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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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Ein und achtzigstes haubtstück
vom einbehaltungs-rechte der witbe

und der landerben am stamm- und lehngute.
§ 3085

Eine witbe ist in den stamm- und lehngütern nebstdie witbe,
auch ire töch-
ter müssen
bis zu irer
befridigung
in den gü-
tern gehand-
habet wer-
den.

iren töchtern bis zur befridigung irer ehesteuer
und was selbiger anhängig ist, ausser der wieder-
lage, in den lehngütern des verstorbenen eheman-
nes zu handhaben (§ 823) und so lange dabei zu
schüzen, bis die angebliche lehnfolger sich zur sache
legitimiret, die belenung erlanget, annebst wie
recht erwisen haben, daß der witbe und deren töch-
ter foderungen es an der eigenschaft der lehnsschul-
den ermangele; nicht minder ist die verhängete
sequestration aufzuheben, auch das sequestrirte der
witbe auszuantworten.

§ 3086

Die witbe kan desfalls den besiz ergreifen, im-was für
rechtsmittel
selbigen zu-
stehen?

masen nach dem gerichtsbrauche die besiz-ergreifung
ein erlaubter privathandel ist, George Melchior
von Ludolf
obseru. 297 s. 504 des IIIten bandes,
und hernach wird erstlich die gerichtliche handha-
bung im besize gesuchet, damit sich nimand des
besiz-ergreifens misbrauche. Jedoch gehet man in
rücksicht auf die handhahung vom richter, wie bei
dem possessorio summariissimo zu werke. Die be-
scheinigung ist dem stamms- oder lehnsfolger nicht
mitzuteilen, sondern alles zwecket lediglich zu eini-
ger wahrscheinlichen darlegung des richters wegen
der besiz-ergreifung ab, Joh. Gottfrid Schaum-
burg
in der praxi iudic. iurid. lib. II cap. IIII § V
s. 123 fg., Estors anfangsgründe des gemeinen
und Reichsprocesses IIIIter teil tit. VI; daher auch

die
G 3


Ein und achtzigſtes haubtſtuͤck
vom einbehaltungs-rechte der witbe

und der landerben am ſtamm- und lehngute.
§ 3085

Eine witbe iſt in den ſtamm- und lehnguͤtern nebſtdie witbe,
auch ire toͤch-
ter muͤſſen
bis zu irer
befridigung
in den guͤ-
tern gehand-
habet wer-
den.

iren toͤchtern bis zur befridigung irer eheſteuer
und was ſelbiger anhaͤngig iſt, auſſer der wieder-
lage, in den lehnguͤtern des verſtorbenen eheman-
nes zu handhaben (§ 823) und ſo lange dabei zu
ſchuͤzen, bis die angebliche lehnfolger ſich zur ſache
legitimiret, die belenung erlanget, annebſt wie
recht erwiſen haben, daß der witbe und deren toͤch-
ter foderungen es an der eigenſchaft der lehnsſchul-
den ermangele; nicht minder iſt die verhaͤngete
ſequeſtration aufzuheben, auch das ſequeſtrirte der
witbe auszuantworten.

§ 3086

Die witbe kan desfalls den beſiz ergreifen, im-was fuͤr
rechtsmittel
ſelbigen zu-
ſtehen?

maſen nach dem gerichtsbrauche die beſiz-ergreifung
ein erlaubter privathandel iſt, George Melchior
von Ludolf
obſeru. 297 ſ. 504 des IIIten bandes,
und hernach wird erſtlich die gerichtliche handha-
bung im beſize geſuchet, damit ſich nimand des
beſiz-ergreifens misbrauche. Jedoch gehet man in
ruͤckſicht auf die handhahung vom richter, wie bei
dem poſſeſſorio ſummariiſſimo zu werke. Die be-
ſcheinigung iſt dem ſtamms- oder lehnsfolger nicht
mitzuteilen, ſondern alles zwecket lediglich zu eini-
ger wahrſcheinlichen darlegung des richters wegen
der beſiz-ergreifung ab, Joh. Gottfrid Schaum-
burg
in der praxi iudic. iurid. lib. II cap. IIII § V
ſ. 123 fg., Eſtors anfangsgruͤnde des gemeinen
und Reichsproceſſes IIIIter teil tit. VI; daher auch

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G 3
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[101/0153] Ein und achtzigſtes haubtſtuͤck vom einbehaltungs-rechte der witbe und der landerben am ſtamm- und lehngute. § 3085 Eine witbe iſt in den ſtamm- und lehnguͤtern nebſt iren toͤchtern bis zur befridigung irer eheſteuer und was ſelbiger anhaͤngig iſt, auſſer der wieder- lage, in den lehnguͤtern des verſtorbenen eheman- nes zu handhaben (§ 823) und ſo lange dabei zu ſchuͤzen, bis die angebliche lehnfolger ſich zur ſache legitimiret, die belenung erlanget, annebſt wie recht erwiſen haben, daß der witbe und deren toͤch- ter foderungen es an der eigenſchaft der lehnsſchul- den ermangele; nicht minder iſt die verhaͤngete ſequeſtration aufzuheben, auch das ſequeſtrirte der witbe auszuantworten. die witbe, auch ire toͤch- ter muͤſſen bis zu irer befridigung in den guͤ- tern gehand- habet wer- den. § 3086 Die witbe kan desfalls den beſiz ergreifen, im- maſen nach dem gerichtsbrauche die beſiz-ergreifung ein erlaubter privathandel iſt, George Melchior von Ludolf obſeru. 297 ſ. 504 des IIIten bandes, und hernach wird erſtlich die gerichtliche handha- bung im beſize geſuchet, damit ſich nimand des beſiz-ergreifens misbrauche. Jedoch gehet man in ruͤckſicht auf die handhahung vom richter, wie bei dem poſſeſſorio ſummariiſſimo zu werke. Die be- ſcheinigung iſt dem ſtamms- oder lehnsfolger nicht mitzuteilen, ſondern alles zwecket lediglich zu eini- ger wahrſcheinlichen darlegung des richters wegen der beſiz-ergreifung ab, Joh. Gottfrid Schaum- burg in der praxi iudic. iurid. lib. II cap. IIII § V ſ. 123 fg., Eſtors anfangsgruͤnde des gemeinen und Reichsproceſſes IIIIter teil tit. VI; daher auch die was fuͤr rechtsmittel ſelbigen zu- ſtehen? G 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/153>, abgerufen am 24.11.2024.