Verlache, was die misgunst spricht! Ein hund, der bellet, beisset nicht! Ein geck ists, der drum stille steht, Ein grösrer der, der schneller geht.
§. XVI.
Der herr Kuhbach und der herr Apicius gingen neulich in gesellschaft ihrer fürtreflichen hunde spa- ziren. Sehr schöne weise tauben flogen vor ihnen auf. Die hunde, um ihre hündische art zu zeigen, belleten die tauben dennoch an.
Jch dachte mit dem freiherrn von Holberg:
Qui latrat, mordet, perstringit dogmata cuncta, Vestitus, ritus, qui tolerare nequit. Omnia cui sordent, fuerint modo lege statuta, Omnibus infestus, non nisi se tolerat.
§. XVII.
Die tribfeder von solchen splitter-richtern und mücken-saugern, auch caffe-gesichtern sind der neid und die misgunst, imgleichen die rachgir, welche aus solchen ursachen entsprungen ist, die man nicht eröfnen mag. Daraus sprosset es, daß man des andern schriften verächtlich und hönisch behandelt, anbeneben spöttereien ausschäumet, die sich wie eine faust aufs auge räumen, oder wie Friderich Otto Menken gesungen hat:
Quidquid vel blaterent ineptiores, Linguaces, fatui calumniarum, De nobis mala garrientes. Quem non caussidici ferociores,
Quem
Erinnerung.
Verlache, was die misgunſt ſpricht! Ein hund, der bellet, beiſſet nicht! Ein geck iſts, der drum ſtille ſteht, Ein groͤſrer der, der ſchneller geht.
§. XVI.
Der herr Kuhbach und der herr Apicius gingen neulich in geſellſchaft ihrer fuͤrtreflichen hunde ſpa- ziren. Sehr ſchoͤne weiſe tauben flogen vor ihnen auf. Die hunde, um ihre huͤndiſche art zu zeigen, belleten die tauben dennoch an.
Jch dachte mit dem freiherrn von Holberg:
Qui latrat, mordet, perſtringit dogmata cuncta, Veſtitus, ritus, qui tolerare nequit. Omnia cui ſordent, fuerint modo lege ſtatuta, Omnibus infeſtus, non niſi ſe tolerat.
§. XVII.
Die tribfeder von ſolchen ſplitter-richtern und muͤcken-ſaugern, auch caffe-geſichtern ſind der neid und die misgunſt, imgleichen die rachgir, welche aus ſolchen urſachen entſprungen iſt, die man nicht eroͤfnen mag. Daraus ſproſſet es, daß man des andern ſchriften veraͤchtlich und hoͤniſch behandelt, anbeneben ſpoͤttereien ausſchaͤumet, die ſich wie eine fauſt aufs auge raͤumen, oder wie Friderich Otto Menken geſungen hat:
Quidquid vel blaterent ineptiores, Linguaces, fatui calumniarum, De nobis mala garrientes. Quem non cauſſidici ferociores,
Quem
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Erinnerung.
Verlache, was die misgunſt ſpricht!
Ein hund, der bellet, beiſſet nicht!
Ein geck iſts, der drum ſtille ſteht,
Ein groͤſrer der, der ſchneller geht.
§. XVI.
Der herr Kuhbach und der herr Apicius gingen
neulich in geſellſchaft ihrer fuͤrtreflichen hunde ſpa-
ziren. Sehr ſchoͤne weiſe tauben flogen vor ihnen
auf. Die hunde, um ihre huͤndiſche art zu zeigen,
belleten die tauben dennoch an.
Jch dachte mit dem freiherrn von Holberg:
Qui latrat, mordet, perſtringit dogmata cuncta,
Veſtitus, ritus, qui tolerare nequit.
Omnia cui ſordent, fuerint modo lege ſtatuta,
Omnibus infeſtus, non niſi ſe tolerat.
§. XVII.
Die tribfeder von ſolchen ſplitter-richtern und
muͤcken-ſaugern, auch caffe-geſichtern ſind der neid
und die misgunſt, imgleichen die rachgir, welche
aus ſolchen urſachen entſprungen iſt, die man nicht
eroͤfnen mag. Daraus ſproſſet es, daß man des
andern ſchriften veraͤchtlich und hoͤniſch behandelt,
anbeneben ſpoͤttereien ausſchaͤumet, die ſich wie eine
fauſt aufs auge raͤumen, oder wie Friderich Otto
Menken geſungen hat:
Quidquid vel blaterent ineptiores,
Linguaces, fatui calumniarum,
De nobis mala garrientes.
Quem non cauſſidici ferociores,
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/24>, abgerufen am 18.12.2024.
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