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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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Vorrede.
sein sträckliches verbleiben behalten. Dise spien
zwar aufs messer, und wezeten es auf dem schuhe,
wenn sie zu gaste gingen; nichts desto minder haben
sie die Teutsche schreibart auf uns gebracht! Herr
college! der sey ein sonderling und kein bidermann!
der, welcher nicht, wie es die väter geschriben ha-
ben, auch schreibet. Der Gellert hat recht:

Gewonheit macht den feler schön,
Den wir, von jugend auf, gesehn.

Diß ist wohl gegeben. Die küchen-jungen sehen
gar schmuzig aus, wann aber einer reinlich aufzihet;
so ist er ein sonderling! mein herr Celarent! Wissen
sie noch von dem schweren processe zwischen dem
kunst-pfeifer N. zu - - und dem - - - zu N! Erinnern
sie sich doch, daß weil ars lateinisch im schmähe-
brife geschriben war, wir den beklagten entbanden,
und ihn als einen kunst-pfeifer nicht geschimpfet ach-
teten. Aber das kan ich nicht verhelen! Wäre das
wort ars Teutsch geschriben gewest; alsdann hätte
das urthel nicht anders, dann auf einen knienden
widerruf ausfallen können. Sehen sie mein lieber
herr Datisi: wie nötig, auch nüzlich sey, unsere
Teutsche sprache mit lateinischen, auch lateinisch ge-
schribenen wörtern zu ziren! Glauben sie nicht, daß
lateinisch geschribene ausdrücke den juwelen glei-
chen, welche an den händen sich als grind-blattern
und warzen etwa zeigen. Der herr Damötus ist
mit dem herrn Celarent völlig verstanden. Man
bringe ihn unter die waibel zu Augsburg! Ein Rö-
mer ist kein barbar! das gehöret für die Teutschen
Michel!

Hirauf

Vorrede.
ſein ſtraͤckliches verbleiben behalten. Diſe ſpien
zwar aufs meſſer, und wezeten es auf dem ſchuhe,
wenn ſie zu gaſte gingen; nichts deſto minder haben
ſie die Teutſche ſchreibart auf uns gebracht! Herr
college! der ſey ein ſonderling und kein bidermann!
der, welcher nicht, wie es die vaͤter geſchriben ha-
ben, auch ſchreibet. Der Gellert hat recht:

Gewonheit macht den feler ſchoͤn,
Den wir, von jugend auf, geſehn.

Diß iſt wohl gegeben. Die kuͤchen-jungen ſehen
gar ſchmuzig aus, wann aber einer reinlich aufzihet;
ſo iſt er ein ſonderling! mein herr Celarent! Wiſſen
ſie noch von dem ſchweren proceſſe zwiſchen dem
kunſt-pfeifer N. zu ‒ ‒ und dem ‒ ‒ ‒ zu N! Erinnern
ſie ſich doch, daß weil ars lateiniſch im ſchmaͤhe-
brife geſchriben war, wir den beklagten entbanden,
und ihn als einen kunſt-pfeifer nicht geſchimpfet ach-
teten. Aber das kan ich nicht verhelen! Waͤre das
wort ars Teutſch geſchriben geweſt; alsdann haͤtte
das urthel nicht anders, dann auf einen knienden
widerruf ausfallen koͤnnen. Sehen ſie mein lieber
herr Datiſi: wie noͤtig, auch nuͤzlich ſey, unſere
Teutſche ſprache mit lateiniſchen, auch lateiniſch ge-
ſchribenen woͤrtern zu ziren! Glauben ſie nicht, daß
lateiniſch geſchribene ausdruͤcke den juwelen glei-
chen, welche an den haͤnden ſich als grind-blattern
und warzen etwa zeigen. Der herr Damoͤtus iſt
mit dem herrn Celarent voͤllig verſtanden. Man
bringe ihn unter die waibel zu Augsburg! Ein Roͤ-
mer iſt kein barbar! das gehoͤret fuͤr die Teutſchen
Michel!

Hirauf
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[11/0015] Vorrede. ſein ſtraͤckliches verbleiben behalten. Diſe ſpien zwar aufs meſſer, und wezeten es auf dem ſchuhe, wenn ſie zu gaſte gingen; nichts deſto minder haben ſie die Teutſche ſchreibart auf uns gebracht! Herr college! der ſey ein ſonderling und kein bidermann! der, welcher nicht, wie es die vaͤter geſchriben ha- ben, auch ſchreibet. Der Gellert hat recht: Gewonheit macht den feler ſchoͤn, Den wir, von jugend auf, geſehn. Diß iſt wohl gegeben. Die kuͤchen-jungen ſehen gar ſchmuzig aus, wann aber einer reinlich aufzihet; ſo iſt er ein ſonderling! mein herr Celarent! Wiſſen ſie noch von dem ſchweren proceſſe zwiſchen dem kunſt-pfeifer N. zu ‒ ‒ und dem ‒ ‒ ‒ zu N! Erinnern ſie ſich doch, daß weil ars lateiniſch im ſchmaͤhe- brife geſchriben war, wir den beklagten entbanden, und ihn als einen kunſt-pfeifer nicht geſchimpfet ach- teten. Aber das kan ich nicht verhelen! Waͤre das wort ars Teutſch geſchriben geweſt; alsdann haͤtte das urthel nicht anders, dann auf einen knienden widerruf ausfallen koͤnnen. Sehen ſie mein lieber herr Datiſi: wie noͤtig, auch nuͤzlich ſey, unſere Teutſche ſprache mit lateiniſchen, auch lateiniſch ge- ſchribenen woͤrtern zu ziren! Glauben ſie nicht, daß lateiniſch geſchribene ausdruͤcke den juwelen glei- chen, welche an den haͤnden ſich als grind-blattern und warzen etwa zeigen. Der herr Damoͤtus iſt mit dem herrn Celarent voͤllig verſtanden. Man bringe ihn unter die waibel zu Augsburg! Ein Roͤ- mer iſt kein barbar! das gehoͤret fuͤr die Teutſchen Michel! Hirauf

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/15>, abgerufen am 21.11.2024.