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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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auch tätlichen beschimpfungen.
gen statt, z. e. er hat mich gekarbatschet, also darf
ich wieder peitschen. Dises gilt nicht.

§ 6235

Jn wörtlichen beschimpfungen kan ich auch, sooder verbo-
ten ist?

bald ich solche erfare, durch notarien und zeugen
selbige zurückschiben. Wenn man dem richter, von
Leyser
specim. 542, med. 9, die schriftliche zurück-
schibung behändigen lassen will, ist diser solche an-
zunemen nicht schuldig, Hert in paroem. iur. Germ.
lib. I
par. 99 § 5. Es kan auch die zurückschibung
durch die landes-gesäze gänzlich untersaget werden,
sihe das Kur-Sächsische erneuerte und geschärfte
mandat wider die selbst-rache, § 22. Jmmittels
hebet die zurückschibung die öffentliche strafe nicht
auf, Böhmer T. II P. II cons. 1100 n. 8, 10.

§ 6236

Der Teutsche glaubte sonst: auf eine lüge,auf eine lüge
gehöret sich
keine maul-
tasche mehr,

(scheltwort), gehöre eine maultasche; allein nach
dem errichteten land-friden, auch eingeführten duell-
mandaten, ist dises sprüchwort abgeschaft, Hert
am a. o. s. 565, Stryk de alapa, man hat auch
hir in sachen von N. entgegen v. N. auf dises
sprüchwort nicht gesehen.

§ 6237

Die erlassung der schmach wird nicht vermu-die erlassung
der schmach
wird nicht
vermutet.

tet. Denn die Teutschen schmaussen gern. Wo
nun zwene feinde zu einem dritten als gäste, oder
an hof kamen, hise es: sie leben nach hofrecht;
ich will dir es nach hofrecht bringen; ich will dir
auf hofrecht bescheid tun, Hert paroem. iur. Germ.
lib. I
par. CI. Der grund hirvon steckt im sprüch-
worte: der person freund, der sache feind, Hert
am a. o.

§ 6238

auch taͤtlichen beſchimpfungen.
gen ſtatt, z. e. er hat mich gekarbatſchet, alſo darf
ich wieder peitſchen. Diſes gilt nicht.

§ 6235

Jn woͤrtlichen beſchimpfungen kan ich auch, ſooder verbo-
ten iſt?

bald ich ſolche erfare, durch notarien und zeugen
ſelbige zuruͤckſchiben. Wenn man dem richter, von
Leyſer
ſpecim. 542, med. 9, die ſchriftliche zuruͤck-
ſchibung behaͤndigen laſſen will, iſt diſer ſolche an-
zunemen nicht ſchuldig, Hert in paroem. iur. Germ.
lib. I
par. 99 § 5. Es kan auch die zuruͤckſchibung
durch die landes-geſaͤze gaͤnzlich unterſaget werden,
ſihe das Kur-Saͤchſiſche erneuerte und geſchaͤrfte
mandat wider die ſelbſt-rache, § 22. Jmmittels
hebet die zuruͤckſchibung die oͤffentliche ſtrafe nicht
auf, Boͤhmer T. II P. II conſ. 1100 n. 8, 10.

§ 6236

Der Teutſche glaubte ſonſt: auf eine luͤge,auf eine luͤge
gehoͤret ſich
keine maul-
taſche mehr,

(ſcheltwort), gehoͤre eine maultaſche; allein nach
dem errichteten land-friden, auch eingefuͤhrten duell-
mandaten, iſt diſes ſpruͤchwort abgeſchaft, Hert
am a. o. ſ. 565, Stryk de alapa, man hat auch
hir in ſachen von N. entgegen v. N. auf diſes
ſpruͤchwort nicht geſehen.

§ 6237

Die erlaſſung der ſchmach wird nicht vermu-die erlaſſung
der ſchmach
wird nicht
vermutet.

tet. Denn die Teutſchen ſchmauſſen gern. Wo
nun zwene feinde zu einem dritten als gaͤſte, oder
an hof kamen, hiſe es: ſie leben nach hofrecht;
ich will dir es nach hofrecht bringen; ich will dir
auf hofrecht beſcheid tun, Hert paroem. iur. Germ.
lib. I
par. CI. Der grund hirvon ſteckt im ſpruͤch-
worte: der perſon freund, der ſache feind, Hert
am a. o.

§ 6238
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[987/1035] auch taͤtlichen beſchimpfungen. gen ſtatt, z. e. er hat mich gekarbatſchet, alſo darf ich wieder peitſchen. Diſes gilt nicht. § 6235 Jn woͤrtlichen beſchimpfungen kan ich auch, ſo bald ich ſolche erfare, durch notarien und zeugen ſelbige zuruͤckſchiben. Wenn man dem richter, von Leyſer ſpecim. 542, med. 9, die ſchriftliche zuruͤck- ſchibung behaͤndigen laſſen will, iſt diſer ſolche an- zunemen nicht ſchuldig, Hert in paroem. iur. Germ. lib. I par. 99 § 5. Es kan auch die zuruͤckſchibung durch die landes-geſaͤze gaͤnzlich unterſaget werden, ſihe das Kur-Saͤchſiſche erneuerte und geſchaͤrfte mandat wider die ſelbſt-rache, § 22. Jmmittels hebet die zuruͤckſchibung die oͤffentliche ſtrafe nicht auf, Boͤhmer T. II P. II conſ. 1100 n. 8, 10. oder verbo- ten iſt? § 6236 Der Teutſche glaubte ſonſt: auf eine luͤge, (ſcheltwort), gehoͤre eine maultaſche; allein nach dem errichteten land-friden, auch eingefuͤhrten duell- mandaten, iſt diſes ſpruͤchwort abgeſchaft, Hert am a. o. ſ. 565, Stryk de alapa, man hat auch hir in ſachen von N. entgegen v. N. auf diſes ſpruͤchwort nicht geſehen. auf eine luͤge gehoͤret ſich keine maul- taſche mehr, § 6237 Die erlaſſung der ſchmach wird nicht vermu- tet. Denn die Teutſchen ſchmauſſen gern. Wo nun zwene feinde zu einem dritten als gaͤſte, oder an hof kamen, hiſe es: ſie leben nach hofrecht; ich will dir es nach hofrecht bringen; ich will dir auf hofrecht beſcheid tun, Hert paroem. iur. Germ. lib. I par. CI. Der grund hirvon ſteckt im ſpruͤch- worte: der perſon freund, der ſache feind, Hert am a. o. die erlaſſung der ſchmach wird nicht vermutet. § 6238

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 987. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1035>, abgerufen am 25.11.2024.