Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
verpachten, mihten, vermihten etc.
Von den pachtungen seit langen jaren.
§ 4480

Von Sr. kurfürstlichen Gnaden zu Trierob die pach-
tung auf lan-
ge ein erb-
recht

hat die stadt Limburg, an der Läne, den zoll von
300 und merern jaren gegen einerlei järliches pacht-
gelt gehoben. Der leztverstorbene herr kur-fürst
glaubeten berechtiget zu seyn, dise verpachtung auf-
zuheben. Allein die stadt schüzete aus der länge
der zeit ein erbpacht-recht vor. Die sache gedi-
he zu einem rechts-streite, und wendete die stadt
ein, daß sie ausserm stande gesezet würde, die öf-
fentlichen gebäude forthin zu unterhalten. Allein
die juristen-facultät zu Jena sprach der stadt das
vemeintliche erb-recht ab.

§ 4481

Die probstei zu St. Peter bei Fulda hattegibet?
den zehnten zu Wisselsheim, in der Wetterau feit
gar langen jaren an die R. zu H. auf D. verpach-
tet. Als nun diser zehnte an die S. zu S. ver-
tauschet war, und dise den zehnten zihen wollten,
schüzeten jene die ausrede einer erb-leihe vor. Von
Wien aus war im vorigen jarhundert eine com-
mission erkannt. Die entscheidung ist unterdessen
noch nicht erfolget.

Von den erb-leihen.
§ 4482

Die Teutsche erb-leihe ist von der Römischendie erb-leihe
ist von der
Römischen
emphyteusi
unterschiden.

emphyteusi noch heutiges tages unterschiden (§ 1900
§ 1902 § 1931), immasen 1) alle erb-leihen or-
dentlicher weise eine handveste, d. i., einen leih-
brif erfodern, Dreyer am a. o. s. 127; daher man
die bücher, worein dergleichen erb-verschreibungen
eingetragen worden sind, handfesten-bücher ge-

nennet
verpachten, mihten, vermihten ꝛc.
Von den pachtungen ſeit langen jaren.
§ 4480

Von Sr. kurfuͤrſtlichen Gnaden zu Trierob die pach-
tung auf lan-
ge ein erb-
recht

hat die ſtadt Limburg, an der Laͤne, den zoll von
300 und merern jaren gegen einerlei jaͤrliches pacht-
gelt gehoben. Der leztverſtorbene herr kur-fuͤrſt
glaubeten berechtiget zu ſeyn, diſe verpachtung auf-
zuheben. Allein die ſtadt ſchuͤzete aus der laͤnge
der zeit ein erbpacht-recht vor. Die ſache gedi-
he zu einem rechts-ſtreite, und wendete die ſtadt
ein, daß ſie auſſerm ſtande geſezet wuͤrde, die oͤf-
fentlichen gebaͤude forthin zu unterhalten. Allein
die juriſten-facultaͤt zu Jena ſprach der ſtadt das
vemeintliche erb-recht ab.

§ 4481

Die probſtei zu St. Peter bei Fulda hattegibet?
den zehnten zu Wiſſelsheim, in der Wetterau feit
gar langen jaren an die R. zu H. auf D. verpach-
tet. Als nun diſer zehnte an die S. zu S. ver-
tauſchet war, und diſe den zehnten zihen wollten,
ſchuͤzeten jene die ausrede einer erb-leihe vor. Von
Wien aus war im vorigen jarhundert eine com-
miſſion erkannt. Die entſcheidung iſt unterdeſſen
noch nicht erfolget.

Von den erb-leihen.
§ 4482

Die Teutſche erb-leihe iſt von der Roͤmiſchendie erb-leihe
iſt von der
Roͤmiſchen
emphyteuſi
unterſchiden.

emphyteuſi noch heutiges tages unterſchiden (§ 1900
§ 1902 § 1931), immaſen 1) alle erb-leihen or-
dentlicher weiſe eine handveſte, d. i., einen leih-
brif erfodern, Dreyer am a. o. ſ. 127; daher man
die buͤcher, worein dergleichen erb-verſchreibungen
eingetragen worden ſind, handfeſten-buͤcher ge-

