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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXIIII haubtstück vom pachten,
das eigentum an den grundstücken, oder dem gute
zustehe; gestalt der freie Teutsche und die adeli-
chen mit den öffentlichen abgaben nichts zu tun ha-
ben wollten; derowegen musten ire pacht-leute,
landsideler, beständer, hofleute etc. dafür haften
und solche abtragen.

§ 4409
die Pomme-
rische beschaf-
fenheit der
bauer-äcker.

Die Teutschen verpachteten iren leibeigenen
die güter mit vorbehalt des eigentumes, (§ 1911),
welches unter andern auch durch die Pommerische
bauer-äcker, und die auf die alte verfassung sich
gründende Pommerische bauer-ordnung tit. XI
§ 12 besonders erläutert wird, anerwogen besagte
äcker nur den bauern von der herrschaft in bestand
gegeben, iedoch nicht eigentümlich, sondern die hu-
fen, äcker, wisen und andre unbeweglichen grund-
stücke bliben allein der herrschaft, der oberkeit iedes
ortes eigentümlich, welche dise allezeit wieder zu
sich nemen, oder den bauer auf einen andern hof
versezen konnten. Der bauer durfte solchen pacht
ebenfalls aufsagen. Jnzwischen muste selbiger dem
herrn-pacht, welcher auch hof-pacht, zins etc. ge-
nennet wurde, lifern, nicht minder dinste leisten.
Das aber dises sich noch heut zu tage in Pommern
also befinde, davon sind wir noch in disem 1757ten
jare aus den eingegangenen acten von Wolgast
überzeuget worden.

§ 4410

Es hatte nämlich der herzog Bugislaus in
Pommern der stadt Wolgast im jare 1301 einen
hof, welchen vorhin ein adelicher, Johann von Hey-
debrecke, besessen hatte, imgleichen im jare 1305 ei-
nen andern, welchen der Conrad von Nigenkerk
aufgelassen und aufgegeben hatte, nebst andern
grundstücken, samt seinen landes-folgern besagter

stadt

LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
das eigentum an den grundſtuͤcken, oder dem gute
zuſtehe; geſtalt der freie Teutſche und die adeli-
chen mit den oͤffentlichen abgaben nichts zu tun ha-
ben wollten; derowegen muſten ire pacht-leute,
landſideler, beſtaͤnder, hofleute ꝛc. dafuͤr haften
und ſolche abtragen.

§ 4409
die Pomme-
riſche beſchaf-
fenheit der
bauer-aͤcker.

Die Teutſchen verpachteten iren leibeigenen
die guͤter mit vorbehalt des eigentumes, (§ 1911),
welches unter andern auch durch die Pommeriſche
bauer-aͤcker, und die auf die alte verfaſſung ſich
gruͤndende Pommeriſche bauer-ordnung tit. XI
§ 12 beſonders erlaͤutert wird, anerwogen beſagte
aͤcker nur den bauern von der herrſchaft in beſtand
gegeben, iedoch nicht eigentuͤmlich, ſondern die hu-
fen, aͤcker, wiſen und andre unbeweglichen grund-
ſtuͤcke bliben allein der herrſchaft, der oberkeit iedes
ortes eigentuͤmlich, welche diſe allezeit wieder zu
ſich nemen, oder den bauer auf einen andern hof
verſezen konnten. Der bauer durfte ſolchen pacht
ebenfalls aufſagen. Jnzwiſchen muſte ſelbiger dem
herrn-pacht, welcher auch hof-pacht, zins ꝛc. ge-
nennet wurde, lifern, nicht minder dinſte leiſten.
Das aber diſes ſich noch heut zu tage in Pommern
alſo befinde, davon ſind wir noch in diſem 1757ten
jare aus den eingegangenen acten von Wolgaſt
uͤberzeuget worden.

§ 4410

Es hatte naͤmlich der herzog Bugislaus in
Pommern der ſtadt Wolgaſt im jare 1301 einen
hof, welchen vorhin ein adelicher, Johann von Hey-
debrecke, beſeſſen hatte, imgleichen im jare 1305 ei-
nen andern, welchen der Conrad von Nigenkerk
aufgelaſſen und aufgegeben hatte, nebſt andern
grundſtuͤcken, ſamt ſeinen landes-folgern beſagter

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[630/0678] LXIIII haubtſtuͤck vom pachten, das eigentum an den grundſtuͤcken, oder dem gute zuſtehe; geſtalt der freie Teutſche und die adeli- chen mit den oͤffentlichen abgaben nichts zu tun ha- ben wollten; derowegen muſten ire pacht-leute, landſideler, beſtaͤnder, hofleute ꝛc. dafuͤr haften und ſolche abtragen. § 4409 Die Teutſchen verpachteten iren leibeigenen die guͤter mit vorbehalt des eigentumes, (§ 1911), welches unter andern auch durch die Pommeriſche bauer-aͤcker, und die auf die alte verfaſſung ſich gruͤndende Pommeriſche bauer-ordnung tit. XI § 12 beſonders erlaͤutert wird, anerwogen beſagte aͤcker nur den bauern von der herrſchaft in beſtand gegeben, iedoch nicht eigentuͤmlich, ſondern die hu- fen, aͤcker, wiſen und andre unbeweglichen grund- ſtuͤcke bliben allein der herrſchaft, der oberkeit iedes ortes eigentuͤmlich, welche diſe allezeit wieder zu ſich nemen, oder den bauer auf einen andern hof verſezen konnten. Der bauer durfte ſolchen pacht ebenfalls aufſagen. Jnzwiſchen muſte ſelbiger dem herrn-pacht, welcher auch hof-pacht, zins ꝛc. ge- nennet wurde, lifern, nicht minder dinſte leiſten. Das aber diſes ſich noch heut zu tage in Pommern alſo befinde, davon ſind wir noch in diſem 1757ten jare aus den eingegangenen acten von Wolgaſt uͤberzeuget worden. § 4410 Es hatte naͤmlich der herzog Bugislaus in Pommern der ſtadt Wolgaſt im jare 1301 einen hof, welchen vorhin ein adelicher, Johann von Hey- debrecke, beſeſſen hatte, imgleichen im jare 1305 ei- nen andern, welchen der Conrad von Nigenkerk aufgelaſſen und aufgegeben hatte, nebſt andern grundſtuͤcken, ſamt ſeinen landes-folgern beſagter ſtadt

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/678>, abgerufen am 16.07.2024.