Das pfand heisset bei den Teutschen vilfältig eine sache, welche dem gläubiger eigentümlich und so lange zugeschlagen wird, biß auf wiederlösung. Daher es in solchem falle gleichsam als ein wieder- kauf angesehen und der gläubiger für den nuzba- ren eigentümer geachtet wurde, Osnabrückischer friden, art. V § 27, Hertde subiect. territ. im anhange, weshalber die worte, verkaufen: auf ei- nen wiederkauf und verpfänden öfters zusammen in den urkunden gefunden werden, OrthII tit. 18 § 9 s. 432.
§ 3993
wie die Reichs- pfandschaft Gelnhausen errichtet
Bei der Reichs-pfandschaft Gelnhausen wur- de die stadt und burg mit allen herrlichkeiten und ieden rechten, die ein Römischer kaiser, auch das heilige Reich allda gehabt, oder auch haben sollte, mit bewilligung der kurfürsten von dem kaiser Carln IIII im jare 1349 an den grafen Güntern von Schwarzburg und an die grafen von Hohen- stein, nebst andern städten und gefällen sowohl ein- geräumet, als auch derselben dabei noch besonders verstattet: auf dise burg auf 1000 fl. zu verbauen, solches gelt auf die pfandschaft zu schlagen, nicht minder dasjenige, was zu der burg hibevor gehöret hatte, einzulösen und ebenfalls auf die pfandschaft zu schlagen.
§ 3994
und was da- bei bedungen
Die burgmannen wurden dabei ausdrücklich dahin angewisen: den pfand-herrn zu einem rechten pfande zu hulden zu geloben und zu schwören, auch zuversicht zu ihnen zu haben und sie zu warten,
gleicher-
L haubtſt. von den pfandſchaften,
Von der pfand-herrſchaft.
§ 3992
was ein pfand bei den Teut- ſchen bedeu- tet?
Das pfand heiſſet bei den Teutſchen vilfaͤltig eine ſache, welche dem glaͤubiger eigentuͤmlich und ſo lange zugeſchlagen wird, biß auf wiederloͤſung. Daher es in ſolchem falle gleichſam als ein wieder- kauf angeſehen und der glaͤubiger fuͤr den nuzba- ren eigentuͤmer geachtet wurde, Osnabruͤckiſcher friden, art. V § 27, Hertde ſubiect. territ. im anhange, weshalber die worte, verkaufen: auf ei- nen wiederkauf und verpfaͤnden oͤfters zuſammen in den urkunden gefunden werden, OrthII tit. 18 § 9 ſ. 432.
§ 3993
wie die Reichs- pfandſchaft Gelnhauſen errichtet
Bei der Reichs-pfandſchaft Gelnhauſen wur- de die ſtadt und burg mit allen herrlichkeiten und ieden rechten, die ein Roͤmiſcher kaiſer, auch das heilige Reich allda gehabt, oder auch haben ſollte, mit bewilligung der kurfuͤrſten von dem kaiſer Carln IIII im jare 1349 an den grafen Guͤntern von Schwarzburg und an die grafen von Hohen- ſtein, nebſt andern ſtaͤdten und gefaͤllen ſowohl ein- geraͤumet, als auch derſelben dabei noch beſonders verſtattet: auf diſe burg auf 1000 fl. zu verbauen, ſolches gelt auf die pfandſchaft zu ſchlagen, nicht minder dasjenige, was zu der burg hibevor gehoͤret hatte, einzuloͤſen und ebenfalls auf die pfandſchaft zu ſchlagen.
§ 3994
und was da- bei bedungen
Die burgmannen wurden dabei ausdruͤcklich dahin angewiſen: den pfand-herrn zu einem rechten pfande zu hulden zu geloben und zu ſchwoͤren, auch zuverſicht zu ihnen zu haben und ſie zu warten,
gleicher-
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L haubtſt. von den pfandſchaften,
Von der pfand-herrſchaft.
§ 3992
Das pfand heiſſet bei den Teutſchen vilfaͤltig
eine ſache, welche dem glaͤubiger eigentuͤmlich und
ſo lange zugeſchlagen wird, biß auf wiederloͤſung.
Daher es in ſolchem falle gleichſam als ein wieder-
kauf angeſehen und der glaͤubiger fuͤr den nuzba-
ren eigentuͤmer geachtet wurde, Osnabruͤckiſcher
friden, art. V § 27, Hert de ſubiect. territ. im
anhange, weshalber die worte, verkaufen: auf ei-
nen wiederkauf und verpfaͤnden oͤfters zuſammen
in den urkunden gefunden werden, Orth II tit. 18
§ 9 ſ. 432.
§ 3993
Bei der Reichs-pfandſchaft Gelnhauſen wur-
de die ſtadt und burg mit allen herrlichkeiten und
ieden rechten, die ein Roͤmiſcher kaiſer, auch das
heilige Reich allda gehabt, oder auch haben ſollte,
mit bewilligung der kurfuͤrſten von dem kaiſer
Carln IIII im jare 1349 an den grafen Guͤntern
von Schwarzburg und an die grafen von Hohen-
ſtein, nebſt andern ſtaͤdten und gefaͤllen ſowohl ein-
geraͤumet, als auch derſelben dabei noch beſonders
verſtattet: auf diſe burg auf 1000 fl. zu verbauen,
ſolches gelt auf die pfandſchaft zu ſchlagen, nicht
minder dasjenige, was zu der burg hibevor gehoͤret
hatte, einzuloͤſen und ebenfalls auf die pfandſchaft
zu ſchlagen.
§ 3994
Die burgmannen wurden dabei ausdruͤcklich
dahin angewiſen: den pfand-herrn zu einem rechten
pfande zu hulden zu geloben und zu ſchwoͤren, auch
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/526>, abgerufen am 22.11.2024.
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