geheimer und räte, und stellete darauf einen abson- derlichen verzichts-brif aus.
§ 3220
Jm jare 1683 verzihe die prinzessin Charlotta Maria von Sachsen-Eisenach in gegenwart ires gemals, und sechs sowohl geheimer als räte, auf die väterliche, brüderliche und vetterliche anfälle. Sie tat einen handschlag an eides statt, in betracht man ihr wegen des zarten alters die eidesleistung erliße. Dennoch ward die abgefassete verzichts-notel, samt der darunter gesezten eides-formel abgelesen. Die prinzessin braut und der fürstliche bräutigam un- terschriben den förmlichen verzichts-brif. Der kanzler tat den antrag, und ein andrer minister hilt die antworts-rede. Bei der Brandenburgi- schen teilung 1437 wurde ein geding dahin errichtet: daß von den ausgestatteten prinzessinnen und iren gemalen verzicht-brife gefodert und genommen wer- den sollten vor dem ehelichen beischlafe. Welches auch in der verordnung pfalzgraf Ruperts vom jare 1395 erfodert wird.
§ 3221
sie beschehen auch gericht- lich.
Bei den Römisch-katholischen am Nieder- Rheine z. e. in Coblenz werden dergleichen verzichte auch wohl bei dem officiale getan, wobei man bei- stände, zeugen, auch vormunden zu nemen pfleget. Jn der ehestiftung zwischen Hannß Reinhart von Neuhausen und Margareten von Werdnau wurde 1530 belibet: daß die braut mit genugsamer ver- willigung ires gemals in beiwesenheit und samt ihm für dem hofgerichte zu Tübingen, oder andern orten nach gebrauch und art des adels im lande Schwaben, sich väterlichen, mütterlichen und brü- derlichen erbes bis auf den lezten bruder verzeihen und des notdürftig und genugsam verzug-brif auf-
richten
LXXXXIII haubtſtuͤck
geheimer und raͤte, und ſtellete darauf einen abſon- derlichen verzichts-brif aus.
§ 3220
Jm jare 1683 verzihe die prinzeſſin Charlotta Maria von Sachſen-Eiſenach in gegenwart ires gemals, und ſechs ſowohl geheimer als raͤte, auf die vaͤterliche, bruͤderliche und vetterliche anfaͤlle. Sie tat einen handſchlag an eides ſtatt, in betracht man ihr wegen des zarten alters die eidesleiſtung erliße. Dennoch ward die abgefaſſete verzichts-notel, ſamt der darunter geſezten eides-formel abgeleſen. Die prinzeſſin braut und der fuͤrſtliche braͤutigam un- terſchriben den foͤrmlichen verzichts-brif. Der kanzler tat den antrag, und ein andrer miniſter hilt die antworts-rede. Bei der Brandenburgi- ſchen teilung 1437 wurde ein geding dahin errichtet: daß von den ausgeſtatteten prinzeſſinnen und iren gemalen verzicht-brife gefodert und genommen wer- den ſollten vor dem ehelichen beiſchlafe. Welches auch in der verordnung pfalzgraf Ruperts vom jare 1395 erfodert wird.
§ 3221
ſie beſchehen auch gericht- lich.
