schaftliche dorfs-untertanen gerichtet wird, heisset die ehafts-gerichtbarkeit.
§ 6277
in Kur- Sachsen
Jn Kur-Sachsen war wegen des ungehorsa- mes die verteilung in die ehaften und widerrede tit. X der proceß-ordnung eingefüret. Allein es ist diß § 2 s. 78 der verbesserten proceß-ordnung abgeschaffet, ausser bei dem desertions- und achts- processe.
§ 6278
und über- haubt.
Das wort ehaft hat sonst mancherlei bedeutun- gen (§ 6122) und zwar 1) legitimum judicium. Ei- nige nennen es in so weit die rüge-gerichtbarkeit, Heumannnde iudiciis communitatum. 2) Das- jenige, was in den rechten begründet, zugelassen, oder besonders ausgenommen ist; daher die for- mel: mit allen ehaften, vorkömmt, Speidels specul. obseruat. s. 264, 3) eine redliche entschuldi- gung und aufrichtige behinderung, etwas zu tun, oder zu lassen. Derowegen die ehafte not, echte not etc. in der alten Hessischen gerichts-ordnung vom jare 1497 ire benennung hat, tue hinzu das Cul- mische recht II tit. 8.
§ 6279
was ehaft in ungehor- sams-sachen bedeutet?
Ehaft bedeutet in ungehorsams-sachen eine recht- mäsige entschuldigung, besage der F. S. Eisenachi- schen proceß-ordnung s. 34. Jn anderm verstande ist ehaft so vil, als rechtmäsig, Palthenius über den Tatianus s. 323. Jm Schwäbischen land- rechte cap. CCCLXXXVIIII werden 4 rechtmäsige ursachen oder ehaften angegeben: 1) die gefangen- schaft, 2) krankheit, 3) eine pilger-reise, 4) herrn- dinst; iedoch die armut gehöret auch dahin, Wachter sp. 342.
Siben
LVI h. von der ehafts-gerichtbarkeit.
ſchaftliche dorfs-untertanen gerichtet wird, heiſſet die ehafts-gerichtbarkeit.
§ 6277
in Kur- Sachſen
Jn Kur-Sachſen war wegen des ungehorſa- mes die verteilung in die ehaften und widerrede tit. X der proceß-ordnung eingefuͤret. Allein es iſt diß § 2 ſ. 78 der verbeſſerten proceß-ordnung abgeſchaffet, auſſer bei dem deſertions- und achts- proceſſe.
§ 6278
und uͤber- haubt.
Das wort ehaft hat ſonſt mancherlei bedeutun- gen (§ 6122) und zwar 1) legitimum judicium. Ei- nige nennen es in ſo weit die ruͤge-gerichtbarkeit, Heumannnde iudiciis communitatum. 2) Das- jenige, was in den rechten begruͤndet, zugelaſſen, oder beſonders ausgenommen iſt; daher die for- mel: mit allen ehaften, vorkoͤmmt, Speidels ſpecul. obſeruat. ſ. 264, 3) eine redliche entſchuldi- gung und aufrichtige behinderung, etwas zu tun, oder zu laſſen. Derowegen die ehafte not, echte not ꝛc. in der alten Heſſiſchen gerichts-ordnung vom jare 1497 ire benennung hat, tue hinzu das Cul- miſche recht II tit. 8.
§ 6279
was ehaft in ungehor- ſams-ſachen bedeutet?
Ehaft bedeutet in ungehorſams-ſachen eine recht- maͤſige entſchuldigung, beſage der F. S. Eiſenachi- ſchen proceß-ordnung ſ. 34. Jn anderm verſtande iſt ehaft ſo vil, als rechtmaͤſig, Palthenius uͤber den Tatianus ſ. 323. Jm Schwaͤbiſchen land- rechte cap. CCCLXXXVIIII werden 4 rechtmaͤſige urſachen oder ehaften angegeben: 1) die gefangen- ſchaft, 2) krankheit, 3) eine pilger-reiſe, 4) herrn- dinſt; iedoch die armut gehoͤret auch dahin, Wachter ſp. 342.
Siben
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LVI h. von der ehafts-gerichtbarkeit.
ſchaftliche dorfs-untertanen gerichtet wird, heiſſet
die ehafts-gerichtbarkeit.
§ 6277
Jn Kur-Sachſen war wegen des ungehorſa-
mes die verteilung in die ehaften und widerrede
tit. X der proceß-ordnung eingefuͤret. Allein es
iſt diß § 2 ſ. 78 der verbeſſerten proceß-ordnung
abgeſchaffet, auſſer bei dem deſertions- und achts-
proceſſe.
§ 6278
Das wort ehaft hat ſonſt mancherlei bedeutun-
gen (§ 6122) und zwar 1) legitimum judicium. Ei-
nige nennen es in ſo weit die ruͤge-gerichtbarkeit,
Heumannn de iudiciis communitatum. 2) Das-
jenige, was in den rechten begruͤndet, zugelaſſen,
oder beſonders ausgenommen iſt; daher die for-
mel: mit allen ehaften, vorkoͤmmt, Speidels
ſpecul. obſeruat. ſ. 264, 3) eine redliche entſchuldi-
gung und aufrichtige behinderung, etwas zu tun,
oder zu laſſen. Derowegen die ehafte not, echte
not ꝛc. in der alten Heſſiſchen gerichts-ordnung vom
jare 1497 ire benennung hat, tue hinzu das Cul-
miſche recht II tit. 8.
§ 6279
Ehaft bedeutet in ungehorſams-ſachen eine recht-
maͤſige entſchuldigung, beſage der F. S. Eiſenachi-
ſchen proceß-ordnung ſ. 34. Jn anderm verſtande
iſt ehaft ſo vil, als rechtmaͤſig, Palthenius uͤber
den Tatianus ſ. 323. Jm Schwaͤbiſchen land-
rechte cap. CCCLXXXVIIII werden 4 rechtmaͤſige
urſachen oder ehaften angegeben: 1) die gefangen-
ſchaft, 2) krankheit, 3) eine pilger-reiſe, 4) herrn-
dinſt; iedoch die armut gehoͤret auch dahin,
Wachter ſp. 342.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1000. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1048>, abgerufen am 25.11.2024.
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