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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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Erster nachtrag.
papst, als auch die Teutschen bischöffe mit der ein-
fürung geistlicher zehnten in verschidenen Teutschen
landen auszulangen nicht, oder schwerlich vermocht
haben, nach ausweise des Georgen Christians
Joannis
t. I rerum Moguntiacar. s. 543, Joh.
Heinrichs
von Falkenstein in der Erfurtischen
histori s. 52, Christian Franzens Paulini s. 17,
annalium Isenacensium; zu geschweigen, wie das
Hersfeldische grose gericht Nider-Aula noch von
keinem zehnten weis; hingegen die geistlichkeit an
andern orten nicht nur den grosen, sondern auch den
kleinen, oder tresenei-zehnten, aus dem spruche
Matthäi XXIII, 23 foderten; gestalt sie den unter-
tanen vorbildeten, was maßen sie nachfolger der
prister und leviten des alten testamentes wären;
mithin ihnen auch die zehnten, wie im alten testa-
mente, gebüreten; gleichwohl der abergläubige
laie seinen hals dem pristerlichen joche darstrecken
und gehorchen muste; dahingegen es mit den welt-
lichen zehnten eine ganz andere beschaffenheit hat-
te; sintemal der hohe und nidere adel seinen bau-
ern gewisse äcker eingab, und sich davon eine an-
zal garben ausbehilte, welche eigentlich ein gewis-
ser zins, eine pacht, oder medum war, van Espen
P. II, tit. 33, cap. 4 § 1 fgg., den man hernach den
namen eines zehntens wegen der garben-abgabe
unschicklich zulegete, Just Henning Böhmer
T. I consultat. IIII n. 47; derowegen dasjenige,
was in den geistlichen rechten von den pfarr-zehn-
ten verordnet ist, auf die laien-zehnten sich nicht
räumet, sondern dise, als eine pacht, oder ein zins
zu beurteilen sind, auch von weiter nichts abgege-
ben werden, als was die gewonheit mit sich brin-
get; damit indeß der unterschid zwischen den zehn-
ten der geistlichen und weltlichen desto besser in die

augen
B b b b 4

Erſter nachtrag.
papſt, als auch die Teutſchen biſchoͤffe mit der ein-
fuͤrung geiſtlicher zehnten in verſchidenen Teutſchen
landen auszulangen nicht, oder ſchwerlich vermocht
haben, nach ausweiſe des Georgen Chriſtians
Joannis
t. I rerum Moguntiacar. ſ. 543, Joh.
Heinrichs
von Falkenſtein in der Erfurtiſchen
hiſtori ſ. 52, Chriſtian Franzens Paulini ſ. 17,
annalium Iſenacenſium; zu geſchweigen, wie das
Hersfeldiſche groſe gericht Nider-Aula noch von
keinem zehnten weis; hingegen die geiſtlichkeit an
andern orten nicht nur den groſen, ſondern auch den
kleinen, oder treſenei-zehnten, aus dem ſpruche
Matthaͤi XXIII, 23 foderten; geſtalt ſie den unter-
tanen vorbildeten, was maßen ſie nachfolger der
priſter und leviten des alten teſtamentes waͤren;
mithin ihnen auch die zehnten, wie im alten teſta-
mente, gebuͤreten; gleichwohl der aberglaͤubige
laie ſeinen hals dem priſterlichen joche darſtrecken
und gehorchen muſte; dahingegen es mit den welt-
lichen zehnten eine ganz andere beſchaffenheit hat-
te; ſintemal der hohe und nidere adel ſeinen bau-
ern gewiſſe aͤcker eingab, und ſich davon eine an-
zal garben ausbehilte, welche eigentlich ein gewiſ-
ſer zins, eine pacht, oder medum war, van Eſpen
P. II, tit. 33, cap. 4 § 1 fgg., den man hernach den
namen eines zehntens wegen der garben-abgabe
unſchicklich zulegete, Juſt Henning Boͤhmer
T. I conſultat. IIII n. 47; derowegen dasjenige,
was in den geiſtlichen rechten von den pfarr-zehn-
ten verordnet iſt, auf die laien-zehnten ſich nicht
raͤumet, ſondern diſe, als eine pacht, oder ein zins
zu beurteilen ſind, auch von weiter nichts abgege-
ben werden, als was die gewonheit mit ſich brin-
get; damit indeß der unterſchid zwiſchen den zehn-
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[1127/1175] Erſter nachtrag. papſt, als auch die Teutſchen biſchoͤffe mit der ein- fuͤrung geiſtlicher zehnten in verſchidenen Teutſchen landen auszulangen nicht, oder ſchwerlich vermocht haben, nach ausweiſe des Georgen Chriſtians Joannis t. I rerum Moguntiacar. ſ. 543, Joh. Heinrichs von Falkenſtein in der Erfurtiſchen hiſtori ſ. 52, Chriſtian Franzens Paulini ſ. 17, annalium Iſenacenſium; zu geſchweigen, wie das Hersfeldiſche groſe gericht Nider-Aula noch von keinem zehnten weis; hingegen die geiſtlichkeit an andern orten nicht nur den groſen, ſondern auch den kleinen, oder treſenei-zehnten, aus dem ſpruche Matthaͤi XXIII, 23 foderten; geſtalt ſie den unter- tanen vorbildeten, was maßen ſie nachfolger der priſter und leviten des alten teſtamentes waͤren; mithin ihnen auch die zehnten, wie im alten teſta- mente, gebuͤreten; gleichwohl der aberglaͤubige laie ſeinen hals dem priſterlichen joche darſtrecken und gehorchen muſte; dahingegen es mit den welt- lichen zehnten eine ganz andere beſchaffenheit hat- te; ſintemal der hohe und nidere adel ſeinen bau- ern gewiſſe aͤcker eingab, und ſich davon eine an- zal garben ausbehilte, welche eigentlich ein gewiſ- ſer zins, eine pacht, oder medum war, van Eſpen P. II, tit. 33, cap. 4 § 1 fgg., den man hernach den namen eines zehntens wegen der garben-abgabe unſchicklich zulegete, Juſt Henning Boͤhmer T. I conſultat. IIII n. 47; derowegen dasjenige, was in den geiſtlichen rechten von den pfarr-zehn- ten verordnet iſt, auf die laien-zehnten ſich nicht raͤumet, ſondern diſe, als eine pacht, oder ein zins zu beurteilen ſind, auch von weiter nichts abgege- ben werden, als was die gewonheit mit ſich brin- get; damit indeß der unterſchid zwiſchen den zehn- ten der geiſtlichen und weltlichen deſto beſſer in die augen B b b b 4

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1175>, abgerufen am 22.11.2024.