als ob dieses die ehre des sones schwächete, ist von keinem belange. Sonst müsten die prinzen und grafen schlechter, als die bürgerlichen kinder ge- achtet werden. Dennoch wissen jene von nichts anders, als daß die bezalungen der gelter von ihnen nicht geschehen, gleichwol sie dadurch nichts leiden. Jedoch erfäret man bei den universitäten, daß wenn studenten mehr vertan, als sie gesollt haben, ei- nige oberkeiten dafür halten, die gerechten gläubi- ger könnten das nachsehen haben. Es will unter die wohllebenheit gezälet werden, daß einer schulden mache, und für kleinstädtisch geachtet werden, wo- fern fürschreiben und fürbitten wegen bezalung der schulden ergehen. Die nicht erfolgende hülfe rech- tens zeuget von den gesinnungen wegen bezalung der schulden.
§ 3686
wie es mit der studenten wein-schul- den zu halten ist?
Ausserdem veroffenbaret sich ein neuer streit. Der student ist aus einem wein-lande gebürtig. Zur notdurft wird zur mittags- und abend-mal- zeit ein schoppen geborget. So bald der erborgte wein über 5 rtl. läuft; ist die einrede der fürstli- chen verordnung dem weinschenken an statt der be- zalung zu dinsten. Allein dahin gehet keine ver- ordnung; sondern der weintränker bezale seine lei- bes-notdurft. Dergleichen bewandnis hat es mit denen, welche an den coffe gewönet sind. Der coffe-schenk reichet einem täglich einen schoppen, oder ein nösel des morgens, und so viles des nach- mittages. Hir hat die einrede der fürstlichen ver- ordnung keine statt.
§ 3687
billiard-schul- den.
Wegen der billiard-schulden ist allhir die fra- ge vorgekommen: ob nicht dise mit iren foderun- gen unter 5 rtl. gänzlich abzuweisen seynd? Des-
halber
XXVIIII h. von den tiſch-ſchulden,
als ob dieſes die ehre des ſones ſchwaͤchete, iſt von keinem belange. Sonſt muͤſten die prinzen und grafen ſchlechter, als die buͤrgerlichen kinder ge- achtet werden. Dennoch wiſſen jene von nichts anders, als daß die bezalungen der gelter von ihnen nicht geſchehen, gleichwol ſie dadurch nichts leiden. Jedoch erfaͤret man bei den univerſitaͤten, daß wenn ſtudenten mehr vertan, als ſie geſollt haben, ei- nige oberkeiten dafuͤr halten, die gerechten glaͤubi- ger koͤnnten das nachſehen haben. Es will unter die wohllebenheit gezaͤlet werden, daß einer ſchulden mache, und fuͤr kleinſtaͤdtiſch geachtet werden, wo- fern fuͤrſchreiben und fuͤrbitten wegen bezalung der ſchulden ergehen. Die nicht erfolgende huͤlfe rech- tens zeuget von den geſinnungen wegen bezalung der ſchulden.
§ 3686
wie es mit der ſtudenten wein-ſchul- den zu halten iſt?
Auſſerdem veroffenbaret ſich ein neuer ſtreit. Der ſtudent iſt aus einem wein-lande gebuͤrtig. Zur notdurft wird zur mittags- und abend-mal- zeit ein ſchoppen geborget. So bald der erborgte wein uͤber 5 rtl. laͤuft; iſt die einrede der fuͤrſtli- chen verordnung dem weinſchenken an ſtatt der be- zalung zu dinſten. Allein dahin gehet keine ver- ordnung; ſondern der weintraͤnker bezale ſeine lei- bes-notdurft. Dergleichen bewandnis hat es mit denen, welche an den coffe gewoͤnet ſind. Der coffe-ſchenk reichet einem taͤglich einen ſchoppen, oder ein noͤſel des morgens, und ſo viles des nach- mittages. Hir hat die einrede der fuͤrſtlichen ver- ordnung keine ſtatt.
§ 3687
billiard-ſchul- den.
Wegen der billiard-ſchulden iſt allhir die fra- ge vorgekommen: ob nicht diſe mit iren foderun- gen unter 5 rtl. gaͤnzlich abzuweiſen ſeynd? Des-
halber
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XXVIIII h. von den tiſch-ſchulden,
als ob dieſes die ehre des ſones ſchwaͤchete, iſt von
keinem belange. Sonſt muͤſten die prinzen und
grafen ſchlechter, als die buͤrgerlichen kinder ge-
achtet werden. Dennoch wiſſen jene von nichts
anders, als daß die bezalungen der gelter von ihnen
nicht geſchehen, gleichwol ſie dadurch nichts leiden.
Jedoch erfaͤret man bei den univerſitaͤten, daß wenn
ſtudenten mehr vertan, als ſie geſollt haben, ei-
nige oberkeiten dafuͤr halten, die gerechten glaͤubi-
ger koͤnnten das nachſehen haben. Es will unter die
wohllebenheit gezaͤlet werden, daß einer ſchulden
mache, und fuͤr kleinſtaͤdtiſch geachtet werden, wo-
fern fuͤrſchreiben und fuͤrbitten wegen bezalung der
ſchulden ergehen. Die nicht erfolgende huͤlfe rech-
tens zeuget von den geſinnungen wegen bezalung
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Der ſtudent iſt aus einem wein-lande gebuͤrtig.
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chen verordnung dem weinſchenken an ſtatt der be-
zalung zu dinſten. Allein dahin gehet keine ver-
ordnung; ſondern der weintraͤnker bezale ſeine lei-
bes-notdurft. Dergleichen bewandnis hat es mit
denen, welche an den coffe gewoͤnet ſind. Der
coffe-ſchenk reichet einem taͤglich einen ſchoppen,
oder ein noͤſel des morgens, und ſo viles des nach-
mittages. Hir hat die einrede der fuͤrſtlichen ver-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/410>, abgerufen am 23.11.2024.
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