nennet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0701" n="653"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verpachten, mihten, vermihten &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von den pachtungen &#x017F;eit langen jaren.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4480</head><lb/>
            <p>Von Sr. kurfu&#x0364;r&#x017F;tlichen Gnaden zu Trier<note place="right">ob die pach-<lb/>
tung auf lan-<lb/>
ge ein erb-<lb/>
recht</note><lb/>
hat die &#x017F;tadt Limburg, an der La&#x0364;ne, den zoll von<lb/>
300 und merern jaren gegen einerlei ja&#x0364;rliches pacht-<lb/>
gelt gehoben. Der leztver&#x017F;torbene herr kur-fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
glaubeten berechtiget zu &#x017F;eyn, di&#x017F;e verpachtung auf-<lb/>
zuheben. Allein die &#x017F;tadt &#x017F;chu&#x0364;zete aus der la&#x0364;nge<lb/>
der zeit ein erbpacht-recht vor. Die &#x017F;ache gedi-<lb/>
he zu einem rechts-&#x017F;treite, und wendete die &#x017F;tadt<lb/>
ein, daß &#x017F;ie au&#x017F;&#x017F;erm &#x017F;tande ge&#x017F;ezet wu&#x0364;rde, die o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen geba&#x0364;ude forthin zu unterhalten. Allein<lb/>
die juri&#x017F;ten-faculta&#x0364;t zu Jena &#x017F;prach der &#x017F;tadt das<lb/>
vemeintliche erb-recht ab.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4481</head><lb/>
            <p>Die prob&#x017F;tei zu St. Peter bei Fulda hatte<note place="right">gibet?</note><lb/>
den zehnten zu Wi&#x017F;&#x017F;elsheim, in der Wetterau feit<lb/>
gar langen jaren an die R. zu H. auf D. verpach-<lb/>
tet. Als nun di&#x017F;er zehnte an die S. zu S. ver-<lb/>
tau&#x017F;chet war, und di&#x017F;e den zehnten zihen wollten,<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;zeten jene die ausrede einer erb-leihe vor. Von<lb/>
Wien aus war im vorigen jarhundert eine com-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;ion erkannt. Die ent&#x017F;cheidung i&#x017F;t unterde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
noch nicht erfolget.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von den erb-leihen.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4482</head><lb/>
            <p>Die Teut&#x017F;che erb-leihe i&#x017F;t von der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<note place="right">die erb-leihe<lb/>
i&#x017F;t von der<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
emphyteu&#x017F;i<lb/>
unter&#x017F;chiden.</note><lb/>
emphyteu&#x017F;i noch heutiges tages unter&#x017F;chiden (§ 1900<lb/>
§ 1902 § 1931), imma&#x017F;en 1) alle erb-leihen or-<lb/>
dentlicher wei&#x017F;e eine handve&#x017F;te, d. i., einen leih-<lb/>
brif erfodern, <hi rendition="#fr">Dreyer</hi> am a. o. &#x017F;. 127; daher man<lb/>
die bu&#x0364;cher, worein dergleichen erb-ver&#x017F;chreibungen<lb/>
eingetragen worden &#x017F;ind, <hi rendition="#fr">handfe&#x017F;ten-bu&#x0364;cher</hi> ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nennet</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[653/0701] verpachten, mihten, vermihten ꝛc. Von den pachtungen ſeit langen jaren. § 4480 Von Sr. kurfuͤrſtlichen Gnaden zu Trier hat die ſtadt Limburg, an der Laͤne, den zoll von 300 und merern jaren gegen einerlei jaͤrliches pacht- gelt gehoben. Der leztverſtorbene herr kur-fuͤrſt glaubeten berechtiget zu ſeyn, diſe verpachtung auf- zuheben. Allein die ſtadt ſchuͤzete aus der laͤnge der zeit ein erbpacht-recht vor. Die ſache gedi- he zu einem rechts-ſtreite, und wendete die ſtadt ein, daß ſie auſſerm ſtande geſezet wuͤrde, die oͤf- fentlichen gebaͤude forthin zu unterhalten. Allein die juriſten-facultaͤt zu Jena ſprach der ſtadt das vemeintliche erb-recht ab. ob die pach- tung auf lan- ge ein erb- recht § 4481 Die probſtei zu St. Peter bei Fulda hatte den zehnten zu Wiſſelsheim, in der Wetterau feit gar langen jaren an die R. zu H. auf D. verpach- tet. Als nun diſer zehnte an die S. zu S. ver- tauſchet war, und diſe den zehnten zihen wollten, ſchuͤzeten jene die ausrede einer erb-leihe vor. Von Wien aus war im vorigen jarhundert eine com- miſſion erkannt. Die entſcheidung iſt unterdeſſen noch nicht erfolget. gibet? Von den erb-leihen. § 4482 Die Teutſche erb-leihe iſt von der Roͤmiſchen emphyteuſi noch heutiges tages unterſchiden (§ 1900 § 1902 § 1931), immaſen 1) alle erb-leihen or- dentlicher weiſe eine handveſte, d. i., einen leih- brif erfodern, Dreyer am a. o. ſ. 127; daher man die buͤcher, worein dergleichen erb-verſchreibungen eingetragen worden ſind, handfeſten-buͤcher ge- nennet die erb-leihe iſt von der Roͤmiſchen emphyteuſi unterſchiden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/701
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/701>, abgerufen am 22.11.2024.