iuris Rom. et German. in mutuo, diff. I s. 1 Jm- mittels pfleget man das mutuum ein anlehn, geli- henes, gelehntes, entlehntes, fürgeseztes, fürge- strecktes, ausgetanes, fürgeschossenes, aufgenom- menes etc. gelt, oder gut zu nennen.
§ 3618
das anlehn beschihet umsonst, worin solches bestehet?
Das anlehn (mutuum) beschihet umsonst, im- masen das interesse nur vermöge des versprechens, oder des verzuges halber, oder inhalts der gesäzli- chen verordnung gefodert werden kan, Abraham Kästners progr. mutuum adhuc hodie esse gratui- tum, Leipzig 1720, und sezet sachen voraus, wel- che one verminderung nicht gebrauchet werden kön- nen (fungibiles). Sihe inzwischen des herrn H. R. Ayrers disp. de arbitrio iudicis circa vsuros pe- cuniae mutuatic.Hofmanns disp.an vsurae ex mu- tuo non tantum ob pactum et moram sed et propter naturam contractus soluendae sint, Leipzig 1720 und des Kästners angezogene abhandelung darge- gen, Neurodes erläuterung des neuesten Reichs- abschides s. 756. Dergleichen sachen, wenn sie einem andern eigentümlich zu dem ende gegeben wer- den, daß er dermaleinst eben so vil in dem genere erstatten solle, machen ein anlehn (mutuum) aus.
§ 3619
die gattun- gen davon.
Die anlehne sind mancherlei. Man hat erlaub- te, unerlaubte, sowohl giltige, als auch ungültige. Sie werden merenteils heutiges tages im baaren gelte vorgestrecket, sie können aber auch aus andern sachen bestehen. Wie ein darlehn auf feld- und garten-früchte erlaubet, auch unerlaubet sey, be- saget die Reichs-policei-ordnung 1577.
§ 3620
warum diser contract den Teutschen spät bekannt worden ist?
Diser contract ist den Teutschen spät bekannt worden, welches aus dem mangel des geltes abzu- leiten ist.
§ 3621
XXII haubtſtuͤck vom leihen,
iuris Rom. et German. in mutuo, diff. I ſ. 1 Jm- mittels pfleget man das mutuum ein anlehn, geli- henes, gelehntes, entlehntes, fuͤrgeſeztes, fuͤrge- ſtrecktes, ausgetanes, fuͤrgeſchoſſenes, aufgenom- menes ꝛc. gelt, oder gut zu nennen.
§ 3618
das anlehn beſchihet umſonſt, worin ſolches beſtehet?
Das anlehn (mutuum) beſchihet umſonſt, im- maſen das intereſſe nur vermoͤge des verſprechens, oder des verzuges halber, oder inhalts der geſaͤzli- chen verordnung gefodert werden kan, Abraham Kaͤſtners progr. mutuum adhuc hodie eſſe gratui- tum, Leipzig 1720, und ſezet ſachen voraus, wel- che one verminderung nicht gebrauchet werden koͤn- nen (fungibiles). Sihe inzwiſchen des herrn H. R. Ayrers diſp. de arbitrio iudicis circa vſuros pe- cuniae mutuatic.Hofmanns diſp.an vſurae ex mu- tuo non tantum ob pactum et moram ſed et propter naturam contractus ſoluendae ſint, Leipzig 1720 und des Kaͤſtners angezogene abhandelung darge- gen, Neurodes erlaͤuterung des neueſten Reichs- abſchides ſ. 756. Dergleichen ſachen, wenn ſie einem andern eigentuͤmlich zu dem ende gegeben wer- den, daß er dermaleinſt eben ſo vil in dem genere erſtatten ſolle, machen ein anlehn (mutuum) aus.
§ 3619
die gattun- gen davon.
Die anlehne ſind mancherlei. Man hat erlaub- te, unerlaubte, ſowohl giltige, als auch unguͤltige. Sie werden merenteils heutiges tages im baaren gelte vorgeſtrecket, ſie koͤnnen aber auch aus andern ſachen beſtehen. Wie ein darlehn auf feld- und garten-fruͤchte erlaubet, auch unerlaubet ſey, be- ſaget die Reichs-policei-ordnung 1577.
§ 3620
warum diſer contract den Teutſchen ſpaͤt bekannt worden iſt?
Diſer contract iſt den Teutſchen ſpaͤt bekannt worden, welches aus dem mangel des geltes abzu- leiten iſt.
§ 3621
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XXII haubtſtuͤck vom leihen,
iuris Rom. et German. in mutuo, diff. I ſ. 1 Jm-
mittels pfleget man das mutuum ein anlehn, geli-
henes, gelehntes, entlehntes, fuͤrgeſeztes, fuͤrge-
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menes ꝛc. gelt, oder gut zu nennen.
§ 3618
Das anlehn (mutuum) beſchihet umſonſt, im-
maſen das intereſſe nur vermoͤge des verſprechens,
oder des verzuges halber, oder inhalts der geſaͤzli-
chen verordnung gefodert werden kan, Abraham
Kaͤſtners progr. mutuum adhuc hodie eſſe gratui-
tum, Leipzig 1720, und ſezet ſachen voraus, wel-
che one verminderung nicht gebrauchet werden koͤn-
nen (fungibiles). Sihe inzwiſchen des herrn H.
R. Ayrers diſp. de arbitrio iudicis circa vſuros pe-
cuniae mutuatic. Hofmanns diſp. an vſurae ex mu-
tuo non tantum ob pactum et moram ſed et propter
naturam contractus ſoluendae ſint, Leipzig 1720
und des Kaͤſtners angezogene abhandelung darge-
gen, Neurodes erlaͤuterung des neueſten Reichs-
abſchides ſ. 756. Dergleichen ſachen, wenn ſie
einem andern eigentuͤmlich zu dem ende gegeben wer-
den, daß er dermaleinſt eben ſo vil in dem genere
erſtatten ſolle, machen ein anlehn (mutuum) aus.
§ 3619
Die anlehne ſind mancherlei. Man hat erlaub-
te, unerlaubte, ſowohl giltige, als auch unguͤltige.
Sie werden merenteils heutiges tages im baaren
gelte vorgeſtrecket, ſie koͤnnen aber auch aus andern
ſachen beſtehen. Wie ein darlehn auf feld- und
garten-fruͤchte erlaubet, auch unerlaubet ſey, be-
ſaget die Reichs-policei-ordnung 1577.
§ 3620
Diſer contract iſt den Teutſchen ſpaͤt bekannt
worden, welches aus dem mangel des geltes abzu-
leiten iſt.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/382>, abgerufen am 22.11.2024.
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