Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
XIII haubtst. vom lachen über etwas.
Dreizehntes haubtstück
vom lachen über etwas.
§ 3544
aus dem la-
chen über et-
was folget
keine einwil-
ligung.

Aus dem lachen über etwas lässet sich keine ein-
willigung über die sache schlüßen. Daher,
wenn einer geschimpft wird, und ich darüber lache,
stehet kein beifall in die schimpfung zu folgern.
Hingegen wirket das lachen mit einer und deren ge-
gen lachen, wo andre umstände darzu treten, eini-
gen verdacht. Das lachen bei der folter zeiget ein
freches gemüt an.

Virzehentes haubtstück
von dem weinen über etwas.
§ 3545

Jn der peinlichkeit wird das weinen und dessen
grad fleißig zum protocole geschriben. An
und für sich machet das weinen dessen, welcher
den testirer darzu beweget, das testament nicht
hinfällig, Joh. Conrad Pielnhuber de iure la-
[c]rymarum
cap. III n. 68 fg.

Funfzehntes haubtstück
vom stillschweigen.
§ 3546
was ver-
schweigen be-
deutet?

Die gedinge sind entweder ausdrückliche, oder
stillschweigende. Verschweigen ist so vil: als
nein sagen, jeweilen als ja sagen, z. e. wenn einer ge-
genwärtig ist, und schweiget zu etwas, so er verhin-
dern könnte, still, so wird dieses für eine einwilligung

gehal-
XIII haubtſt. vom lachen uͤber etwas.
Dreizehntes haubtſtuͤck
vom lachen uͤber etwas.
§ 3544
aus dem la-
chen uͤber et-
was folget
keine einwil-
ligung.

Aus dem lachen uͤber etwas laͤſſet ſich keine ein-
willigung uͤber die ſache ſchluͤßen. Daher,
wenn einer geſchimpft wird, und ich daruͤber lache,
ſtehet kein beifall in die ſchimpfung zu folgern.
Hingegen wirket das lachen mit einer und deren ge-
gen lachen, wo andre umſtaͤnde darzu treten, eini-
gen verdacht. Das lachen bei der folter zeiget ein
freches gemuͤt an.

Virzehentes haubtſtuͤck
von dem weinen uͤber etwas.
§ 3545

Jn der peinlichkeit wird das weinen und deſſen
grad fleißig zum protocole geſchriben. An
und fuͤr ſich machet das weinen deſſen, welcher
den teſtirer darzu beweget, das teſtament nicht
hinfaͤllig, Joh. Conrad Pielnhuber de iure la-
[c]rymarum
cap. III n. 68 fg.

Funfzehntes haubtſtuͤck
vom ſtillſchweigen.
§ 3546
was ver-
ſchweigen be-
deutet?

Die gedinge ſind entweder ausdruͤckliche, oder
ſtillſchweigende. Verſchweigen iſt ſo vil: als
nein ſagen, jeweilen als ja ſagen, z. e. wenn einer ge-
genwaͤrtig iſt, und ſchweiget zu etwas, ſo er verhin-
dern koͤnnte, ſtill, ſo wird dieſes fuͤr eine einwilligung

gehal-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0358" n="310"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XIII</hi> haubt&#x017F;t. vom lachen u&#x0364;ber etwas.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dreizehntes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#g">vom lachen u&#x0364;ber etwas.</hi></hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3544</head><lb/>
            <note place="left">aus dem la-<lb/>
chen u&#x0364;ber et-<lb/>
was folget<lb/>
keine einwil-<lb/>
ligung.</note>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>us dem lachen u&#x0364;ber etwas la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich keine ein-<lb/>
willigung u&#x0364;ber die &#x017F;ache &#x017F;chlu&#x0364;ßen. Daher,<lb/>
wenn einer ge&#x017F;chimpft wird, und ich daru&#x0364;ber lache,<lb/>
&#x017F;tehet kein beifall in die &#x017F;chimpfung zu folgern.<lb/>
Hingegen wirket das lachen mit einer und deren ge-<lb/>
gen lachen, wo andre um&#x017F;ta&#x0364;nde darzu treten, eini-<lb/>
gen verdacht. Das lachen bei der folter zeiget ein<lb/>
freches gemu&#x0364;t an.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Virzehentes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von dem weinen u&#x0364;ber etwas.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3545</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>n der peinlichkeit wird das weinen und de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
grad fleißig zum protocole ge&#x017F;chriben. An<lb/>
und fu&#x0364;r &#x017F;ich machet das weinen de&#x017F;&#x017F;en, welcher<lb/>
den te&#x017F;tirer darzu beweget, das te&#x017F;tament nicht<lb/>
hinfa&#x0364;llig, <hi rendition="#fr">Joh. Conrad Pielnhuber</hi> <hi rendition="#aq">de iure la-<lb/><supplied>c</supplied>rymarum</hi> cap. <hi rendition="#aq">III</hi> n. 68 fg.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Funfzehntes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#g">vom &#x017F;till&#x017F;chweigen.</hi></hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3546</head><lb/>
            <note place="left">was ver-<lb/>
&#x017F;chweigen be-<lb/>
deutet?</note>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie gedinge &#x017F;ind entweder ausdru&#x0364;ckliche, oder<lb/>
&#x017F;till&#x017F;chweigende. Ver&#x017F;chweigen i&#x017F;t &#x017F;o vil: als<lb/>
nein &#x017F;agen, jeweilen als ja &#x017F;agen, z. e. wenn einer ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtig i&#x017F;t, und &#x017F;chweiget zu etwas, &#x017F;o er verhin-<lb/>
dern ko&#x0364;nnte, &#x017F;till, &#x017F;o wird die&#x017F;es fu&#x0364;r eine einwilligung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehal-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0358] XIII haubtſt. vom lachen uͤber etwas. Dreizehntes haubtſtuͤck vom lachen uͤber etwas. § 3544 Aus dem lachen uͤber etwas laͤſſet ſich keine ein- willigung uͤber die ſache ſchluͤßen. Daher, wenn einer geſchimpft wird, und ich daruͤber lache, ſtehet kein beifall in die ſchimpfung zu folgern. Hingegen wirket das lachen mit einer und deren ge- gen lachen, wo andre umſtaͤnde darzu treten, eini- gen verdacht. Das lachen bei der folter zeiget ein freches gemuͤt an. Virzehentes haubtſtuͤck von dem weinen uͤber etwas. § 3545 Jn der peinlichkeit wird das weinen und deſſen grad fleißig zum protocole geſchriben. An und fuͤr ſich machet das weinen deſſen, welcher den teſtirer darzu beweget, das teſtament nicht hinfaͤllig, Joh. Conrad Pielnhuber de iure la- crymarum cap. III n. 68 fg. Funfzehntes haubtſtuͤck vom ſtillſchweigen. § 3546 Die gedinge ſind entweder ausdruͤckliche, oder ſtillſchweigende. Verſchweigen iſt ſo vil: als nein ſagen, jeweilen als ja ſagen, z. e. wenn einer ge- genwaͤrtig iſt, und ſchweiget zu etwas, ſo er verhin- dern koͤnnte, ſtill, ſo wird dieſes fuͤr eine einwilligung gehal-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/358
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/358>, abgerufen am 22.11.2024.