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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXX haubtstück
wönlichen vir wochen iren nächsten erben ausgefolget
werden sollten, lebenslang genüßen mögte, nach sei-
nem ableben dasselbe auf ire erben wieder zurück
fallen sollte. Wofern aber kinder vorhanden wären,
sollte die witbe ebenfalls den dritten teil aller fa-
renden haabe erhalten, und das bemelte bekommen;
iedoch wenn sie zur andern ehe schreiten, und aus
solcher gleichfalls kinder erzilen würde, sollten beider-
seits kinder die mutter zu gleichen teilen beerben.

§ 3075
in den he-
stiftungen
kan über der
ältern nach-
laß ein ge-
ding errich-
tet werden.

Jeweilen wird in den ehestiftungen zugleich über
der ältern nachlaß ein geding errichtet, wenn näm-
lich die verehlichten kinder vor ihnen sterben sollten.
Disemnach wurde in der eheberedung zwischen graf
Boten von Stollberg, und frau Annen von König-
stein 1499 belibet: daß wenn graf Bote vor ihr
sterben sollte, der gemalin folgen sollte: alle ire klei-
kleider, kleinode etc. von aller farender haabe 1/3 , so
vil den graf Bote zu seinem teile gebüre, ausge-
nommen pfandschaft, wiederkaufs-gült, pferde, har-
nisch, geschüz etc. und wenn graf Bote vor seinem
vater mit tode abgehen würde, nichts destoweniger
der frau witben der dritte teil von der farenden
haabe, so vil graf Boten des im vorberürten falle
seines vaters gebüret hätte, gelassen werden, in der
mase, als hätte graf Bote seinen vater überlebet.
Wenn aber die frau Anna nach graf Boten one
eheliche leibes-erben das zeitliche segnete, imgleichen
des graf Botens vater und bruder Heinrich one
eheliche leibes-erben abgehen würden, alsdann soll-
ten die 5000 fl. brautgift, darzu die 5000 widerla-
ge und was an erbschaft von der gemalin kommen
wäre, wieder hinter sich an die herrschaft König-
stein, oder ire erben fallen. Wofern aber die An-
na von Königstein vor irem gemal one leibes-erben
abgehen würde, sollte graf Bote und graf Heinrich

sein

LXXX haubtſtuͤck
woͤnlichen vir wochen iren naͤchſten erben ausgefolget
werden ſollten, lebenslang genuͤßen moͤgte, nach ſei-
nem ableben daſſelbe auf ire erben wieder zuruͤck
fallen ſollte. Wofern aber kinder vorhanden waͤren,
ſollte die witbe ebenfalls den dritten teil aller fa-
renden haabe erhalten, und das bemelte bekommen;
iedoch wenn ſie zur andern ehe ſchreiten, und aus
ſolcher gleichfalls kinder erzilen wuͤrde, ſollten beider-
ſeits kinder die mutter zu gleichen teilen beerben.

§ 3075
in den he-
ſtiftungen
kan uͤber der
aͤltern nach-
laß ein ge-
ding errich-
tet werden.

Jeweilen wird in den eheſtiftungen zugleich uͤber
der aͤltern nachlaß ein geding errichtet, wenn naͤm-
lich die verehlichten kinder vor ihnen ſterben ſollten.
Diſemnach wurde in der eheberedung zwiſchen graf
Boten von Stollberg, und frau Annen von Koͤnig-
ſtein 1499 belibet: daß wenn graf Bote vor ihr
ſterben ſollte, der gemalin folgen ſollte: alle ire klei-
kleider, kleinode ꝛc. von aller farender haabe ⅓, ſo
vil den graf Bote zu ſeinem teile gebuͤre, ausge-
nommen pfandſchaft, wiederkaufs-guͤlt, pferde, har-
niſch, geſchuͤz ꝛc. und wenn graf Bote vor ſeinem
vater mit tode abgehen wuͤrde, nichts deſtoweniger
der frau witben der dritte teil von der farenden
haabe, ſo vil graf Boten des im vorberuͤrten falle
ſeines vaters gebuͤret haͤtte, gelaſſen werden, in der
maſe, als haͤtte graf Bote ſeinen vater uͤberlebet.
Wenn aber die frau Anna nach graf Boten one
eheliche leibes-erben das zeitliche ſegnete, imgleichen
des graf Botens vater und bruder Heinrich one
eheliche leibes-erben abgehen wuͤrden, alsdann ſoll-
ten die 5000 fl. brautgift, darzu die 5000 widerla-
ge und was an erbſchaft von der gemalin kommen
waͤre, wieder hinter ſich an die herrſchaft Koͤnig-
ſtein, oder ire erben fallen. Wofern aber die An-
na von Koͤnigſtein vor irem gemal one leibes-erben
abgehen wuͤrde, ſollte graf Bote und graf Heinrich

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[96/0148] LXXX haubtſtuͤck woͤnlichen vir wochen iren naͤchſten erben ausgefolget werden ſollten, lebenslang genuͤßen moͤgte, nach ſei- nem ableben daſſelbe auf ire erben wieder zuruͤck fallen ſollte. Wofern aber kinder vorhanden waͤren, ſollte die witbe ebenfalls den dritten teil aller fa- renden haabe erhalten, und das bemelte bekommen; iedoch wenn ſie zur andern ehe ſchreiten, und aus ſolcher gleichfalls kinder erzilen wuͤrde, ſollten beider- ſeits kinder die mutter zu gleichen teilen beerben. § 3075 Jeweilen wird in den eheſtiftungen zugleich uͤber der aͤltern nachlaß ein geding errichtet, wenn naͤm- lich die verehlichten kinder vor ihnen ſterben ſollten. Diſemnach wurde in der eheberedung zwiſchen graf Boten von Stollberg, und frau Annen von Koͤnig- ſtein 1499 belibet: daß wenn graf Bote vor ihr ſterben ſollte, der gemalin folgen ſollte: alle ire klei- kleider, kleinode ꝛc. von aller farender haabe ⅓, ſo vil den graf Bote zu ſeinem teile gebuͤre, ausge- nommen pfandſchaft, wiederkaufs-guͤlt, pferde, har- niſch, geſchuͤz ꝛc. und wenn graf Bote vor ſeinem vater mit tode abgehen wuͤrde, nichts deſtoweniger der frau witben der dritte teil von der farenden haabe, ſo vil graf Boten des im vorberuͤrten falle ſeines vaters gebuͤret haͤtte, gelaſſen werden, in der maſe, als haͤtte graf Bote ſeinen vater uͤberlebet. Wenn aber die frau Anna nach graf Boten one eheliche leibes-erben das zeitliche ſegnete, imgleichen des graf Botens vater und bruder Heinrich one eheliche leibes-erben abgehen wuͤrden, alsdann ſoll- ten die 5000 fl. brautgift, darzu die 5000 widerla- ge und was an erbſchaft von der gemalin kommen waͤre, wieder hinter ſich an die herrſchaft Koͤnig- ſtein, oder ire erben fallen. Wofern aber die An- na von Koͤnigſtein vor irem gemal one leibes-erben abgehen wuͤrde, ſollte graf Bote und graf Heinrich ſein

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/148>, abgerufen am 24.11.2024.