, § 1978), Dein-
lin
de praeſtat. gallin. § 8. Und obgleich verſchi-
dene dafuͤr halten, daß alle wider das recht laufen-
den clauſeln in den leih-brifen, als eine taͤuſchung
des unverſtaͤndigen leih-mannes, anzuſehen waͤren,

folglich
T t 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0709" n="661"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verpachten, mihten, vermihten, &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4499</head><lb/>
            <p>5) Wenn der zins zu beho&#x0364;riger zeit nicht bezalet<note place="right">weiter, wenn<lb/>
dem pachte<lb/>
nicht nachge-<lb/>
lehet wird.</note><lb/>
wird (§ 4492), imgleichen, wenn die gedinge,<lb/>
unter welchen die erb-leihe erteilet worden i&#x017F;t, nicht<lb/>
erfu&#x0364;llet werden; ge&#x017F;talt die nicht-haltung der leihe<lb/>
deren verlu&#x017F;t nach &#x017F;ich zihet. Daher man die for-<lb/>
mel vilfa&#x0364;ltig in den pacht- und leih-brifen findet:<lb/>
und wo ich, der leihmann, land&#x017F;ideler, mit der be-<lb/>
zalung, oder auch in einigen puncten &#x017F;a&#x0364;umig wu&#x0364;r-<lb/>
de, &#x017F;o &#x017F;oll ich mich &#x017F;olches hofes &#xA75B;c. mit aller &#x017F;einer<lb/>
zubeho&#x0364;rung, mit aller be&#x017F;&#x017F;erung &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;ezet ha-<lb/>
ben &#xA75B;c. oder: wo gedachter hofmann, lehnmann,<lb/>
land&#x017F;ideler &#xA75B;c. &#x017F;olchem allem, wie vorgemeldet, wirk-<lb/>
lich nicht nachkommen wu&#x0364;rde, alsdann &#x017F;oll er &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;olcher leihe &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;ezet haben &#xA75B;c. und mo&#x0364;gen wir<lb/>
die lehn-herren &#x017F;olche gu&#x0364;ter zu uns nemen, und da-<lb/>
mit tun und la&#x017F;&#x017F;en, wie es uns gefa&#x0364;llet, <hi rendition="#fr">Blumbla-<lb/>
cher</hi> <hi rendition="#aq">de iure emphyteut. quae&#x017F;t. XX</hi> num. 5, <hi rendition="#fr">Beck</hi><lb/>
am a. o. § <hi rendition="#aq">XXXIII</hi> &#x017F;. 44, Kur-Baieri&#x017F;ches land-<lb/>
recht tit. <hi rendition="#aq">XXI</hi> art. <hi rendition="#aq">XX,</hi> welchem be&#x017F;age der Nu&#x0364;rn-<lb/>
bergi&#x017F;chen &#x017F;tadt-reformation tit. 23 lex 16 beigefu&#x0364;-<lb/>
get wird: wenn der erbmann einen andern &#x017F;chuz-<lb/>
herrn hinter &#x017F;einem eigen-herrn angenommen hat,<lb/><hi rendition="#fr">Beck</hi> &#x017F;. 45.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4500</head><lb/>
            <p>Hiraus veroffenbaret &#x017F;ich, daß man bey ent-<note place="right">wornach di&#x017F;e<lb/>
&#x017F;treitigkeiten<lb/>
zu ent&#x017F;chei-<lb/>
den &#x017F;ind?</note><lb/>
&#x017F;cheidung der erbleihe-&#x017F;treitigkeiten &#x017F;ich nicht blos<lb/>
an das Ro&#x0364;mi&#x017F;che recht halten du&#x0364;rfe, &#x017F;ondern nach<lb/>
den leihe-pacht-brifen, den Teut&#x017F;chen rechten, nicht<lb/>
minder aus der analogi des Teut&#x017F;chen lehn-rechtes<lb/>
allenfalls &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e (§ 1901, § 1978), <hi rendition="#fr">Dein-<lb/>
lin</hi> <hi rendition="#aq">de prae&#x017F;tat. gallin.</hi> § 8. Und obgleich ver&#x017F;chi-<lb/>
dene dafu&#x0364;r halten, daß alle wider das recht laufen-<lb/>
den clau&#x017F;eln in den leih-brifen, als eine ta&#x0364;u&#x017F;chung<lb/>
des unver&#x017F;ta&#x0364;ndigen leih-mannes, anzu&#x017F;ehen wa&#x0364;ren,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T t 3</fw><fw place="bottom" type="catch">folglich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[661/0709] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. § 4499 5) Wenn der zins zu behoͤriger zeit nicht bezalet wird (§ 4492), imgleichen, wenn die gedinge, unter welchen die erb-leihe erteilet worden iſt, nicht erfuͤllet werden; geſtalt die nicht-haltung der leihe deren verluſt nach ſich zihet. Daher man die for- mel vilfaͤltig in den pacht- und leih-brifen findet: und wo ich, der leihmann, landſideler, mit der be- zalung, oder auch in einigen puncten ſaͤumig wuͤr- de, ſo ſoll ich mich ſolches hofes ꝛc. mit aller ſeiner zubehoͤrung, mit aller beſſerung ſelbſt entſezet ha- ben ꝛc. oder: wo gedachter hofmann, lehnmann, landſideler ꝛc. ſolchem allem, wie vorgemeldet, wirk- lich nicht nachkommen wuͤrde, alsdann ſoll er ſich ſolcher leihe ſelbſt entſezet haben ꝛc. und moͤgen wir die lehn-herren ſolche guͤter zu uns nemen, und da- mit tun und laſſen, wie es uns gefaͤllet, Blumbla- cher de iure emphyteut. quaeſt. XX num. 5, Beck am a. o. § XXXIII ſ. 44, Kur-Baieriſches land- recht tit. XXI art. XX, welchem beſage der Nuͤrn- bergiſchen ſtadt-reformation tit. 23 lex 16 beigefuͤ- get wird: wenn der erbmann einen andern ſchuz- herrn hinter ſeinem eigen-herrn angenommen hat, Beck ſ. 45. weiter, wenn dem pachte nicht nachge- lehet wird. § 4500 Hiraus veroffenbaret ſich, daß man bey ent- ſcheidung der erbleihe-ſtreitigkeiten ſich nicht blos an das Roͤmiſche recht halten duͤrfe, ſondern nach den leihe-pacht-brifen, den Teutſchen rechten, nicht minder aus der analogi des Teutſchen lehn-rechtes allenfalls ſchluͤſen muͤſſe (§ 1901, § 1978), Dein- lin de praeſtat. gallin. § 8. Und obgleich verſchi- dene dafuͤr halten, daß alle wider das recht laufen- den clauſeln in den leih-brifen, als eine taͤuſchung des unverſtaͤndigen leih-mannes, anzuſehen waͤren, folglich wornach diſe ſtreitigkeiten zu entſchei- den ſind? T t 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/709
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/709>, abgerufen am 22.11.2024.