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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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I haubtst. von den gedingen.
§ 3484
was darzu
erfodert
wird?

Ob es zwar sonst heißet: daß der wille des men-
schen die seele eines handels sey, so wird doch hir
ein fürsaz sich zu verbinden vorausgesezet. Dero-
wegen aus dem scherz keine verbindlichkeit entste-
het. Was ein Flander beim trunk versprochen
hatte, konnte er des andern morgens wiederrufen,
Hert Vol. II T. I s. 44.

§ 3485
woher der
Teutschen
grundsäze bei
den gedin-
gen geleitet
werden?

Die Teutschen folgen desfalls blos der lehre des
natur-rechtes. Sie wissen keinen unterschid unter
den pactis nudis und non nudis, vilweniger von
stipulationen und den subtilitäten der Römischen
gesäze bei iren auf treue und glauben gebaueten
gedingen, Hamberger de non vsu stipulat. s. 193 fg.,
am allerwenigsten von dem unterschide zwischen
den gedingen und contracten, Hert Vol. II T. I
s. 346, sondern es heißet bei ihnen: ein wort, ein
wort, ein mann, ein mann. Sie sezten bei allen
verordnungen und gedingen gute treue und glauben
voraus. Sie bedinten sich bei schlüssung derselben
gewisser in die sinnen fallender zeichen, vorbil-
der, und beide teile verbanden sich gemeiniglich zu
deren getreuen vollzihung mit dem handschlage,
welcher statt des eides war, Dreyers sammlung
vermischter abhandelungen II s. 911 fgg. Wer ist
mehr verachtet, als einer der nicht wort hält?
Nennet man ihn nicht ein babbel-maul, eine wei-
ber-tasche, ein weiber-maul? Jsts nicht verächtlich,
wenn man saget: der ist kein mann von wort?

§ 3486
der unter-
schid der ge-
dinge,

Unterdessen können die gedinge und deren form
durch die gesäze bestimmet werden, oder one solche
seyn, daher die gesäzliche und blose gedinge
kommen.

§ 3487
I haubtſt. von den gedingen.
§ 3484
was darzu
erfodert
wird?

Ob es zwar ſonſt heißet: daß der wille des men-
ſchen die ſeele eines handels ſey, ſo wird doch hir
ein fuͤrſaz ſich zu verbinden vorausgeſezet. Dero-
wegen aus dem ſcherz keine verbindlichkeit entſte-
het. Was ein Flander beim trunk verſprochen
hatte, konnte er des andern morgens wiederrufen,
Hert Vol. II T. I ſ. 44.

§ 3485
woher der
Teutſchen
grundſaͤze bei
den gedin-
gen geleitet
werden?

Die Teutſchen folgen desfalls blos der lehre des
natur-rechtes. Sie wiſſen keinen unterſchid unter
den pactis nudis und non nudis, vilweniger von
ſtipulationen und den ſubtilitaͤten der Roͤmiſchen
geſaͤze bei iren auf treue und glauben gebaueten
gedingen, Hamberger de non vſu ſtipulat. ſ. 193 fg.,
am allerwenigſten von dem unterſchide zwiſchen
den gedingen und contracten, Hert Vol. II T. I
ſ. 346, ſondern es heißet bei ihnen: ein wort, ein
wort, ein mann, ein mann. Sie ſezten bei allen
verordnungen und gedingen gute treue und glauben
voraus. Sie bedinten ſich bei ſchluͤſſung derſelben
gewiſſer in die ſinnen fallender zeichen, vorbil-
der, und beide teile verbanden ſich gemeiniglich zu
deren getreuen vollzihung mit dem handſchlage,
welcher ſtatt des eides war, Dreyers ſammlung
vermiſchter abhandelungen II ſ. 911 fgg. Wer iſt
mehr verachtet, als einer der nicht wort haͤlt?
Nennet man ihn nicht ein babbel-maul, eine wei-
ber-taſche, ein weiber-maul? Jſts nicht veraͤchtlich,
wenn man ſaget: der iſt kein mann von wort?

§ 3486
der unter-
ſchid der ge-
dinge,

Unterdeſſen koͤnnen die gedinge und deren form
durch die geſaͤze beſtimmet werden, oder one ſolche
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[292/0340] I haubtſt. von den gedingen. § 3484 Ob es zwar ſonſt heißet: daß der wille des men- ſchen die ſeele eines handels ſey, ſo wird doch hir ein fuͤrſaz ſich zu verbinden vorausgeſezet. Dero- wegen aus dem ſcherz keine verbindlichkeit entſte- het. Was ein Flander beim trunk verſprochen hatte, konnte er des andern morgens wiederrufen, Hert Vol. II T. I ſ. 44. § 3485 Die Teutſchen folgen desfalls blos der lehre des natur-rechtes. Sie wiſſen keinen unterſchid unter den pactis nudis und non nudis, vilweniger von ſtipulationen und den ſubtilitaͤten der Roͤmiſchen geſaͤze bei iren auf treue und glauben gebaueten gedingen, Hamberger de non vſu ſtipulat. ſ. 193 fg., am allerwenigſten von dem unterſchide zwiſchen den gedingen und contracten, Hert Vol. II T. I ſ. 346, ſondern es heißet bei ihnen: ein wort, ein wort, ein mann, ein mann. Sie ſezten bei allen verordnungen und gedingen gute treue und glauben voraus. Sie bedinten ſich bei ſchluͤſſung derſelben gewiſſer in die ſinnen fallender zeichen, vorbil- der, und beide teile verbanden ſich gemeiniglich zu deren getreuen vollzihung mit dem handſchlage, welcher ſtatt des eides war, Dreyers ſammlung vermiſchter abhandelungen II ſ. 911 fgg. Wer iſt mehr verachtet, als einer der nicht wort haͤlt? Nennet man ihn nicht ein babbel-maul, eine wei- ber-taſche, ein weiber-maul? Jſts nicht veraͤchtlich, wenn man ſaget: der iſt kein mann von wort? § 3486 Unterdeſſen koͤnnen die gedinge und deren form durch die geſaͤze beſtimmet werden, oder one ſolche ſeyn, daher die geſaͤzliche und bloſe gedinge kommen. § 3487

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/340>, abgerufen am 25.11.2024.