leibeigene, und wenn gleich vile losgelassen wur- den; so veränderte dennoch dises ihr pacht-wesen nicht. Sie waren güter-verwalter des hohen und nidern adels. Derohalben nennete ihn der Ni- der-Sachse seinen maier (villicum), das ist güter- vorsteher. Der Ober-Heß sprach: der sizet auf meinem lande! er ist mein landsidel oder landsizer. Jn Thüringen hiße das gut, nebst der wonung, der sidelhof, RudolphiGotha diplomatica II s. 332, Sagittarius in der histori der grafschaft was sidelhof bedeutet?Gleichen s. 359. Jn Baiern wird ein adeliches gut, nebst wonungen und dem zugehöre ein sidel- hof, sedel genennet. Er wird aber von einem schlosse, size und hofmarch unterschiden, von Chlingensbergde hofmarchiali iure s. 67, wie dann die Fasold mit einem freien sidelhofe zu Döll- stätt belehnet werden, Rudolphi s. 332, und mit einem hofe zu Tottelstätt; die von Wangenheim mit einem sidelhofe zu Gräfen-Tonna; die Schul- tese mit einem sidelhofe zu Wegmar; die von See- bach mit dem hofe und der länderei zu Walschle- ben; die von Griesheim mit dem sidelhofe zu Stedten s. 232; zu Homberg in Hessen saget man, das gut hat er zu walt-recht (§ 1971), das ist, er ist mein verwalter. Das gemeine wort war: er ist mein hofmann, oder der mann in meinem hofe (§ 1906). Vom heutigen verpachten der land- güter wusten die alten Teutschen nichts, Böhmer am a. o. cap. I § II s. 466.
§ 4402
die erb-leihen waren ehe- dem nicht be- kannt.
Nimand gedachte an eine erb-leihe, sondern wenn sich der bauer, oder verwalter wohl auffüre- te, so behielt ihn der herr; war der sohn von fleis- sigen ältern da; so hise es: der ist von einer guten art gefallen! den muß man behalten! aber one
geschenke
LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
leibeigene, und wenn gleich vile losgelaſſen wur- den; ſo veraͤnderte dennoch diſes ihr pacht-weſen nicht. Sie waren guͤter-verwalter des hohen und nidern adels. Derohalben nennete ihn der Ni- der-Sachſe ſeinen maier (villicum), das iſt guͤter- vorſteher. Der Ober-Heß ſprach: der ſizet auf meinem lande! er iſt mein landſidel oder landſizer. Jn Thuͤringen hiße das gut, nebſt der wonung, der ſidelhof, RudolphiGotha diplomatica II ſ. 332, Sagittarius in der hiſtori der grafſchaft was ſidelhof bedeutet?Gleichen ſ. 359. Jn Baiern wird ein adeliches gut, nebſt wonungen und dem zugehoͤre ein ſidel- hof, ſedel genennet. Er wird aber von einem ſchloſſe, ſize und hofmarch unterſchiden, von Chlingensbergde hofmarchiali iure ſ. 67, wie dann die Faſold mit einem freien ſidelhofe zu Doͤll- ſtaͤtt belehnet werden, Rudolphi ſ. 332, und mit einem hofe zu Tottelſtaͤtt; die von Wangenheim mit einem ſidelhofe zu Graͤfen-Tonna; die Schul- teſe mit einem ſidelhofe zu Wegmar; die von See- bach mit dem hofe und der laͤnderei zu Walſchle- ben; die von Griesheim mit dem ſidelhofe zu Stedten ſ. 232; zu Homberg in Heſſen ſaget man, das gut hat er zu walt-recht (§ 1971), das iſt, er iſt mein verwalter. Das gemeine wort war: er iſt mein hofmann, oder der mann in meinem hofe (§ 1906). Vom heutigen verpachten der land- guͤter wuſten die alten Teutſchen nichts, Boͤhmer am a. o. cap. I § II ſ. 466.
§ 4402
die erb-leihen waren ehe- dem nicht be- kannt.
Nimand gedachte an eine erb-leihe, ſondern wenn ſich der bauer, oder verwalter wohl auffuͤre- te, ſo behielt ihn der herr; war der ſohn von fleiſ- ſigen aͤltern da; ſo hiſe es: der iſt von einer guten art gefallen! den muß man behalten! aber one
geſchenke
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nicht. Sie waren guͤter-verwalter des hohen und
nidern adels. Derohalben nennete ihn der Ni-
der-Sachſe ſeinen maier (villicum), das iſt guͤter-
vorſteher. Der Ober-Heß ſprach: der ſizet auf
meinem lande! er iſt mein landſidel oder landſizer.
Jn Thuͤringen hiße das gut, nebſt der wonung,
der ſidelhof, Rudolphi Gotha diplomatica II
ſ. 332, Sagittarius in der hiſtori der grafſchaft
Gleichen ſ. 359. Jn Baiern wird ein adeliches
gut, nebſt wonungen und dem zugehoͤre ein ſidel-
hof, ſedel genennet. Er wird aber von einem
ſchloſſe, ſize und hofmarch unterſchiden, von
Chlingensberg de hofmarchiali iure ſ. 67, wie
dann die Faſold mit einem freien ſidelhofe zu Doͤll-
ſtaͤtt belehnet werden, Rudolphi ſ. 332, und mit
einem hofe zu Tottelſtaͤtt; die von Wangenheim
mit einem ſidelhofe zu Graͤfen-Tonna; die Schul-
teſe mit einem ſidelhofe zu Wegmar; die von See-
bach mit dem hofe und der laͤnderei zu Walſchle-
ben; die von Griesheim mit dem ſidelhofe zu
Stedten ſ. 232; zu Homberg in Heſſen ſaget man,
das gut hat er zu walt-recht (§ 1971), das iſt, er
iſt mein verwalter. Das gemeine wort war: er
iſt mein hofmann, oder der mann in meinem hofe
(§ 1906). Vom heutigen verpachten der land-
guͤter wuſten die alten Teutſchen nichts, Boͤhmer
am a. o. cap. I § II ſ. 466.
was ſidelhof
bedeutet?
§ 4402
Nimand gedachte an eine erb-leihe, ſondern
wenn ſich der bauer, oder verwalter wohl auffuͤre-
te, ſo behielt ihn der herr; war der ſohn von fleiſ-
ſigen aͤltern da; ſo hiſe es: der iſt von einer guten
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/674>, abgerufen am 22.11.2024.
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