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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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lehnen, anlehn, darlehn.
§ 3621

Eine namhafte gelt-post, welche gegen eine ge-was ein ea-
pital bedeu-
tet?

wisse järliche abgabe (zinß) jemanden vorgestrecket
wird, heißet ein capital (§ 1072).

§ 3622

Bei den Römern durften die fürgesezten der pro-Die Teut-
schen rechte
gehen von
den Römi-
schen

vinzen, statthalter, richter, und bedinten etc. keine
anlehne von den bürgern, oder untertanen aufne-
men, welches von den Teutschen verlachet wird,
von Ludewig am. a. o. s. 23.

§ 3623

Hingegen vermogten die weibespersonen bei denin verschide-
nen stücken
ab.

Römern zu borgen, welches nach vilen Teutschen
land- und stadt-rechten nicht allgemein ist, sondern
es müssen selbige darzu entweder einen vormund,
oder beistand haben, wenn sonst der handel giltig
seyn soll, oder sie dürfen über die bestimmte summe
nicht hinaussteigen.

§ 3624

Die Teutschen land-rechte, auch besondere sta-Die Teut-
schen land-
rechte und
statuten be-
stimmen öf-
ters den min-
derjärigen etc.
eine gewisse
summe bei
den anleh-
nen.

tuten bestimmen öfters den minderjärigen und wel-
che noch unter der väterlichen gewalt sich befinden,
bei den anlehnen eine gewisse summe, wie solches
die statuten der hohen schulen Marburg, Gisen,
Leipzig, Wittenberg, Jena, Halle, Göttingen,
Franecker etc. besagen. Es wird auch wohl den
soldaten, officirern, bauern und bürgern in absicht
auf die wein-bir-brantewein-spil- und andre
schulden, welche aus wollust gemachet werden, eine
gewisse summe ausgeworfen, von Ludewig am
a. o. s. 29 fg. s. 34 s. 48 fg.

§ 3625

Das auslehnen der capitalien muß einem iedendie anlehn[e]
können be-
schränket
werden.

zwar freigelassen werden; daher den geistlichen oder

klöstern
lehnen, anlehn, darlehn.
§ 3621

Eine namhafte gelt-poſt, welche gegen eine ge-was ein ea-
pital bedeu-
tet?

wiſſe jaͤrliche abgabe (zinß) jemanden vorgeſtrecket
wird, heißet ein capital (§ 1072).

§ 3622

Bei den Roͤmern durften die fuͤrgeſezten der pro-Die Teut-
ſchen rechte
gehen von
den Roͤmi-
ſchen

vinzen, ſtatthalter, richter, und bedinten ꝛc. keine
anlehne von den buͤrgern, oder untertanen aufne-
men, welches von den Teutſchen verlachet wird,
von Ludewig am. a. o. ſ. 23.

§ 3623

Hingegen vermogten die weibesperſonen bei denin verſchide-
nen ſtuͤcken
ab.

Roͤmern zu borgen, welches nach vilen Teutſchen
land- und ſtadt-rechten nicht allgemein iſt, ſondern
es muͤſſen ſelbige darzu entweder einen vormund,
oder beiſtand haben, wenn ſonſt der handel giltig
ſeyn ſoll, oder ſie duͤrfen uͤber die beſtimmte ſumme
nicht hinausſteigen.

§ 3624

Die Teutſchen land-rechte, auch beſondere ſta-Die Teut-
ſchen land-
rechte und
ſtatuten be-
ſtimmen oͤf-
ters den min-
derjaͤrigen ꝛc.
eine gewiſſe
ſumme bei
den anleh-
nen.

tuten beſtimmen oͤfters den minderjaͤrigen und wel-
che noch unter der vaͤterlichen gewalt ſich befinden,
bei den anlehnen eine gewiſſe ſumme, wie ſolches
die ſtatuten der hohen ſchulen Marburg, Giſen,
Leipzig, Wittenberg, Jena, Halle, Goͤttingen,
Franecker ꝛc. beſagen. Es wird auch wohl den
ſoldaten, officirern, bauern und buͤrgern in abſicht
auf die wein-bir-brantewein-ſpil- und andre
ſchulden, welche aus wolluſt gemachet werden, eine
gewiſſe ſumme ausgeworfen, von Ludewig am
a. o. ſ. 29 fg. ſ. 34 ſ. 48 fg.

§ 3625

Das auslehnen der capitalien muß einem iedendie anlehn[e]
koͤnnen be-
ſchraͤnket
werden.

zwar freigelaſſen werden; daher den geiſtlichen oder

kloͤſtern
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[335/0383] lehnen, anlehn, darlehn. § 3621 Eine namhafte gelt-poſt, welche gegen eine ge- wiſſe jaͤrliche abgabe (zinß) jemanden vorgeſtrecket wird, heißet ein capital (§ 1072). was ein ea- pital bedeu- tet? § 3622 Bei den Roͤmern durften die fuͤrgeſezten der pro- vinzen, ſtatthalter, richter, und bedinten ꝛc. keine anlehne von den buͤrgern, oder untertanen aufne- men, welches von den Teutſchen verlachet wird, von Ludewig am. a. o. ſ. 23. Die Teut- ſchen rechte gehen von den Roͤmi- ſchen § 3623 Hingegen vermogten die weibesperſonen bei den Roͤmern zu borgen, welches nach vilen Teutſchen land- und ſtadt-rechten nicht allgemein iſt, ſondern es muͤſſen ſelbige darzu entweder einen vormund, oder beiſtand haben, wenn ſonſt der handel giltig ſeyn ſoll, oder ſie duͤrfen uͤber die beſtimmte ſumme nicht hinausſteigen. in verſchide- nen ſtuͤcken ab. § 3624 Die Teutſchen land-rechte, auch beſondere ſta- tuten beſtimmen oͤfters den minderjaͤrigen und wel- che noch unter der vaͤterlichen gewalt ſich befinden, bei den anlehnen eine gewiſſe ſumme, wie ſolches die ſtatuten der hohen ſchulen Marburg, Giſen, Leipzig, Wittenberg, Jena, Halle, Goͤttingen, Franecker ꝛc. beſagen. Es wird auch wohl den ſoldaten, officirern, bauern und buͤrgern in abſicht auf die wein-bir-brantewein-ſpil- und andre ſchulden, welche aus wolluſt gemachet werden, eine gewiſſe ſumme ausgeworfen, von Ludewig am a. o. ſ. 29 fg. ſ. 34 ſ. 48 fg. Die Teut- ſchen land- rechte und ſtatuten be- ſtimmen oͤf- ters den min- derjaͤrigen ꝛc. eine gewiſſe ſumme bei den anleh- nen. § 3625 Das auslehnen der capitalien muß einem ieden zwar freigelaſſen werden; daher den geiſtlichen oder kloͤſtern die anlehne koͤnnen be- ſchraͤnket werden.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/383>, abgerufen am 22.11.2024.