Bei den Roͤmiſch-katholiſchen am Nieder- Rheine z. e. in Coblenz werden dergleichen verzichte auch wohl bei dem officiale getan, wobei man bei- ſtaͤnde, zeugen, auch vormunden zu nemen pfleget. Jn der eheſtiftung zwiſchen Hannß Reinhart von Neuhauſen und Margareten von Werdnau wurde 1530 belibet: daß die braut mit genugſamer ver- willigung ires gemals in beiweſenheit und ſamt ihm fuͤr dem hofgerichte zu Tuͤbingen, oder andern orten nach gebrauch und art des adels im lande Schwaben, ſich vaͤterlichen, muͤtterlichen und bruͤ- derlichen erbes bis auf den lezten bruder verzeihen und des notduͤrftig und genugſam verzug-brif auf-
richten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0212"n="162"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">LXXXXIII</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/>
geheimer und raͤte, und ſtellete darauf einen abſon-<lb/>
derlichen verzichts-brif aus.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 3220</head><lb/><p>Jm jare 1683 verzihe die prinzeſſin Charlotta<lb/>
Maria von Sachſen-Eiſenach in gegenwart ires<lb/>
gemals, und ſechs ſowohl geheimer als raͤte, auf die<lb/>
vaͤterliche, bruͤderliche und vetterliche anfaͤlle. Sie<lb/>
tat einen handſchlag an eides ſtatt, in betracht man<lb/>
ihr wegen des zarten alters die eidesleiſtung erliße.<lb/>
Dennoch ward die abgefaſſete verzichts-notel, ſamt<lb/>
der darunter geſezten eides-formel abgeleſen. Die<lb/>
prinzeſſin braut und der fuͤrſtliche braͤutigam un-<lb/>
terſchriben den foͤrmlichen verzichts-brif. Der<lb/>
kanzler tat den antrag, und ein andrer miniſter<lb/>
hilt die antworts-rede. Bei der Brandenburgi-<lb/>ſchen teilung 1437 wurde ein geding dahin errichtet:<lb/>
daß von den ausgeſtatteten prinzeſſinnen und iren<lb/>
gemalen verzicht-brife gefodert und genommen wer-<lb/>
den ſollten vor dem ehelichen beiſchlafe. Welches<lb/>
auch in der verordnung pfalzgraf Ruperts vom<lb/>
jare 1395 erfodert wird.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 3221</head><lb/><noteplace="left">ſie beſchehen<lb/>
auch gericht-<lb/>
lich.</note><p>Bei den Roͤmiſch-katholiſchen am Nieder-<lb/>
Rheine z. e. in Coblenz werden dergleichen verzichte<lb/>
auch wohl bei dem officiale getan, wobei man bei-<lb/>ſtaͤnde, zeugen, auch vormunden zu nemen pfleget.<lb/>
Jn der eheſtiftung zwiſchen Hannß Reinhart von<lb/>
Neuhauſen und Margareten von Werdnau wurde<lb/>
1530 belibet: daß die braut mit genugſamer ver-<lb/>
willigung ires gemals in beiweſenheit und ſamt ihm<lb/>
fuͤr dem hofgerichte zu Tuͤbingen, oder andern<lb/>
orten nach gebrauch und art des adels im lande<lb/>
Schwaben, ſich vaͤterlichen, muͤtterlichen und bruͤ-<lb/>
derlichen erbes bis auf den lezten bruder verzeihen<lb/>
und des notduͤrftig und genugſam verzug-brif auf-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">richten</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[162/0212]
LXXXXIII haubtſtuͤck
geheimer und raͤte, und ſtellete darauf einen abſon-
derlichen verzichts-brif aus.
§ 3220
Jm jare 1683 verzihe die prinzeſſin Charlotta
Maria von Sachſen-Eiſenach in gegenwart ires
gemals, und ſechs ſowohl geheimer als raͤte, auf die
vaͤterliche, bruͤderliche und vetterliche anfaͤlle. Sie
tat einen handſchlag an eides ſtatt, in betracht man
ihr wegen des zarten alters die eidesleiſtung erliße.
Dennoch ward die abgefaſſete verzichts-notel, ſamt
der darunter geſezten eides-formel abgeleſen. Die
prinzeſſin braut und der fuͤrſtliche braͤutigam un-
terſchriben den foͤrmlichen verzichts-brif. Der
kanzler tat den antrag, und ein andrer miniſter
hilt die antworts-rede. Bei der Brandenburgi-
ſchen teilung 1437 wurde ein geding dahin errichtet:
daß von den ausgeſtatteten prinzeſſinnen und iren
gemalen verzicht-brife gefodert und genommen wer-
den ſollten vor dem ehelichen beiſchlafe. Welches
auch in der verordnung pfalzgraf Ruperts vom
jare 1395 erfodert wird.
§ 3221
Bei den Roͤmiſch-katholiſchen am Nieder-
Rheine z. e. in Coblenz werden dergleichen verzichte
auch wohl bei dem officiale getan, wobei man bei-
ſtaͤnde, zeugen, auch vormunden zu nemen pfleget.
Jn der eheſtiftung zwiſchen Hannß Reinhart von
Neuhauſen und Margareten von Werdnau wurde
1530 belibet: daß die braut mit genugſamer ver-
willigung ires gemals in beiweſenheit und ſamt ihm
fuͤr dem hofgerichte zu Tuͤbingen, oder andern
orten nach gebrauch und art des adels im lande
Schwaben, ſich vaͤterlichen, muͤtterlichen und bruͤ-
derlichen erbes bis auf den lezten bruder verzeihen
und des notduͤrftig und genugſam verzug-brif auf-
richten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/212>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.