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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXVI haubtstück
hilte der Teutsche für erlaubet; also hatte die
einrede der gewalt keine statt. Disemnach gibet
die verjärung einem andern die herrschaft (das
eigentum) der sachen; hingegen wirket die ver-
järung einer klage, daß selbige als todt keine
krast habe.

§ 2873
die Wirkung
der verjä-
rung.

Jm ersten falle ist also eine verjärung die er-
langung einer dem dritten zuständig gewesenen
sache, vermöge eines in rechtsbewärter zeit ruhig
und fridlich ausgeübten besizes. Jm andern falle
gehet eine sache, oder recht durch versäumnis,
fahrlässigkeit und stillschweigen verloren. Disem-
nach die verjärung mit der zalung verglichen
wird, Hert de praescriptione iurium per temporum
interualla renasc. sect.
1 § 3.

§ 2874
welche sachen
verjäret
werden kön-
nen?

Unter den sachen werden sowohl körperliche, als
auch unkörperliche verstanden, folglich können nicht
allein bewegliche, und unbewegliche, sondern auch
rechte und gerechtigkeiten durch die verjärung bald
erlanget bald verloren werden.

§ 2875
der endzweck
der verjä-
rung.

Das wohl eines states erheischet die verjärung.
Die tribfedern sind die abkürzungen der streit-
händel, und die strafe der nachlässigkeit, Estors
entwickelung der verworrenen lehre von der Rö-
mischen usucapion I abschnitt II § 157 s. 75 fg.

§ 2876
was für eine
zeit hirzu er-
fodert wor-
den ist?

Bei den Franken und Teutschen wurden die
sachen binnen 30 jaren verjäret. Man erfoderte
darzu keinen guten glauben, vilweniger einen titel,
sondern es war genug, wenn die rechts bewärte
zeit verstrichen war. Die Longobarden hingegen

richte-

LXVI haubtſtuͤck
hilte der Teutſche fuͤr erlaubet; alſo hatte die
einrede der gewalt keine ſtatt. Diſemnach gibet
die verjaͤrung einem andern die herrſchaft (das
eigentum) der ſachen; hingegen wirket die ver-
jaͤrung einer klage, daß ſelbige als todt keine
kraſt habe.

§ 2873
die Wirkung
der verjaͤ-
rung.

Jm erſten falle iſt alſo eine verjaͤrung die er-
langung einer dem dritten zuſtaͤndig geweſenen
ſache, vermoͤge eines in rechtsbewaͤrter zeit ruhig
und fridlich ausgeuͤbten beſizes. Jm andern falle
gehet eine ſache, oder recht durch verſaͤumnis,
fahrlaͤſſigkeit und ſtillſchweigen verloren. Diſem-
nach die verjaͤrung mit der zalung verglichen
wird, Hert de praeſcriptione iurium per temporum
interualla renaſc. ſect.
1 § 3.

§ 2874
welche ſachen
verjaͤret
werden koͤn-
nen?

Unter den ſachen werden ſowohl koͤrperliche, als
auch unkoͤrperliche verſtanden, folglich koͤnnen nicht
allein bewegliche, und unbewegliche, ſondern auch
rechte und gerechtigkeiten durch die verjaͤrung bald
erlanget bald verloren werden.

§ 2875
der endzweck
der verjaͤ-
rung.

Das wohl eines ſtates erheiſchet die verjaͤrung.
Die tribfedern ſind die abkuͤrzungen der ſtreit-
haͤndel, und die ſtrafe der nachlaͤſſigkeit, Eſtors
entwickelung der verworrenen lehre von der Roͤ-
miſchen uſucapion I abſchnitt II § 157 ſ. 75 fg.

§ 2876
was fuͤr eine
zeit hirzu er-
fodert wor-
den iſt?

Bei den Franken und Teutſchen wurden die
ſachen binnen 30 jaren verjaͤret. Man erfoderte
darzu keinen guten glauben, vilweniger einen titel,
ſondern es war genug, wenn die rechts bewaͤrte
zeit verſtrichen war. Die Longobarden hingegen

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[4/0056] LXVI haubtſtuͤck hilte der Teutſche fuͤr erlaubet; alſo hatte die einrede der gewalt keine ſtatt. Diſemnach gibet die verjaͤrung einem andern die herrſchaft (das eigentum) der ſachen; hingegen wirket die ver- jaͤrung einer klage, daß ſelbige als todt keine kraſt habe. § 2873 Jm erſten falle iſt alſo eine verjaͤrung die er- langung einer dem dritten zuſtaͤndig geweſenen ſache, vermoͤge eines in rechtsbewaͤrter zeit ruhig und fridlich ausgeuͤbten beſizes. Jm andern falle gehet eine ſache, oder recht durch verſaͤumnis, fahrlaͤſſigkeit und ſtillſchweigen verloren. Diſem- nach die verjaͤrung mit der zalung verglichen wird, Hert de praeſcriptione iurium per temporum interualla renaſc. ſect. 1 § 3. § 2874 Unter den ſachen werden ſowohl koͤrperliche, als auch unkoͤrperliche verſtanden, folglich koͤnnen nicht allein bewegliche, und unbewegliche, ſondern auch rechte und gerechtigkeiten durch die verjaͤrung bald erlanget bald verloren werden. § 2875 Das wohl eines ſtates erheiſchet die verjaͤrung. Die tribfedern ſind die abkuͤrzungen der ſtreit- haͤndel, und die ſtrafe der nachlaͤſſigkeit, Eſtors entwickelung der verworrenen lehre von der Roͤ- miſchen uſucapion I abſchnitt II § 157 ſ. 75 fg. § 2876 Bei den Franken und Teutſchen wurden die ſachen binnen 30 jaren verjaͤret. Man erfoderte darzu keinen guten glauben, vilweniger einen titel, ſondern es war genug, wenn die rechts bewaͤrte zeit verſtrichen war. Die Longobarden hingegen richte-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/56>, abgerufen am 24.11.2024.