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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LIII haubtst. die lehre der Teutschen etc.
ter Müller de iure ferretri, Schottel am a. o.
cap. III und Gerken darüber, Knorrens anlei-
tung zum gerichtlichen proceß s. 620, Barth im
dissensu 518. Hir ist des exempels eines gros-her-
zogs von Florenz zu gedenken. Also ist auch auf
das schwimmen der lunge bei dem kindermorde nicht
sehr zu bauen.

§ 6264

Flüchtig mann, schuldig mann; iedoch ist die
flucht eine gar schwache anzeige, und kan keiner
deswegen auf die folter gebracht werden.

§ 6265

Das bir schmäcket nach dem faß, das ist, wenn
der vater ein dib ist, so ist der sohn verdächtig.
Man saget auch: er sihet aus, wie ein schelm.
Das gesicht verrät ihn. Dise beiden sprüchwör-
ter haben einen grosen nuzen in praxi. Denn es
muß allemal bei dem hören und foltern protocolliret
werden, wie er sich geberdet.

§ 6266

Weiter heisset es: vom hören-sagen leugt man
vil. Gemein gerücht ist selten erlogen. Wie der
wirt, so die gäste, das ist, aus dem umgange kom-
men auch anzeigen. Gleich suchet sich, gleich fin-
det sich. Die krähe läßt das hüpfen nicht, das ist,
wer einmal gestolen hat, wider den ist die vermu-
tung, daß er das auch gestolen habe. Das ist
aber keine folge von einem verbrechen auf das an-
dre, z. e. wer huret, der stilet. Jch bin nicht die
erste hure.

§ 6267

Hexen weinen nicht. Das ist aber keine folge,
wer nicht weinet, ist eine hexe.

§ 6268

LIII haubtſt. die lehre der Teutſchen ꝛc.
ter Muͤller de iure ferretri, Schottel am a. o.
cap. III und Gerken daruͤber, Knorrens anlei-
tung zum gerichtlichen proceß ſ. 620, Barth im
diſſenſu 518. Hir iſt des exempels eines gros-her-
zogs von Florenz zu gedenken. Alſo iſt auch auf
das ſchwimmen der lunge bei dem kindermorde nicht
ſehr zu bauen.

§ 6264

Fluͤchtig mann, ſchuldig mann; iedoch iſt die
flucht eine gar ſchwache anzeige, und kan keiner
deswegen auf die folter gebracht werden.

§ 6265

Das bir ſchmaͤcket nach dem faß, das iſt, wenn
der vater ein dib iſt, ſo iſt der ſohn verdaͤchtig.
Man ſaget auch: er ſihet aus, wie ein ſchelm.
Das geſicht verraͤt ihn. Diſe beiden ſpruͤchwoͤr-
ter haben einen groſen nuzen in praxi. Denn es
muß allemal bei dem hoͤren und foltern protocolliret
werden, wie er ſich geberdet.

§ 6266

Weiter heiſſet es: vom hoͤren-ſagen leugt man
vil. Gemein geruͤcht iſt ſelten erlogen. Wie der
wirt, ſo die gaͤſte, das iſt, aus dem umgange kom-
men auch anzeigen. Gleich ſuchet ſich, gleich fin-
det ſich. Die kraͤhe laͤßt das huͤpfen nicht, das iſt,
wer einmal geſtolen hat, wider den iſt die vermu-
tung, daß er das auch geſtolen habe. Das iſt
aber keine folge von einem verbrechen auf das an-
dre, z. e. wer huret, der ſtilet. Jch bin nicht die
erſte hure.

§ 6267

Hexen weinen nicht. Das iſt aber keine folge,
wer nicht weinet, iſt eine hexe.

§ 6268
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[996/1044] LIII haubtſt. die lehre der Teutſchen ꝛc. ter Muͤller de iure ferretri, Schottel am a. o. cap. III und Gerken daruͤber, Knorrens anlei- tung zum gerichtlichen proceß ſ. 620, Barth im diſſenſu 518. Hir iſt des exempels eines gros-her- zogs von Florenz zu gedenken. Alſo iſt auch auf das ſchwimmen der lunge bei dem kindermorde nicht ſehr zu bauen. § 6264 Fluͤchtig mann, ſchuldig mann; iedoch iſt die flucht eine gar ſchwache anzeige, und kan keiner deswegen auf die folter gebracht werden. § 6265 Das bir ſchmaͤcket nach dem faß, das iſt, wenn der vater ein dib iſt, ſo iſt der ſohn verdaͤchtig. Man ſaget auch: er ſihet aus, wie ein ſchelm. Das geſicht verraͤt ihn. Diſe beiden ſpruͤchwoͤr- ter haben einen groſen nuzen in praxi. Denn es muß allemal bei dem hoͤren und foltern protocolliret werden, wie er ſich geberdet. § 6266 Weiter heiſſet es: vom hoͤren-ſagen leugt man vil. Gemein geruͤcht iſt ſelten erlogen. Wie der wirt, ſo die gaͤſte, das iſt, aus dem umgange kom- men auch anzeigen. Gleich ſuchet ſich, gleich fin- det ſich. Die kraͤhe laͤßt das huͤpfen nicht, das iſt, wer einmal geſtolen hat, wider den iſt die vermu- tung, daß er das auch geſtolen habe. Das iſt aber keine folge von einem verbrechen auf das an- dre, z. e. wer huret, der ſtilet. Jch bin nicht die erſte hure. § 6267 Hexen weinen nicht. Das iſt aber keine folge, wer nicht weinet, iſt eine hexe. § 6268

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 996. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1044>, abgerufen am 25.11.2024.